Historisches Gebäude:Als der Weg zu Kirche und Schule noch gefährlich war

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Einst musste der Pfarrer auf seinem Weg zur Kirche jeweils Amper und Isar queren. Vor 150 Jahren bekam Volkmannsdorf dann doch ein schmuckes Pfarrhaus - das steht seit Jahrzehnten leer, birgt aber Potential.

Von Peter Becker, Wang

Eine prächtige Aussicht auf das Land zwischen Isar und Amper genießt der Betrachter vom Volkmannsdorfer Pfarrhaus aus, das zwischen der Pfarrkirche Sankt Laurentius und der alten Schule liegt. Der markante Bau besteht jetzt seit 150 Jahren. Heimatforscher Josef Schlecht hat anlässlich dieses Jubiläums einen Blick zurück in dessen Geschichte geworfen. Das Pfarrhaus steht seit 1990 leer. Mittlerweile gibt es aber ein Konzept, es als kulturelles Zentrum wieder ins Gemeindeleben zu integrieren.

Pfarrer in Volkmannsdorf zu sein, erforderte in früheren Jahrhunderten einen gewissen Wagemut. Die Kirche stand in Volkmannsdorf, das Pfarrhaus aber bis zum Jahr 1835 auf der rechten Isarseite in Volkmannsdorferau. Dazwischen schlängelten sich Isar und Amper. Ein gewisser Pfarrer Eixendorfer hatte im Jahr 1738 an den Freisinger Bischof geschrieben, er würde gerne seinen Pfarrhof gegen den Sellmair zu Isareck tauschen wollen. "Dies wäre eine dem Gotteshaus nähere Bebauung außer aller Wassergefahr."

War der Übergang über den Steg nicht möglich, musste sich der Pfarrer auf sein Pferd schwingen

Der Hauptlehrer Karl Bergmeister berichtet 1932, dass in alter Zeit eine Verbindung über die Isar zwischen Kirche und Pfarrhof geschaffen werden musste. "Man erbaute daher einen hölzernen Steg." Den rissen fast alle Jahre Hochwasser oder Treibeis weg. War der Übergang über den Steg nicht möglich, musste sich der Pfarrer auf sein Pferd schwingen und über die Brücke in Moosburg zu seinem Gotteshaus reiten. Das war ein gewaltiger Umweg, weshalb das Jägerhaus in Isareck von 1825 an als Amtswohnung für den geistlichen Herrn genutzt wurde.

Seit August 1855 führte eine "fliegende Fähre" über die Isar, getrieben von der Strömung des Flusses und der Kraft des Fährmanns. Hochwasser und Treibeis blieben dennoch eine stete Gefahr. Wurde es zu gefährlich, wurde der Fährbetrieb eingestellt. Kinder kamen dann nicht zur Schule, die Gläubigen nicht in die Kirche.

Früher befand sich das Pfarrhaus der Pfarrei Volkmannsdorf rechts der Isar. Der Pfarrer musste Isar und Amper überqueren, um zu seiner Kirche zu kommen. (Foto: privat)

Pfarrer Georg Sollacher blickte 1949 in einem Schreiben an das Ordinariat ebenfalls in die Geschichte seiner Pfarrei zurück. Immer wieder beklagten sich Pfarrer darüber, von ihrer Kirche abgeschnitten zu sein. Die Pfarrgemeinde Volkmannsdorf musste fast in jedem Jahr große finanzielle Mittel aufwenden, um den Steg wieder herzustellen. Ein Pfarrer Holzer schreibt in einem Protokoll über eine Pfarrgemeinderatssitzung im Juni 1832 an den Erzbischof: "Wenn nicht die Brücke auf Kosten des Ärars erbaut werde, müsse man lieber die gänzliche Auflösung der Pfarrei wünschen als unter solchen Kosten das Fortbestehen derselben." Mit dem Wort Ärar ist der Fiskus gemeint.

Königliche Regierung und Ordinariat willigten am 11. September 1835 schließlich ein, den Pfarrhof in Volkmannsdorferau zu verkaufen. Neuer Pfarrsitz wurde das ehemalige Försterhaus in Isareck. Zumindest für drei Jahrzehnte. Laut Schlecht waren die Verhandlungen über die Verlagerung des Amtssitzes nach Isareck "sehr langwierig und sehr erregt".

Von "heißen Kämpfen" begleitet war laut Sollacher der Umzug des Pfarrheims von Isareck nach Volkmannsdorf. Pfarrer Anton Heigl hatte diesen initiiert und den jetzigen Pfarrhof erbauen lassen. Ohne dass die Gemeinde auch "nur einen Kreuzer Concurrenz Beitrag oder den geringsten Hand- und Spanndienst leistete", wie Sollacher schreibt. Heigl sei wegen des Baus des Pfarrhauses angefeindet und verfolgt worden. Ungerechterweise sei er zu sechs Monaten Festungshaft verurteilt worden. Warum, darüber schweigt Sollacher. Er erwähnt nur, dass schließlich die gerechte Sache siegte und Heigl drei Jahre später zum Pfarrer von Böbing befördert wurde.

Letzter Pfarrer in Volkmannsdorf war Edward Stupak. Er zog 1990 nach Hörgertshausen um. Mit der Einführung der Pfarrverbände hatte die Pfarrei Volkmannsdorf ihre Eigenständigkeit verloren. Sie wurde in den Pfarrverbund Mauern eingebunden. Der Pfarrhof litt mehr und mehr unter dem Leerstand.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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