Foodtrend Crêpes:Hauchdünn und dick im Geschäft

Lesezeit: 3 min

Im Giesinger Caffetti verkaufen Julius Dattenberger (Mitte) und seine Kollegen Crêpes. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Crêpes sind das neue Lieblingsspielzeug junger Gastronomen. Marshmallows, Schinken-Ananas oder Steak: Nahezu alles dient jetzt als Füllung für die französischen Pfannkuchen.

Von Laura Kaufmann

Obazda verspeist sich vortrefflich mit einer Brezn, da wären sich alle Biergartenbesucher einig, auch ein Bauernbrot ginge gut dazu. Daniel Belik aber verstreicht den Obazdn auf einer Crêpe, steckt zwei kleine Salzbrezn obenauf, klappt sie zu: Fertig ist die Crêpe des Tages. Jeden Morgen bietet das "Caffetti" ein neues Special an, gestern war es die After-Eight-Crêpe, gut angekommen ist auch die "Crêpe Hawaii" mit Schinken und Ananas. Hundert Tage lang wollen die drei Freunde das durchziehen, die mit dem Crêpe-Café den Winterbetrieb einer Bio-Eisdiele auf der Tegernseer Landstraße übernommen haben.

"Wir wollten die Idee erst einmal bei einem zeitlich begrenztem Projekt ausprobieren", sagt Julius Dattenberger. Der dritte im Bunde, Korbinian Jankowsky, hat Erfahrung in der Crêpe-Zubereitung vom Jobben auf dem Weihnachtsmarkt, "und jeder liebt doch Crêpes", sagt Dattenberger. Auf ihrer Karte haben sie Kreationen wie Ziegenkäse-Walnuss oder Erdnussbutter-Bergkäse, natürlich auch Nutella. Eine kostet zwischen 2,50 und 4,90 Euro. Eigene Ideen kann der Gast in einer Wunschbox hinterlassen, wenn sie umgesetzt werden, bekommt er per Mail Bescheid.

Crêpes
:Süß und herzhaft

Die Crêpe ist zum Hipsteressen befördert worden: Was Münchner Gastronomen alles mit ihr anstellen.

"Crêpes sind ein ideales Produkt, weil man alles daraus machen kann. Süßes wie Salziges", sagt Monir Shannik. Er verkauft mit zwei Freunden Crêpes im "Tram Café", und dieses Jahr hat die Tram richtig Fahrt aufgenommen, bildlich gesprochen. In Wirklichkeit kann die Tram nicht fahren, sie ist ein detailverliebter historischer Nachbau mit festem Standort in der Wredestraße vor dem Postpalast; fortbewegen kann sie sich nur auf einem Anhänger. Wie ihre zwei Kopien, die mittlerweile oft auf Firmenveranstaltungen gebracht werden. Außerdem auf Rooftop Festivals, auf Nachtflohmärkten, neulich auf die Messe "Eat&Style". Dort, wo hippes Streetfood dieser Tage präsent ist.

Der "Gentleman" ist gefüllt mit Käse, Spinat und Hähnchen

"Am Anfang haben wir uns natürlich schwer getan", sagt Shannik. "Das war vor drei Jahren, die Leute kannten nur labberige Nutella-Crêpes vom Weihnachtsmarkt." Was das Tram Café anbietet, sieht etwas anders aus. Ihre Kreationen heißen zum Beispiel "Gentleman" und sind gefüllt mit Käse, Spinat, Hähnchen, Tomate, Walnuss, oder "Weiße Pflaume" mit weißer Schokolade, Pflaumenmus und Mandel. In einer steckt sogar ein kleines Pfeffersteak mit Käse und Champignons für den größeren Hunger, außerdem lassen sich die Crêpes auch individuell zusammenstellen. Dafür sind sie teurer als die Crêpes vom Weihnachtsmarkt. Zwischen 3,90 und 8,30 Euro lassen die Kunden am Tram Café.

Und obwohl die Tram eigentlich kein klassischer Food Truck ist, stehen sie mittlerweile auf den einschlägigen Festivals neben Burgern und Burritos. "Es ist das perfekte auf-die-Hand-Essen. Frisch gemacht in drei bis vier Minuten fertig, ohne Besteck essbar, übrig bleiben nur die Serviette und die kleine Tüte, in der sie serviert werden." Im Moment läuft das Geschäft so gut, dass die Tram-Café-Betreiber expandieren wollen.

