Jeder muss das Stück verstehen können:"Theater ist für alle da"

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Philipp Schreyer und sein "Kreatives-Schauspiel-Ensemble" suchen sich bekannte, anspruchsvolle Stücke aus. Sie arbeiten sie um, so dass sie für Jedermann, insbesondere für junge Leute, verständlich sind. (Foto: Marco Einfeldt)

Philipp Schreyer steht demnächst als Martin Luther auf der Bühne, inszeniert aber auch selbst Stücke. Für Aufführungen wählt er oft ungewöhnliche Orte - weil er auch junge Leute erreichen will.

Interview von Tobias Weiskopf, Freising

Philipp Schreyer ist 27 Jahre alt und bekannt in der Freisinger Theaterszene. Er ist Vorsitzender des Theatervereins "Kreatives-Schauspiel-Ensemble", mit dem er 2016 den Jugendkulturpreis gewonnen hat, und er spielt seit über zwölf Jahren mit Talent und viel Hingabe Theater. Für die Produktionen, an denen er mitwirkt, sei es auf der Bühne oder als Regisseur, gibt es immer wieder herausragende Kritiken. Mit der SZ Freising spricht er über seine Anfänge und seine Philosophie von einem "Theater für alle".

SZ: Seit über zwölf Jahren sind Sie nun schon auf, vor und neben der Bühne aktiv. Wie haben Sie sich mit dem Theater-Virus infiziert und wer hat Sie angesteckt?

Philipp Schreyer: Also, eine bestimmte Person gibt's da nicht, das waren viele Einflüsse. Ich habe mich schon immer für Theater interessiert, habe quasi Theater im Blut. Im Kindergarten war ich von Puppentheater fasziniert. Dann in der Grundschule habe ich mein erstes Stück geschrieben, das wir als Abschluss in der vierten Klasse aufgeführt haben. Später habe ich dann Kurzfilme gedreht. Über Opodeldok bin ich letztendlich in die Freisinger Theaterszene gerutscht.

Mal ehrlich: Sind Sie noch nervös, wenn die Scheinwerfer angehen ?

Zwei Antworten: Wenn ich Schauspieler bin, ist es nur der kurze Moment beim Schritt auf die Bühne. Wenn ich Regie führe, bin ich eine Woche vorher nicht mehr ansprechbar.

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Philipp Schreyer liebt es, auf oder hinter der Bühne zu stehen. Demnächst ist er Martin Luther.

Von Tobias Weiskopf

Im Jahr 2010 haben Sie das "Kreative-Schauspiel-Ensemble", kurz KSE, ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?

Ich habe an der FOS Theater gespielt und wollte eine Seminararbeit über eine Inszenierung schreiben. Das Stück hatte ich schon rausgesucht, aber dann ging es doch nicht. Da habe ich das während des Abis gemeinsam mit drei Freunden privat umgesetzt. Wir wollten was Eigenes, was Modernes machen und daraus ist dann das KSE entstanden.

Seit 2013 ist das KSE ein eingetragener Verein, vergangenes Jahr haben Sie mit Ihrer Gruppe den Jugendkulturpreis gewonnen. Was kommt als nächstes?

Der große Kulturpreis wäre natürlich schick. Aber wir machen natürlich ganz normal weiter. Vielleicht mal was Größeres in nächster Zeit.

Früher einmal war der Besuch einer Theatervorstellung eher etwas für die Oberschicht und auch heute können viele, gerade junge Menschen, mit klassischen Inszenierungen nichts anfangen. Für Sie gilt aber, "Theater ist für alle da", wie passt das zusammen?

Meine Freunde und ich waren immer die Jüngsten bei den Vorstellungen. Wir wollten das ändern. Theater ist eben nicht nur klassisch: "Da stehen Leute auf der Bühne und sprechen einen Text, den ich eh nicht verstehe." Theater ist für alle da. Deshalb suchen wir immer anspruchsvolle, meist bekannte oder ausgezeichnete Stücke mit gutem Inhalt aus, aber inszenieren sie modern und auch kreativ, sodass sie jeder versteht. Dafür steht das KSE. Und wir verlangen keinen Eintritt, finanzieren uns nur über Spenden. Gerade die hohen Preise der Freisinger Laienbühnen schrecken viele - besonders junge Menschen - ab. Wir wollen die Leute regional ins Boot holen, denn nach München zu fahren, ist oft ein Hindernis. Außerdem spielen wir an verschiedenen Lokalitäten. Mal im Lindenkeller, im alten Juz, im Furtner oder auch am Spielplatz. So können wir alle Leute erreichen.

Die Kritiken Ihrer Stücke in den vergangenen Jahren sind allesamt überragend. Verraten Sie den Schlüssel für diese Erfolge?

( lacht) Ne, sag ich nicht, das ist unser Geheimnis.

Inzwischen haben Sie Ihre Leidenschaft mit einer Ausbildung am theaterpädagogischen Institut Bayern zum Beruf gemacht. Was genau machen Sie als Theaterpädagoge?

Man kann ganz klassisch am Theater arbeiten und dort Jugendgruppen hinter die Kulissen führen, Gespräche mit den Schauspielern moderieren und das Stück mit den Jugendlichen erarbeiten. Allgemein mit Laien jeder Altersstufe zusammenarbeiten. Mein Fokus liegt darauf, Produktionen mit Kindern und Jugendlichen auf die Beine zu stellen. Und dann der Workshop-Bereich. Das fängt mit Maskenspiel und Improtheater an und geht bis zu Präsentations- und Rhetorik-Training oder Teambuilding.

Wo können Interessierte Sie und Ihre Theater-Arbeit als nächstes in Freising sehen?

Gleich mehrfach: Im Juli spiele ich Luther beim Luther-Spektakel in der Camerloher-Aula und beim KSE stehe ich im Oktober auf der Bühne. Wir zeigen das Stück "Text" des Schweizer Autors Jérôme Junod unter der Regie von Andrea Henze und Svenja Vogel. Und für 2018 juckt es mich schon, wieder selbst Regie zu führen.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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