Stadtheimatpfleger Zanker:Kämpfer für Freisings Stadtbild

Stadtheimatpfleger Zanker: In der Altstadt weiß Norbert Zanker - wie hier am Kriegerdenkmal - zu jedem Monument, zu jedem Haus etwas zu erzählen.

In der Altstadt weiß Norbert Zanker - wie hier am Kriegerdenkmal - zu jedem Monument, zu jedem Haus etwas zu erzählen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Norbert Zanker hat vielen Bauherren ins Gewissen geredet - nicht alle Bausünden konnte er verhindern. Am liebsten regelt der Stadtheimatpfleger die Dinge intern, ohne große Öffentlichkeit, damit "erreicht man auf Dauer mehr", wie er sagt.

Interview von Johann Kirchberger, Freising

Wie das so ist mit ehrenamtlichen Tätigkeiten: Wenn man sie lange genug ausgeübt hat, wird man mit Ehrungen überhäuft. Vor einer Woche bekam Stadtheimatpfleger Norbert Zanker vom Verein für Stadtheimatpflege den Stadtbildpflege-Preis, eine Nachbildung des Weißbierglases, das angeblich 1724 vom Domturm fiel, ohne kaputt zu gehen. Günther Lehrmann, der Vorsitzende des Historischen Vereins, überreichte ihm zudem die Karl-Meichelbeck-Medaille, die den "Freunden der Geschichte Freisings" gewidmet ist. Und die offizielle Verabschiedung durch die Stadt steht noch bevor. Die Freisinger SZ hat Norbert Zanker zu den Schwerpunkten seiner Arbeit befragt.

SZ: Wie zeitaufwendig ist denn der Job eines Stadtheimatpflegers?

Zanker: Wenn ich alles zusammenzähle, sind es ein paar Tage im Monat. Aber das verteilt sich, gefragt bin ich fast täglich.

Bei welcher Art von Bauvorhaben werden Sie zu Rate gezogen?

Grundsätzlich werde ich gefragt, wenn es um Belange der Altstadt und Denkmäler geht. Auch bei Vorgesprächen des Gestaltungsbeirats bin ich dabei und bei allen Bebauungsplanverfahren werde ich gehört. Das klappt ganz gut, zu den Leuten im Bauamt habe ich ein gutes Verhältnis.

Sind ihre Empfehlungen gefragt oder werden sie eher als lästig empfunden?

Oft weiß ich von einem Bauvorhaben, ehe bei der Stadt der Antrag eingeht. Da sag ich den Leuten im Vorfeld meine Meinung, rate ihnen ab, irgendeinen Schwachsinn zu machen und sag, lasst's den Schmarrn.

Welche Probleme gibt es in Freising mit dem Denkmalschutz, was könnte verbessert werden?

Ich bin kein Denkmalschützer, sondern Heimatpfleger. Deshalb bin ich auch zufrieden, wenn ein Gebäude nach dem Umbau wieder so aussieht wie vorher. Der Weißbräu Huber zum Beispiel. Das Schulhaus in Sünzhausen etwa ist wichtig für die Leute, obwohl es kein eingetragenes Denkmal ist. Zum Glück finde ich manchmal leichter Zugang zu den Leuten als das Bauamt. Aber es gibt auch welche, die meine Empfehlungen nicht gut finden und manchmal knickt auch die Stadt ein - Beispiel H & M. Da wurde ein Flachdach genehmigt und der Bauherr hat dann lauter Entlüftungsanlagen ungenehmigt draufgestellt. Schrecklich.

Von Ihnen hat man in den vergangenen 15 Jahren wenig gehört, gab es nie Auseinandersetzungen mit den Verantwortlichen bei der Stadt?

Ich bin Heimatpfleger, kein Öffentlichkeitsarbeiter. Nachträglich Zirkus zu machen, das will ich nicht. Sonst besteht auch die Gefahr, kalt gestellt zu werden. Wenn man die Sachen intern regelt, erreicht man auf Dauer mehr.

Worin sehen Sie derzeit die größte Gefahr für das Stadtbild?

