Wegen Staugefahr:Im Turbokreisverkehr zum Flughafen

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In einem Nadelöhr könnten die Verkehrsströme vom Flughafen zur Freisinger Westtangente ins Stocken geraten. Die Lösung soll ein zweispuriger Kreisverkehr bringen - und die Isarauen unberührt lassen.

Von Peter Becker, Freising

Pessimisten bezweifeln schon heute, dass Autofahrer über die künftige Westtangente wesentlich schneller zum Flughafen oder die in Lerchenfeld gelegenen Gewerbegebiete kommen als bisher. Sie fürchten das Nadelöhr, das die schmalen Brücken über die Isar und den Spörreraugraben bilden.

Dort seien Staus programmiert, prophezeien sie. Der Landkreis Freising wird diese Brücken in naher Zukunft allerdings nicht neu bauen. Ein solches Vorhaben würde etwa 20 Millionen Euro kosten. Zumindest was die Verkehrsströme aus Lerchenfeld und vom Flughafen kommend betrifft, glaubt der Kreisausschuss des Kreistags eine Lösung gefunden zu haben, die das ärgste Chaos verhindern soll: einen "Turbokreisverkehr mit zwei Bypässen", wie ihn Tiefbauamtsleiter Andreas Kämper bezeichnete. Der hat den Vorteil, die mit Kosten von 6,8 Millionen Euro weitaus günstigste Lösung zu sein, die noch dazu gar nicht in das angrenzende Flora-Habitat-Gebiet der Isarauen eingreift.

Die Grundstücksverhandlungen werden schwierig

Wenn alles optimal läuft, könnte der zweispurige Kreisverkehr in etwa zeitgleich mit der Freisinger Westtangente in betrieb gehen. Die Bauzeit beträgt nach Schätzung von Kämper etwa zwei Jahre. Die europaweite Ausschreibung des Projekts nimmt etwa ein halbes Jahr in Anspruch. Mit dem anschließenden Planfeststellungsverfahren zieht ein weiteres Jahr ins Land. Die Zuschussanträge könnten 2018 gestellt werden.

Ein heikler Punkt sind allerdings die Grundstücksverhandlungen, mit denen laut Kämper noch gar nicht begonnen wurde. Der derzeitige Verkehrsknotenpunkt, den die Kreisstraßen FS 44/FS 45 bilden, soll verschwinden. Dort biegen die aus Richtung Flughafen kommenden Fahrzeuge derzeit Richtung ehemaliger B 11 oder Lerchenfeld ab. Der Kreisverkehr soll östlich der bisherigen Straße auf einem Grundstück entstehen, das aktuell noch Ackerland ist. Die neue Trasse wird um ein bebautes Grundstück herumgeführt. Mit dieser Planung erübrigen sich weitere, etwa zehn Meter hohe Brückenbauwerke, die bei der Umsetzung anderer Varianten nötig gewesen wären. Die billigste hätte 8,2 Millionen Euro gekostet, die teuerste 10,7 Millionen Euro.

Laut den Grünen verlagert sich der Stau so bloß

Kämper gibt zu, dass mit dieser Lösung "keine Traumwerte" erzielt werden können, was den Verkehrsfluss anbelangt. "Aber es funktioniert", sagte er überzeugt. Auf lange Sicht komme der Landkreis aber vermutlich nicht um einen Neubau der Brücken herum, stellte er klar. Toni Wollschläger und Eva Bönig (Grüne) fürchten aber, dass der Bau des Kreisverkehrs den möglichen neuralgischen Punkt nur um einige hundert Meter Entfernung verlegt: nämlich an die Ampelanlage, welche die Zufahrt von und zur ehemaligen B 11 regeln soll. Kämper ist da weniger pessimistisch. Die Verkehrsprognosen für die Zukunft seien noch vage und es gelte abzuwarten, welche Entlastung die Nordostumfahrung letztlich für Freising bringe. Auch sie soll etwa um das Jahr 2020 herum fertig gebaut sein.

Als einziger stimmte Helmut Priller (ÖDP) gegen den Bau des Turbokreisverkehrs. Dies liegt daran, dass er die bisherige Straße als zusätzlichen Bypass erhalten haben möchte. Das, versicherte Martin Seidl vom zuständigen Planungsbüro, sei nicht notwendig.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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