Grundschule:15 Jahre vor Gericht

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Wenn die Gemeinde wegen des Vermessungsfehlers beim Bau der neuen Grundschule wirklich klagt, kann sich der Prozess sehr lange hinziehen. Die Schule soll gleichwohl zum nächsten Schuljahr fertig werden

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Nach dem folgenschweren Vermessungsfehler beim Bau der Grundschule am Fürholzer Weg muss sich die Gemeinde womöglich auf einen jahrelangen Bauprozess einstellen. So etwas könne schon 15 Jahre dauern, sagt der auf Bau- und Architektenrecht spezialisierte Rechtsanwalt Wolfgang Straube. Vermeiden lasse sich das oft nur, wenn man "die Zuckerwürfel und Gummibärchen, die einem der Richter hinwirft", annehme und sich außergerichtlich einige.

Straube konnte dem Schul-Ausschuss, der die Hintergründe des Falles aufarbeiten und das Projekt weiter begleiten soll, aber auch eine gute Nachricht überbringen: Das für die Vermessung zuständige Fachbüro, das die Verantwortung zunächst abgelehnt hatte, habe den Fehler inzwischen "quasi zugegeben" und der Haftpflichtversicherung gemeldet. Diese hat nun für Mitte Dezember eine Ortsbesichtigung angesetzt. "Hier geht was vorwärts", stellte Straube zufrieden fest.

Wegen des Fehlers liegt die Schule fast einen halben Meter zu tief im Boden. Deshalb mussten beispielsweise Treppen am Turnhallen-Verbindungsgang verlängert, das Entwässerungskonzept ergänzt und auch die Regenpausenhalle angepasst werden. Denn das Grundwasser könnte im Extremfall höher als bis zu Unterkante der Glasfassade steigen, die eigentlich nicht gegen drückendes Wasser ausgelegt wäre. Rechtsanwalt Straube riet der Gemeinde, sich nun grundsätzlich von allen Firmen die in Folge des Fehlers entstandenen Zusatzkosten detailliert mitteilen zu lassen. Erneut wurde in der Sitzung auch deutlich, dass ein großes Fragezeichen hinter den Kosten steht, die womöglich erst in vielen Jahren als "Spätfolgen" anfallen.

Dass das Ergebnis der Vermessung vom Frühjahr 2014 falsch war, war erst ein gutes Jahr später klar geworden. Auch danach wurde aber bewusst weitergebaut. Markus Funke (FDP) erkundigte sich deshalb jetzt, ob womöglich doch ein Baustopp "aus rechtlicher Sicht sinnvoller gewesen" wäre. Hätte man alle wirtschaftlichen Aspekte außer Acht lassen können, wäre ein Stopp schon "die sicherste Möglichkeit" gewesen, erklärte der Rechtsanwalt. Dann hätte man erst einmal in Ruhe ein Beweissicherungsverfahren durchführen können. Allerdings würde die Grundschule dann womöglich "niemals gebaut werden", so der Jurist. Zumindest würde sie dann nicht mehr unter dem jetzigen Rektor Josef Eschlwech eingeweiht, merkte Bürgermeister Franz Heilmeier an.

Nach jetzigem Stand ist aber eine Inbetriebnahme zum nächsten Schuljahr durchaus realistisch, wie Anita Schinko vom Projektsteuerungsbüro Drees & Sommer sagte. Denn "die Terminsituation hat sich nicht verändert". Die "wesentlichen Bauleistungen" sollen bis zu den Pfingstferien abgeschlossen sein. So bleibe Zeit für Abnahmen, Übergaben und die Inbetriebnahme. Nahezu unverändert ist auch die Kostenprognose: Man steuert weiterhin auf 18 Millionen Euro zu.

Noch nicht einberechnet sind dabei die unmittelbaren Folgen des Vermessungsfehlers, die auf 145 000 Euro beziffert werden, die Auswirkungen der Bauzeitverlängerung, wobei aktuell von gut 250 000 Euro die Rede ist, und der Wasserschaden im Ganztagsgebäude. Für die hier angefallen 20 000 Euro werden Regressansprüche geprüft. Schon länger empfiehlt das Projektsteuerungsbüro eine Aufstockung des auf 17,1 Millionen Euro limitierten Budgets. Das sollte man "dingfest machen", sagte Schinko. Thema wäre das in der nächsten Schulausschuss-Sitzung am 11. Januar und bei den Etatberatungen für 2016.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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