Fahrdienst:Uber senkt Preise: Taxibranche spricht von einem "heftigen Angriff"

Lesezeit: 2 min

  • Der Fahrdienst-Anbieter Uber senkt seine Tarife um 20 Prozent.
  • Für die Münchner Taxibranche ist das ein Angriff zur Unzeit: Zum 1. März steigen deren Preise um durchschnittlich 6,67 Prozent.
  • Uber arbeitet inzwischen mit Anbietern von Limousinendiensten zusammen, weil das Unternehmen nicht mehr sein ursprüngliches Modell praktizieren darf, Leute mit Privatautos zu befördern.

Von Marco Völklein

Der Fahrdienst-Anbieter Uber greift mit einer massiven Preissenkung die Münchner Taxibranche an. Man werde von sofort an beim Dienst "Uber-X" die Tarife um 20 Prozent senken, kündigte der München-Chef des Unternehmens, Christoph Weigler, an.

So soll eine Fahrt mit Uber-X vom Stachus zum Geschwister-Scholl-Platz im Schnitt fünf Euro kosten, eine Tour vom Odeonsplatz zum Stadion in Fröttmaning 15 Euro. Für eine Fahrt vom Hauptbahnhof zum Flughafen will das Unternehmen 43 Euro nehmen. Damit liegen die Tarife laut Weigler "etwa ein Drittel unter dem des Taxigewerbes".

Für die Taxibranche kommt der Angriff zur Unzeit. Denn zum 1. März steigt der Taxitarif um durchschnittlich 6,67 Prozent. "Das ist schon ein heftiger Angriff auf das Gewerbe", sagt Florian Bachmann vom Taxiverband München (TVM). Die Anhebung hatte der Stadtrat im Herbst auf Antrag der Branche beschlossen. Die Taxler hatten die Erhöhung damals unter anderem mit höheren Ausgaben für Mieten und mit der Einführung des Mindestlohns im Januar 2015 begründet.

Taxi-Konkurrent
:Uber startet neuen Mietwagen-Dienst

Der Fahrdienstvermittler Uber hat sich beeilt - und präsentiert zwei Monate nach der Ankündigung ein neues Angebot. Mit Uber X setzt die Firma nun auf Mietwagen-Unternehmer. Und wird deutlich teurer.

Analyse von Jan Willmroth

Uber-Manager Weigler wiederum sagt, die zuletzt stark gesunkenen Benzinpreise erlaubten es ihm und seinen Partnerunternehmen, die Tarife jetzt zu senken. Uber arbeitet mit Fahrdienstanbietern zusammen, das Unternehmen selbst besitzt keine eigenen Fahrzeuge. Es betreibt lediglich die Vermittlungs- und Abrechnungsplattform, die sich die Nutzer als App-Programm auf ihr Smartphone laden müssen. In München beschäftigt Uber nach eigenen Angaben fünf Mitarbeiter.

Die Preise sind bei Uber nicht fix, sondern können stark schwanken

Die Amerikaner bieten ihre Dienste weltweit in mehr als 350 Städten an. Die ursprüngliche Idee der US-Firma war es, dass Privatleute mit ihrem Privatauto losstarten und per Smartphone-App Mitfahrer aufgabeln. Dieser Dienst, "Uber-Pop" genannt, darf in Deutschland nicht mehr angeboten werden. Deshalb arbeitet Uber in München mit Anbietern von Limousinendiensten zusammen, deren Fahrer einen Personenbeförderungsschein haben. Bei "Uber-Black" werden Oberklasse-Fahrzeuge vermittelt, bei Uber-X Fahrzeuge der Mittelklasse.

Anders als Taxi-Unternehmer dürfen Limousinendienste ihre Preise frei festlegen. Die Tarifsenkung sei mit den Partnerfirmen abgestimmt, sagte Weigler. Er erwartet, dass die niedrigeren Uber-X-Preise zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage führen werden. Unterm Strich erzielten die Firmen damit mehr Umsatz, eine bessere Auslastung und somit mehr Gewinn.

Wie viele Partnerfirmen Uber in München hat, sagte Weigler nicht. Auch auf Fragen zur Zahl der vermittelten Fahrten oder der eingesetzten Fahrer schwieg er sich aus. Zudem seien die Fahrpreise "dynamisch": Insbesondere zur Wiesn oder an Silvester, wenn eine hohe Nachfrage besteht, könne auch mal das Doppelte des eigentlichen Fahrpreises verlangt werden.

Uber wolle "den Markt kaputt machen", fürchten Taxifahrer

Die genannten Tarife von beispielsweise durchschnittlich fünf Euro für die Strecke Stachus-Universität würden aber "in 98 Prozent der Zeit" berechnet, sagte Weigler. Lockpreise seien dies nicht. Auch sei es Zufall, dass die Uber-Preissenkung zusammenfalle mit dem Anstieg der Taxitarife.

Frank Kuhle, Chef der Taxigenossenschaft, warf Uber vor, mit den günstigen Tarifen "den Markt kaputt machen" zu wollen, um anschließend die Preise wieder anzuheben. TVM-Chef Bachmann kündigte an, die Uber-Partnerfirmen genau zu beobachten.

Denn laut Gesetz seien die Limousinenfahrer verpflichtet, nach jeder Fahrt zu ihrem Betrieb zurückzukehren, bevor sie eine neue Fahrt annehmen dürften. Sein Verband habe bereits eine Liste von Autos mit Tölzer Kennzeichen, die dieser Pflicht nachweislich nicht nachkämen. "Diese Liste werden wir in Kürze den Aufsichtsbehörden übergeben", so Bachmann.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Streit um Taxi-Apps
:Gericht verbietet Rabattaktionen von Mytaxi

Über die App können Kunden Taxis zum halben Preis bestellen - zum Ärger vieler Taxifahrer. Nun hat das Landgericht Frankfurt die Praxis für unzulässig erklärt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: