Es begab sich ...:Im siebten Himmel

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Ladenbesitzerin Solveig Zecher. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Solveig Zecher liebt Verträumtes und ein wenig Kitsch

Von Ellen Draxel

"Und als die Engel von ihnen

in den Himmel fuhren, sprachen

die Hirten untereinander..."

Solveig Zechers Himmel hängt nicht voller Geigen. Nicht im wörtlichen Sinne. Beseelt ist die 62-jährige Schwäbin zwar schon von dem, was sie tut - einen Laden mitten im Glockenbachviertel kann man ohne Herzblut nicht 40 Jahre lang betreiben. Aber in ihrem siebten Himmel finden sich eher irdische Kostbarkeiten: Kleidung, vereinzelt Schmuckstücke, Gürtel. Und sorgfältig ausgesuchte Postkarten.

Ein goldener Stern mit der Aufschrift "7. Himmel" prangt als Aushängeschild über dem Eingang an der Hans-Sachs-Straße 17. Jetzt, in der Weihnachtszeit, steht ein Engel im Schaufenster, mit langen, lockigen Haaren wie die Chefin. Drinnen versprühen altrosa bemalte und mit Kolibri- und Blumentapeten dekorierte Wände einen zugleich antiquarischen wie modischen Charme, dazu passen Kronleuchter und mit Stuck verzierte Räume.

Viele, die kommen, sind Stammkunden. "Wir verkaufen eine ziemlich bunte Mischung für 20- bis 60-Jährige", sagt Solveig Zecher . Mode von kleinen Labels, zunehmend auch Organic-Ware, "das ist meines Erachtens nach das einzige, was man langfristig vertreten kann". An den Ständern hängen gestrickte Pullis und Jacken. Im Regal liegen Damen-Jeans. Hosen, Kleider, Röcke, Shirts - einiges von dem, was sich auf 60 Quadratmetern findet, ist im Retro-Look gearbeitet.

Solveig Zecher hat eine Affinität zum Vintage-Stil, sie hat mit Second-Hand-Klamotten angefangen. Damals, als sie mit 22 Jahren eine Wohnung suchte und dann den Laden fand. "Auf den Scheiben prangten zu dieser Zeit riesige Putten", erinnert sie sich und lacht. Den Namen des Ladens passte sie einfach den engelsgleichen, barocken Kindergestalten an: "Der ,7. Himmel' ist also eher Zufall". Eigentlich, sagt sie, sei alles ohne große Zukunftsszenarien entstanden: "Es gab nie einen Businessplan, wir reagieren auf Gegebenheiten."

Verträumtes und ein wenig Kitsch - das lieben die Chefin und ihr Team. Beim Verkaufstresen findet sich auf einem Regal, das wie eine Wolke gestaltet ist, neben Pulswärmern aus Peru, Mützen, Handschuhen und Taschen auch Schmuck. Tieranhänger in Form von Eichhörnchen, Krabben oder Rehkitzen. Und, weiß herausblitzend, poetische Einhörner.

Als Adventskalender erzählt die Stadtviertel- Redaktion bis Weihnachten Münchner Geschichten rund um Schlüsselworte aus den Weihnachtsevangelien nach Lukas und Matthäus. Morgen: Josef.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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