Forstenried:Eine Nummer kleiner

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Unterkunft für junge Flüchtlinge an der Herterichstraße soll 47 statt 80 Plätze haben

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Die Pläne der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und der Landeshauptstadt München, eine bestehende Unterkunft für junge Flüchtlinge in Ausbildung zu erweitern, obwohl dadurch ein überörtlicher Grünzug beeinträchtigt wird, bleiben im Viertel weiter heftig umstritten. In Forstenried kursieren bereits Unterschriftenlisten gegen das Vorhaben an der Herterichstraße 158, und der örtliche Bezirksausschuss (BA) hat soeben eine weitere flammende Debatte, seine dritte, zu dem Thema beendet. Am Ende akzeptierte die Mehrheit eine "abgespeckte" Version, die von der SPD-Fraktion in einem Dringlichkeitsantrag vorgeschlagen worden war.

Diese sieht den Ausbau der Flüchtlingsunterkunft von derzeit zehn auf maximal 47 Bettenplätze vor, schont den Grünzug jedoch nicht. Die Stadt will 80 Plätze realisieren und zweifelt mittlerweile ihre eigene, noch 2015 bestätigte Festlegung als Außenbereich an. Die Lokalbaukommission komme neuerdings zu einer anderen baurechtlichen Würdigung, hieß es dazu aus der SPD-Fraktion. Danach gebe es durchaus einen Baurechtsanspruch.

Für SPD-Fraktionssprecherin Dorle Baumann steht die Schutzwürdigkeit des Grundstücks jenseits seiner rechtlichen Definition auch deshalb infrage, weil es teilweise betoniert sei und offenbar als eine Art Autohalde diene. "Kein Grünzugcharakter", befand auch Baumanns Fraktionskollegin Monika Reim. Vorrangig gehe es ohnehin darum, ein sinnvolles Konzept zur Integration ehemals unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zu unterstützen. "Oberstes Ziel sollte sein, den jungen Menschen zu helfen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden", forderte Hannelore Prechtel (SPD).

Ohne Unterkünfte wie derjenigen an der Herterichstraße hätten diese keine Chance, in München überhaupt eine Wohnung zu finden, wandte Juri Wostal (Grüne) ein. Alexander Aichwalder (Grüne) plädierte sogar für eine "maximale Belegung", also jene 80 Einbettzimmer in mehreren Gebäuden, wie sie Stadt und Awo favorisieren. Auf der anderen Seite focht die BA-Fraktion der CSU so entschlossen wie eh und je für den Erhalt des Grünzugs, die "unverzichtbare Frischluftschneise", den "echten Außenbereich". Wobei sie der SPD diesmal einen Kompromiss anbot: Die Vergrößerung der Unterkunft auf 20 bis 30 Plätze, sofern alle Gebäude in jenem Teil des Geländes konzentriert werden, das nicht in den Grünzug ragt.

Sofern keine Flüchtlinge im Alter zwischen 18 und 27 Jahren zusätzlich an die Herterichstraße verlegt werden, könnten sich so alle Stammbewohner hinreichend beruflich entwickeln, sagte Karl Pauli (CSU). Auch den Außenbereich dürften sie für verschiedene Zwecke nutzen. Nur Gebäude sollten dort keinesfalls entstehen, so ihr Vorschlag.

Leidenschaftlich warnte Claudia Küng (CSU) davor, "für immer Fakten zu schaffen und Regeln zu verletzen, die wir uns selber gegeben haben". Einen Grünzug zu opfern, um an der Herterichstraße zusätzliche Flüchtlinge unterzubringen, sei auch deshalb "nicht schlüssig", weil schon in Kürze das "riesige" Junge Quartier Obersendling seinen Vollbetrieb aufnehme. Im Stadtbezirk 19 bestünden damit genügend Wohn- und Ausbildungsmöglichkeiten für junge Flüchtlinge.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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