Das größte Problem ist der Domberg. Da sind zu viele Planungsbüros unterwegs, die mit Freising nichts am Hut haben, die Manager wechseln ständig. Früher gab es einen Diözesanbaumeister, der hat sich verantwortlich gefühlt, der konnte was entscheiden. Heute weiß man nicht mehr, wer das Sagen hat.

Wie gefallen Ihnen denn die hochgelobten Pläne für den Umbau des Dombergs?

Der große Wurf, wie immer behauptet wird, ist das bestimmt nicht. Der Seidlturm im Süden ist für den Wörth prägender als die Domtürme. Der muss erhalten bleiben. Das gleiche gilt für das Oktogon am Diözesanmuseum. Das sind zwei prägende Türme, das ist die weithin sichtbare Stadtkrone. Der Domberganger, der Nachfolger des äußeren Burghofs, wird durch das Oktogon geschlossen, er darf nicht aufgerissen werden. Dadurch entsteht angeblich ein freier Blick nach Weihenstephan, den brauch ich nicht. Diese beiden Türme abzureißen wäre eine schreckliche Bausünde, ein großer Verlust für das Stadtbild. Überflüssig sind die spitz zulaufenden Fenster im Neubau. Da entsteht ja kein sakraler Bau, sondern ein Hotel.

Zu den Schandflecken in Freising gehört wohl der rückwärtige Teil des Kaufhauses Woolworth an der Fischergasse und das Haus mit dem großen Tor am Dombergaufgang.

Ja, der Woolworth-Parkplatz ist nicht nur scheußlich, er löst auch zusätzlichen Parksuchverkehr in der Stadt aus. Vielleicht löst sich das Problem ja einmal, wenn die Verträge auslaufen. An der Domberggasse kann man nichts machen, solange nichts herunterfällt. Eigentümerschutz ist stärker als der Wille der Stadt. So was löst sich meist erst, wenn der Besitzer etwas von der Stadt will.

Gibt es noch weitere Schandflecke?

Ja, genug. Das Gebäude an der Ecke Kammergasse/Ziegelgasse, ein großbürgerliches Schmuckstück, steht seit zehn Jahren leer. Ein paar Häuser weiter, am Graben, hat die Stadt ein Gebäude, das dringend saniert werden müsste, aber nichts geschieht. Im Spanngässchen gegenüber dem Friseur Sainer verfällt ein Haus seit Jahren. Aus dem "Bodensteiner" ist ein Allerweltsbau geworden, und das am Stadteingang zum Domberg. Auch die beiden Abbruchhäuser an der Saarstraße verschandeln das Stadtbild, aber da tut sich jetzt was. Positive Beispiele für den Erhalt wichtiger Bürgerhäuser haben wir an der Kirch- oder Sackgasse.

Oft kommen Hausbesitzer mit dem Versprechen, ein Gebäude nach dem Abbruch wieder aufzubauen, wie es war.

Ja, das versprechen sie alle. Und dann wird es doch anders. Trotzdem, ich bin da mehr auf Seiten der Bürger als beim Denkmalschutz. Geklappt hat das bei der Sparkasse, da wurde das Haus abgebrochen und originalgetreu wieder aufgebaut. Es gibt eben auch gute Architekten, die schaffen Qualität, auch im Detail. Dafür wurde mit dem Anbau entlang des Schulhofs gesündigt. Ein Sparkassen-Verwaltungsgebäude muss doch nicht da stehen, das kann auch im Vimypark oder in Grönland sein.

Franz Haslberger wollte einmal am Ende der Unteren Hauptstraße ein Stadttor errichten.

Das hätte da nicht hingepasst. Das ist gerade die Besonderheit von Freising, dass an diesem Ende der Hauptstraße eben kein Tor steht wie sonst überall.

Wie gefallen Ihnen die geplanten Umbaumaßnahmen in der Innenstadt?

Eigentlich ganz gut, die Moosachöffnung gefällt mir. Man muss nur aufpassen, dass insgesamt kein Plattensee entsteht. Ich wünsche mir eine heitere Architektur, es müssen menschliche Maßstäbe gesetzt werden.

Welche Ratschläge würden Sie Ihrem Nachfolger geben?

Keine. Ich würde ihm nur sagen, ich hab's so gemacht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: