Ausgehen in Freising:Hellgrüne Kamele und exotische Tabakmischungen

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Bei Tageslicht kommt der bunte Stilmix der Wasserpfeifen in der Shisha-Bar "Diamant" noch mehr zur Geltung. (Foto: Marco Einfeldt)

Folge 7 der SZ-Kolumne "Bar-Hocker": In wilden LED-Farben funkelt mitten in Freisings Altstadt die Shisha-Bar "Diamant".

Kolumne von Eva Zimmerhof, Freising

Das quietschbunte Licht an den Wänden dringt kaum bis zu den Gesichtern der Jugendlichen vor, die an diesem Abend im "Diamant" auf dunklen Kunstlederbänken hocken. Rap erschallt im Wechsel mit arabischem Pop. Im Zentrum der Grüppchen je ein schwarzer Ikea-Tisch, der günstigste, darauf Cola, Bier und dickbauchige Glasgefäße, in denen es blubbert. Die Enden der Plastikschläuche, die darin stecken, liegen in den Händen der Gäste, die sie immer wieder Richtung Mund führen. Tief, ganz tief ziehen. Ausatmen. Eine junge Frau übt Rauchringe. Freising kann auch wild. Mitten im Herzen der sonst so braven Stadt gibt es so etwas wie großstädtische Subkultur. Auch wenn es nicht ganz vergleichbar ist, ist sie keineswegs mit dem noch lahmgelegten "Abseits" verschwunden.

Hinter einem grauen Vorhang blinken Spielautomaten. So manch einer lehnt sich in der in Dunkelheit getauchten Shisha-Höhle lässig zurück, schließt beim Ausatmen entspannt die Augen. Schluck Cola. An den Wänden wechseln Haremszenen die Farben. Blau, grün, rot. Der "Diamant" an der General-von-Nagel-Straße funkelt vor LED-Farben. Leuchtbilder zeigen eine Wüstenstadt, grellgrüne Kamele und eine verhüllte Nomadin. Schräg gegenüber erstrahlt die Bauchtänzerin. Ein Mann in den Zwanzigern fragt zuvorkommend, wo man sitzen wolle, und weist einem dann den Weg zu einer der mit niedrigen Mauern umgebenen Sitznischen.

Glühende Kohlequader in einer ausgehöhlten Ananas

Geschickt hantiert er mit Sprühflasche und Lappen, bis der Tisch blitzeblank ist. Während in der "Hansi Bar" blonde Frauen mittleren Alters dominieren, sind es hier junge, dunkelhaarige Männer. Einige sitzen allein und spielen mit ihren Smartphones. Anderseits gibt es auch einige gemischte und Frauengruppen, die sich lebhaft unterhalten. Der Kellner setzt sich für die Bestellung neben die Gäste. Der Mojito (Cocktails je sieben Euro) schmeckt dann sauer, der Caipirinha nur wenig besser. Dafür ist der Orange-Minz-Geschmack der Shisha (zwölf Euro) angenehm und dank der im Schlauch integrierten Kühlung sehr mild.

Das Tabakrepertoire reicht von einfachen Sorten wie Apfel und Honigmelone, gemischten wie Zitrone-Vanille, Kaugummi-Zimt bis zum Spezialangebot Ice-Mango-Tango, was selbst in diesem Ambiente exotisch wirkt. Geschmacksrichtung Blaubeere erinnert noch daran, dass der "Diamant" früher "Blueberry" hieß. Man setzt auf Exotik und präsentiert die glühenden Kohlequader auch mal in einer ausgehöhlten Ananas. Von Zeit zu Zeit geht ein Kellner herum und tauscht die Würfel auf den Shishas mit einer Zange aus, damit keine erlischt. In den Nischen bleibt man für sich, kommt so schwerlich mit anderen ins Gespräch. Ob sich die neu angekommene Gruppe dazu setzen dürfe, fragt dann aber der Kellner, wieder auf Höflichkeit bedacht, schließlich zollt man den Gästen Respekt.

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 14 bis 2 Uhr. Barrierefreiheit: Im Eingang gibt es eine kleine Treppe und vor den Sitznischen eine Stufe.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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