München:Kampf um Hortplätze

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Taekwondo gehört für die Ganztagsklassen der Burmesterschule zu dem Angebot, das den Unterricht ergänzt. (Foto: Veronica Laber)

Die Rektorin der Freimanner Burmesterschule hat eine Warteliste mit 15 Kindern und rechnet mit weiteren Anmeldungen. Doch das Bildungsreferat sieht die Situation nicht als akut an. Container soll es erst 2017 geben

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Eltern in den Quartieren rund um die Siedlung Kieferngarten haben zunehmend Probleme, eine adäquate Nachmittagsbetreuung für ihre Kinder zu finden. Dabei wächst vor allem der Druck auf die Burmesterschule. "Wir haben einen eklatanten Mangel an Hortplätzen", sagt die Rektorin der Grundschule, Dorothea Wilhelm. Schon jetzt seien 15 Kinder auf der Warteliste; fürs kommende Schuljahr rechnet sie mit 30 Erstklässlern mehr als im Vorjahr. Die Rektorin fordert nun vehement eine Notlösung, etwa einen Pavillon als Anbau, um mehr Platz zur Verfügung zu haben. Das Schulreferat will aber die Situation nicht als akut erkennen. "Die Fakten stellen den Bedarf als nicht so drängend dar", teilt Behördensprecherin Ursula Oberhuber mit. Der Grund: Es sollen im kommenden Jahr im Umfeld insgesamt 35 Hortplätze hinzukommen.

Schon seit Längerem wird der Raum in der Freimanner Grundschule knapp. Das liegt am konstanten Zuzug: In der Siedlung am Haidpark haben sich in den vergangenen Jahren jede Menge Familien niedergelassen - und bald kommen die Zuzügler im Neubaugebiet an der Freisinger Landstraße hinzu. In diesem Quartier mit dem Namen "Am Mühlbach" entstehen auf knapp 12 000 Quadratmetern 158 Wohnungen, die nach Firmenangaben zwischen Frühjahr und Sommer 2016 sukzessive bezogen werden. Unter den Bewohnern werden auch Kinder im Grundschulalter sein - deren Eltern wohl dringend einen Hortplatz brauchen werden.

Denn ein Hortangebot ist für viele Berufstätige eine günstigere Lösung, als den Nachwuchs in eine Ganztagsklasse zu schicken. "Wir hätten ohne Hort keine Möglichkeit, uns zu organisieren", sagt Hans Hofmann, Vater von einem Mädchen und zwei Buben sowie Vorsitzender des Elternbeirates der Burmesterschule. Seine Kinder haben im Hort an der Burmesterstraße montags bis donnerstags bis 17.30 Uhr eine Betreuung; für die Kleinen in den Ganztagsklassen dagegen ist an diesen Tagen schon um 15.30 Uhr, freitags bereits um 13 Uhr Schluss.

Hofmann erinnert daran, dass der Kindergarten an der nahen Bauernfeindstraße ursprünglich komplett in einen Hort umgewandelt werden sollte. Doch die Stadt habe anders entschieden: Die Einrichtungen an Burmester- und Bauernfeindstraße seien zusammengelegt worden - auf Kosten einiger Hortplätze. "Und genau diese Plätze fehlen jetzt", sagt der Elternbeiratsvorsitzende.

Das Schulreferat und insbesondere Stadtschulrat Rainer Schweppe sind bei Rektorin Wilhelm wohlgelitten. Der Behörde kann nach ihren Worten nicht angelastet werden, dass ihre Schule einst auf vier Ganztagsklassen ausgelegt war, nun aber bereits mit acht Klassen zurechtkommen muss. "Das war unsere pädagogische Entscheidung." Wilhelm rechnet es der Behördenspitze zudem hoch an, dass sie bereits im Oktober bei einem Gespräch mit Schweppe und Vertretern der Fachabteilungen ihre Sorgen vortragen konnte - und dabei auch ein Erweiterungsbau in Aussicht gestellt worden sei. Allerdings mit dem frühestmöglichen Baubeginn im Jahr 2017. "Das ist zu spät. Bis dahin platzen wir aus allen Nähten", sagt sie. "Es ist ganz schnelle Hilfe vonnöten."

Inzwischen hat ihr Hilferuf auch die Stadtviertelpolitiker erreicht. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, Werner Lederer-Piloty (SPD), will jetzt einen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schreiben. "Ein Pavillon sollte doch schnell realisierbar sein", sagt er und fügt hinzu: Der Bedarf sei nicht von der Hand zu weisen, mithin nachvollziehbar von der Schule dargestellt.

Aus Sicht des Schulreferates sieht die Lage nicht so brenzlig aus, im Gegenteil. "Im Lauf des Jahres 2016 wird sich die Versorgungssituation weiter verbessern", prognostiziert Behördensprecherin Oberhuber. Nach ihren Angaben soll die Einrichtung an der Bauernfeindstraße 30 nun doch sukzessive in einen reinen Hort umgewandelt werden. Dadurch entstünden zehn Plätze mehr. Weitere 25 Hortplätze kämen hinzu, wenn Ende 2016 das neue Haus für Kinder Am Kiefernwald fertiggestellt sei. Die Behörde rechnet zudem vor, dass der Versorgungsgrad der ganztägigen Betreuung im Schuljahr 2015/2016 im Sprengel der Burmesterschule bei 80 Prozent liege, "deutlich über dem gesamtstädtischen Wert von 74 Prozent".

Allerdings geht das Schulreferat für seine Berechnungen von anderen Datengrundlagen aus, als die Burmesterschule. Die Behörde spricht von 164 Hortplätzen, die derzeit zur Verfügung stünden; Rektorin Wilhelm gibt 151 an; für die Behörde sind nur 37 Kinder in der Mittagsbetreuung, Wilhelm weiß von 47.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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