Forstenried:Trotz lauter Bäumen den Wald noch sehen

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Baumfällarbeiten mit großem Gerät: "Harvester" werden auch im Forstenrieder Park eingesetzt. (Foto: Robert Haas)

Schwarzwild, Borkenkäfer und Sturmschäden stellen den Forstbetrieb München vor große Herausforderungen. Der Leiter der Behörde weist Kritik, etwa an Eichenfällungen im Forstenrieder Park, zurück

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Baumfällungen im Bereich des Timberland Trails unweit von Neuried haben in den vergangenen Wochen einigen Wirbel unter Naturfreunden ausgelöst. Der Leiter des Forstbetriebs München, Wilhelm Seerieder, hat die Maßnahmen jetzt erneut verteidigt. Es habe sich um einen "kleinen Hieb" mit dem Ziel gehandelt, schwächere Eichen zu entfernen, um die Kronen alter, starker Bäume frei zu stellen. Auf diese Weise könnten sie ihre Biotopfunktion wieder voll erfüllen.

Bei der Jahresversammlung des Vereins der Freunde des Forstenrieder Parks beschrieb Seerieder ferner Probleme wesentlich größerer Dimension: Noch immer befänden sich seine Leute, begleitet von Urlaubssperren, "im Dauereinsatz", um die Folgen des Orkans Niklas von 2015 zu beseitigen. 420 000 Festmeter Windwurf seien damals angefallen - eine Menge, die ohne den massiven Einsatz von Harvestern nicht wegzuräumen sei. Egal, ob Spaziergänger das nun vergnüglich fänden oder nicht. Zudem habe es der Forstbetrieb mit einer "heftigen Zunahme" des Borkenkäfers zu tun.

Weil sich zudem das Schwarzwild ordentlich vermehre und von Ferne obendrein die afrikanische Schweinepest drohe, stünden die Bayerischen Staatsforsten zusätzlich unter Druck, den Wildschweinbestand zu reduzieren. Waldbesucher würden dem Symboltier des Forstenrieder Parks aber weiterhin begegnen, versicherte Seerieder. "Wir wollen und könnten die Wildschweine gar nicht ausrotten. Denn obwohl es für sie keine Schonzeit mehr gibt, erwischen wir nur einen Bruchteil von ihnen." Hier handle es sich um eine ausgesprochen schlaue Spezies. In Anbetracht all dieser Herausforderungen warb der Forstfreunde-Vereinsvorsitzende Jacques Volland um Verständnis für die "nachhaltige Nutzung" des Waldes, der sich der Forstbetrieb verpflichtet fühle. Volland würdigte die jahrelange gute Zusammenarbeit mit den staatlichen Forstleuten. In diesem Jahr soll sie sich in der Sanierung des Hexenhäusls manifestieren. Die ehemalige Unterkunftshütte für Waldarbeiter an der Kreuzung Ludwig-/Elisen-Geräumt ist von Rowdies weitgehend zerstört worden. Forstbetrieb und Verein richten sie nun gemeinsam wieder her. Bis zu 5000 Euro stellt der Verein der Freunde des Forstenrieder Parks dafür zur Verfügung. Das Blockhaus soll künftig der Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen dienen.

Unvermindert weiter geht der Waldumbau in den Revieren des Forstbetriebs München. Mit dem Ziel, den Anteil klimaresistenter Baumarten zu erhöhen und den anfälligen Fichtenbestand zu reduzieren, pflanze man jährlich 250 000 Buchen. Unlängst sei zudem ein "Eichenblock" mit 20 000 Bäumen angelegt worden, und in schimmernden Wuchshüllen sollen Elsbeeren gedeihen. "Die nächsten Schwerpunktaktionen gelten Tannen und Douglasien", kündigte Seerieder an.

Kritik am schadhaften Zustand einiger Ruhebänke und Wege im Forstenrieder Park konterte Seerieder mit dem Hinweis auf die enorme Zahl solcher Attribute der Forstinfrastruktur. "Wir haben allein 500 Bänke und 42 asphaltierte Straßen im Bestand", erklärte er. Insofern könnten Reparaturen nur sukzessive erfolgen, nicht zuletzt aus Kostengründen. Die dürften auch der Übernahme des historischen Derzbachhofs durch die Bayerischen Staatsforsten entgegenstehen, wie sie ein Vereinsmitglied angeregt hat. In dieser Herzensangelegenheit vieler Forstenrieder müsse man leider "passiv" bleiben, sagte Seerieder.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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