Flughafen München:Die Feuerwehr rüstet auf

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Die riesigen Spezialfahrzeuge der Flughafen-Feuerwehr (im Bild ein Feuerwehrler am Steuer eines Löschwagen vom Typ Z 8) müssen im Ernstfall binnen drei Minuten am Einsatzort sein. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit dem Airport wachsen auch die Aufgaben: Bis zur Eröffnung des Satellitenterminals 2015 erhalten die Brandbekämpfer mehr technisches Gerät, eine neue Fahrzeughalle und zusätzliche Aufenthaltsräume. Um eines muss sich die Flughafen-Feuerwehr keine Sorgen machen: um Bewerber.

Von Marco Völklein

Etwa 180.000 Menschen sind jeden Tag unterwegs am Münchner Flughafen. Allein mehr als 30.000 Beschäftigte bei der Betreibergesellschaft, bei Flugfirmen, Einzelhändlern oder Behörden; dazu kommen etwa 150.000 Passagiere und Abholer. "Das sind Größenordnungen wie bei einer mittelgroßen Stadt", sagt Jörg Leiwering, der Chef der Flughafen-Feuerwehr. Saarbrücken zum Beispiel spielt in etwa in dieser Liga.

Und ähnlich wie die Kollegen von der Berufsfeuerwehr an der Saar müssen sich auch Leiwering und seine Leute im Erdinger Moos den Anforderungen stellen, die in solchen Städten passieren: technische Hilfe bei einem Autounfall, Schwelbrand in einem Ladengeschäft. Oder auch ein Tier, das es aus großer Höhe alleine nicht mehr zurück auf den Erdboden schafft.

Demnächst allerdings wird die Stadt, für die Leiwering zuständig ist, gehörig wachsen: Voraussichtlich zum Jahresanfang 2015 will Flughafenchef Michael Kerkloh das Satellitenterminal auf dem östlichen Vorfeld in Betrieb nehmen. Dann sollen bis zu elf Millionen Passagiere mehr pro Jahr abgefertigt werden können. Eine Mini-U-Bahn wird das neue Gebäude mit dem bestehenden Terminal 2 verbinden. Und zahlreiche neue Shops und Restaurants sollen die Fluggäste vor dem Abflug zum Geldausgeben verführen. Insgesamt 877 Millionen Euro stecken der Flughafen und die Lufthansa in die Erweiterung des Airports.

Vier Dutzend Feuerwehrleute pro 24-Stunden-Schicht

Nicht nur die Terminalmanager, die Vermietungsexperten des Flughafens und die Planer der Lufthansa bereiten sich auf das neue Terminal vor - auch Feuerwehrchef Leiwering wird Anfang 2014 die Bagger anrollen lassen. An die Feuerwache Nord an der nördlichen Start- und Landebahn sollen zusätzliche Fahrzeughallen und Aufenthaltsräume für die Mannschaften angebaut werden. Kostenpunkt: fünf Millionen Euro.

Bislang sind die knapp vier Dutzend Feuerwehrleute, die pro 24-Stunden-Schicht am Flughafen im Einsatz sind, auf zwei Feuerwachen aufgeteilt: Von dem Gebäude an der Nordbahn aus haben die Mitarbeiter die dortige Start- und Landebahn im Blick, ebenso das Vorfeld rund um das Terminal 2. Kommt es dort zu einem Zwischenfall mit einem Flugzeug, sind sie nah genug dran, um die gesetzlich geforderten Eingreifzeiten einzuhalten: Binnen drei Minuten, so die Vorgaben im Flugzeugbrandschutz, müssen die Retter Unmengen an Löschmittel zu einem havarierten Flieger gebracht haben - exakt 13.200 Liter. Dazu stehen gleich mehrere riesige, bis zu 1000 PS starke Löschfahrzeuge vom Typ Z 8 in den Feuerwehr-Hangars bereit.

Ähnlich sieht es an der Feuerwache Süd aus: Von dort rücken die Retter aus, wenn auf der südlichen Startbahn oder auf dem westlichen Vorfeld ein Jet verunglückt. Außerdem gibt es dort an der Südwache Feuerwehrler, die für den Gebäudebrandschutz zuständig sind. Sie rücken zum Beispiel bei Bränden in den Terminals oder den Frachthallen aus, helfen bei einem Unfall auf den Zufahrtsstraßen zum Airport dabei, einen Passagier aus seinem Auto zu befreien. Oder sie schreiten ein, wenn eine Maschine aus Südamerika blinde Passagiere an Bord hat - und zum Beispiel exotische Spinnen oder Schlangen eingefangen werden müssen.

Mit dem neuen Satellitenterminal auf dem östlichen Vorfeld aber wären die Retter von der Wache an der Südbahn aus zu weit weg von ihren möglichen Einsatzorten - deshalb lässt Leiwering künftig auch auf der Nordwache eine eigene Staffel für den Gebäudebrandschutz stationieren: mindestens ein Fahrzeug zur Hilfeleistung mit vierköpfiger Besatzung, dazu ein Lkw mit einer Drehleiter und zwei Feuerwehrleuten an Bord, zudem noch einige weitere Spezialfahrzeuge zum Beispiel mit Atemschutzmasken.

Die Flughafen-Feuerwehr bildet vier Leute aus

Außerdem wird es weitere Aufenthalts- und Ruheräume geben, dazu eine größere Küche - schließlich ist jeder Mitarbeiter der Feuerwehr jeweils 24 Stunden im Dienst. Von frühmorgens um 7 Uhr bis zum nächsten Tag um 7 Uhr dauert eine Schicht. Dann hat er 24 Stunden frei. Drei Mal geht das so im Wechsel, dann haben die Retter mehrere Tage am Stück frei, um sich auszuruhen. Viele erzählen, dass sie diese Zeit dann brauchen. Der Dienst am Schlauch - er schlaucht.

Trotz des anstrengenden Schichtmodells, trotz der körperlich anstrengenden Arbeit und trotz des Dauerlärms, der auf dem Flughafenvorfeld dröhnt - um Nachwuchs muss sich Feuerwehrchef Leiwering keine Sorgen machen. "Wir haben noch immer 100 Bewerber auf eine Stelle", sagt er. Die großen Fahrzeuge bei der Airport-Feuerwehr, die besondere Herausforderungen am Flughafen lockten nach wie vor viele Interessierte an.

Mittlerweile bildet die Flughafen-Feuerwehr auch selbst Nachwuchskräfte aus - aktuell zum Beispiel vier junge Leute, "darunter sind auch zwei Frauen", sagt Jörg Leiwering. Und ist darauf schon ein wenig stolz. Denn wer sich derzeit etwa zur Mittagszeit in der Küche auf der Südwache umschaut, sieht dort ausschließlich Männer. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern.

© SZ vom 15.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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