Debatte um das Oktogon:Vermeidbare Verwerfungen

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Es zeugt von gewisser Überheblichkeit, Zweifel an der "Verlässlichkeit" der Stadt zu äußern und ihren Vertretern die Fähigkeit abzusprechen, das Große und Ganze zu sehen.

Kommentar von Petra Schnirch, Freising

Nun ist alles wieder im Lot, zumindest fast. Der Freisinger Stadtrat hat den Umbauplänen für das Diözesanmuseum diesmal zugestimmt und auch klar gemacht, dass er hinter dem Gesamtkonzept für den Domberg steht. Doch eigentlich stand das grundsätzlich auch nie in Frage. Es zeugt von gewisser Überheblichkeit, Zweifel an der "Verlässlichkeit" der Stadt zu äußern, nur weil ihre Vertreter - klein karierte Provinzler halt - nicht einfach alles sofort abnicken, und ihnen die Fähigkeit abzusprechen, das Große und Ganze zu sehen.

In den vergangenen Monaten ist einiges schief gelaufen, anders sind die Verwerfungen zwischen Stadt und Erzdiözese nicht zu erklären. Den Stadträten kann und muss der Vorwurf gemacht werden, dass sie sich sehr spät für die Zukunft des Oktogons interessiert haben - nämlich erst, als der Bauantrag schon auf dem Tisch lag. Historischer Verein und der frühere Stadtheimatpfleger Norbert Zanker forderten früh den Erhalt des Turms. Die Verantwortlichen im Erzbistum und die Denkmalschützer wiederum müssen sich ankreiden lassen, dass sie es versäumt haben, den Kommunalpolitikern ihre Pläne rechtzeitig im Detail vorzustellen - und zu erklären, warum es aus ihrer Sicht keine Alternative zu einem Abriss gibt und was ein Nein für die weiteren Planungen am Domberg bedeuten würde.

Zu viele Bausünden wurden hingenommen

Dass sich die Stadträte Sorgen um das Stadtbild machen, ist durchaus verständlich. Zu viele Bausünden haben ihre Vorgänger im Laufe der Jahrzehnte, manchmal auch leichtfertig, hingenommen. Auf dem Domberg ist ebenfalls so mancher kunsthistorische Schatz verschwunden. Man kann der Ansicht sein, dass das Oktogon das spätklassizistische Museumsgebäude verunstaltet. Von der Stadt aus gesehen aber ist der Turm ein prägendes Element des Stadtbildes.

Es ist schade um das Oktogon, auch wenn das, was mit der Sanierung des Museums entstehen wird, den Verlust aufwiegen mag - man denke nur an die geplante Öffnung der Terrasse. Die Erzdiözese war bei der Vorstellung des Siegerentwurfs für das Museumsgebäude zu recht stolz auf Transparenz und Bürgernähe. Die spätere Auseinandersetzung ist aber ein Lehrstück dafür, dass die Beteiligten dann auch mit auf den Weg genommen werden sollten.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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