Nachbarschaftshilfe:Mach was!

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Bei Rosemarie Obermeier laufen seit 30 Jahren alle Fäden der Zollinger Nachbarschaftshilfe zusamme (Foto: Marco Einfeldt)

Seit 30 Jahren gibt es in der Gemeinde Zolling die Nachbarschaftshilfe mit Rosemarie Obermeier an der Spitze. Die Helfer haben sich den Erfordernissen einer sich wandelnden Gesellschaft angepasst

Von Alexandra Vettori, Zolling

"Frau, mach' was", das war der Satz, der vor 30 Jahren zur Gründung der Nachbarschaftshilfe Zolling geführt hat - zumindest im weitesten Sinne. Ausgesprochen hat ihn der damalige Zollinger Bürgermeister Franz Obermeier, Adressatin war seine Frau Rosemarie. Am heutigen Samstag wird das 30-jährige Bestehen der Nachbarschaftshilfe Zolling gefeiert, die Festrede hält Rosemarie Obermeier, die seit Gründung die Vorsitzende ist. "30 Jahre Dienst am Menschen", so nennt sie ihr eigenes und das Engagement ihrer heute insgesamt 45 Helferinnen und Helfer. Die Art des Dienstes hat sich im Laufe der Zeit verändert, die Nachbarschaftshilfe passte sich den Erfordernissen einer sich wandelnden Gesellschaft an.

Angefangen hat es damals in den achtziger Jahren mit einigen Menschen in Notlagen im Ort. Rosemarie Obermeier wollte helfen und suchte sich Mitstreiterinnen. Sie fand sie in der Katholischen Frauengemeinschaft, der fast alle der sechs Gründungsfrauen angehörten. Neben Obermeier waren das Maria Lenz, Barbara Payenberg, Marianne Schranner, Rosa Weinzierl und Juliane Zeilhofer. Weil immer wieder Krankenpflege in Familien anfiel, bildeten sich die Nachbarschaftshelferinnen mit Pflegekursen fort. Die Hilfe für Alleinerziehende sei schon damals ein Thema gewesen, erinnert sich Obermeier, das Hauptproblem neben kurzfristigen finanziellen Engpässen war dasselbe wie heute, die Kinderbetreuung. Problematischer seien die Alleinstehenden, erzählt sie, "Alte wie Junge, da stehen immer Schicksale dahinter." Schließlich kam der Krankenhausbesuchsdienst dazu, und einige Jahre später, schon in den neunziger Jahren, folgte die Belastungsprobe für die engagierten Zollinger Frauen.

Im Thalhammer Hof, wo die Gemeinde sich erst in jüngster Vergangenheit gegen die Unterbringung von Asylbewerber gewehrt hat, waren deutschstämmige Aussiedler aus Russland, Kasachstan und Rumänien untergebracht, über 50. "Die waren da untergebracht wie in der Legebatterie, das hat unseren vollen Einsatz gebraucht", berichtet Obermeier. Die Nachbarschaftshilfe teilte sich damals die Betreuung mit der Diakonie Landshut, "wir haben die mit dem Nötigsten ausgestattet, von Kleidung bis zu Kochplatten." Jeden Mittwoch sei man angerückt, die Autos voll mit Lebensmitteln und Hausrat. In dieser Zeit entstand auch die Kleiderkammer, die noch heute im Pfarrheim besteht und in der sich Bedürftige mit gespendeten Kleidungsstücken eindecken können. Zu den ersten Besucher in der Kleiderkammer, erinnert sich Rosemarie Obermeier, gehörte eine Band aus Afrika, die im Nachbarort Haag auftreten sollten: "Es war Winter und die hatten nichts Warmes zum Anziehen und Flipflops an."

Später kam der Besuchsdienst im Zollinger Pflegeheim zu den Aufgaben der Nachbarschaftshilfe hinzu sowie ein Babysitterdienst. Seit 2014 halten Helfer auch Sprachkurse an der Grund- und Hauptschule ab. Die Nachbarschaftshilfe kauft die Lehrmittel, die Helfer kommen einmal pro Woche in die Schule und pauken mit den Schülern Deutsch-Vokabeln und -Grammatik. Seit neuestem geht man auch in die Kindergärten. Eine Reihe von Kindern mit Migrationshintergrund seien zurückgestellt worden, sagt Obermeier, weil ihre Deutschkenntnisse für den Schulbesuch zu schlecht gewesen seien. Hier helfen jetzt pensionierte Lehrer, ein ehemaliger Brauer, eine Studentin und Lehramtsanwärter, die Defizite bis zum nächsten Schuljahr aufzuholen. In Richtung Schule zielt auch das nächste geplante Projekt. Einige Helfer sollen an die Schulen gehen und dort auf schulische Aufgaben abgezielten Deutschunterricht halten, der den Schülern hilft, die Aufgabenstellungen, beispielsweise in Mathematik, zu verstehen.

Das Jubiläum nutzt Rosemarie Obermeier vor allem, um den 45 ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement zu danken. Dass sie selbst immer noch an der Spitze steht, erklärt sie damit, dass sie noch keine Nachfolgerin gefunden habe. Immerhin hat sie ihre Aufgaben in den vergangenen Jahren auf mehrere Schultern verteilen können. Der Vorstand besteht jetzt aus einem Trio, neben Obermeier noch Helga Czerny und Renate Schwabe. Für die Babysitter ist Barbara Payenberg zuständig, für die Kleiderkammer Helga Czerny, für das Sprachpatenprogramm Manuela Flohr, und für die Besuchsdienste Brigitte Kuschel und Juliane Zeilhofer.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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