Ei, Milch Mehl, je nach Gusto noch eine Prise Salz: Mehr braucht es nicht, um eine schmackhafte Crêpe zu backen. Sie stammt ursprünglich aus der Bretagne, ist die dortige Form des Eierkuchens, etwas dünner als ein hiesiger Pfannkuchen. Eine süße Weiterentwicklung der Galette, die aus den Resten einer Buchweizensuppe entstanden ist, auf einem heißen, flachen Stein gebacken; ein Arme-Leute-Essen aus früheren Jahrhunderten.

Auch hier ist die Crêpe an sich nichts Exotisches, ein Dauergast auf Festivals und Märkten. Aber dass sie jetzt als Hipsteressen entdeckt wird, das ist neu. Dass mit ihr gespielt wird wie mit Burgern, zwischen deren Brötchenhälften sich die abgefahrensten Kombinationen tummeln. Die Crêpe ist ein ähnlich dankbares Experimentierobjekt, es verwundert nicht, dass nun ihre Stunde zu kommen scheint.

Foodtrucks in München
:Snack 'n' Roll

Schmuddelige Imbissbuden? Sind von gestern. Durch München fahren immer mehr Foodtrucks. Aber statt Pommes rot-weiß gibt es hier Gourmet-Hotdogs, glutenfreie Sandwiches oder Steinzeitessen.

Von Andreas Schubert

Auch Jil Linnemann, die den Frozen-Yogurt-Laden "frogis" in den Stachuspassagen betreibt, schätzt das Unkomplizierte an Crêpes: Weil sie sich mit den gleichen Toppings befüllen lassen wie mit denen, die für den Frozen Yogurt schon in der Auslage bereit liegen, sind sie im Winter eine optimale Ergänzung zum Sortiment. "Marshmallows zum Beispiel werden in der Crêpe wunderbar klebrig."

"Mit Burgern kann ich nicht der beste sein"

Auf den Pfannkuchen gekommen ist auch Alex Sviridov. Im Sommer hat er seinen kleinen Imbiss an der Gabelsbergerstraße umgebaut, um dort endlich den Traum seiner Frau zu verwirklichen: "Mr. Pancake" heißt der Laden, und hier dreht sich alles um Pfannkuchen, Crêpes und Pancakes aus aller Welt. "Als ich ihr einen Antrag gemacht habe, sagte sie, sie würde mich heiraten. Aber erst wollte sie mit mir gemeinsam eine Reise zu allen Pancake-Ländern in Europa machen", sagt Sviridov. Die Entdeckungen dieser Reise stehen jetzt auf der Speisekarte des winzigen Lokals: Pönnukaka aus Island, Olady mit Kondensmilch aus Russland, Filloas aus Spanien und natürlich Crêpes. Außerdem niederländische Pannenkoeken, deren Zutaten der Gast selbst zusammenstellen darf. Und riesige deftige Pancakes, die zum Beispiel mit Bacon und Ei oder mit Fleisch und Salat serviert werden, wie Pizzen anmuten und auch Handwerker in ihrer Mittagspause satt machen.

"Seit der Eröffnung sind wir im TripAdvisor-Ranking immer höher geklettert", sagt Alex Sviridov. "Wir waren sogar kurz Nummer eins unter den Münchner Restaurants, irre." Über 70 Bewertungen hat der kleine Laden mittlerweile gesammelt. Für den Chef liegt das auch daran, dass im Laden alles bis hin zur Marmelade selbst zubereitet wird. "Ich hätte auch Burger braten können", sagt Alex Sviridov. "Aber mit Burgern kann ich nicht der Beste sein. Es gibt schon so viele gute in der Stadt."

Bei "Mr. Pancake" und im "Tram Café" sind die verspielten Eierkuchen schon etabliert. Die beliebteste Variation im "Caffetti" und bei "frogis" aber bleibt bis auf weiteres noch: die gute, alte Nutella-Crêpe.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Restaurants
:Hier können Sie toll Burger essen

Ob klassisch mit Rindfleisch, Avocado oder Walnussschnitzel: Wir haben sechs Bratereien in München getestet.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: