Ermittlungen gegen Sepp Krätz:Wiesn-Bewerber in Wartestellung

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Schenkt hier bald ein neuer Wirt aus? Das Hippodrom auf der Wiesn. (Foto: dpa)

Wiesn-Wirt Sepp Krätz muss sich wegen Steuerhinterziehung wohl vor Gericht verantworten. Wird er angeklagt, müsste sich die Stadt um einen Ersatz für den Betrieb des Hippodroms bemühen. Bewerber gibt es genug, doch da ist noch ein Problem: Das Zelt gehört Sepp Krätz.

Von Dominik Hutter

Sollte es zu einer Anklageerhebung gegen Sepp Krätz kommen, will Oberbürgermeister Christian Ude die Wiesn-Zulassung des Wirts überprüfen. "Das ist dann eine neue Geschäftsgrundlage, die einer neuen Entscheidung bedarf", erklärte der Rathaus-Chef, der allerdings vor einer Vorverurteilung des Gastronomen warnt. Dass beim nächsten Oktoberfest anstelle des Hippodroms eine Freifläche klafft, gilt als unwahrscheinlich: Auch die Stadt ist daran interessiert, das historische Zelt mit dabei zu haben - nach SZ-Informationen gibt es bereits Bewerbungen Dritter für den Betrieb des Hippodroms, das sich allerdings im Eigentum von Krätz befindet.

Der Wirt des "Andechser am Dom" muss wegen Steuerhinterziehung mit einer Anklage vor dem Landgericht rechnen, hat aber am Dienstag vom Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung den Zuschlag für die diesjährige Wiesn erhalten. Die für die Bewerbung notwendige steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung lag zwar vor, war aber offenbar mit einer Zusatzbemerkung versehen, dass gegen Krätz ermittelt wird.

Falls ein Wirt kurzfristig für die Wiesn ausfällt, bemüht sich die Stadt um Ersatz - was im Prinzip angesichts der vielen Bewerbungen kein größeres Problem sein dürfte. Nur: Anders als etwa "Bräurosl" oder "Augustiner" ist das Hippodrom nicht an eine Brauerei vergeben, sondern an einen Wirt: Krätz. Der wäre also immer mit im Boot, wenn es um eine Neuvergabe oder einen Verkauf des Hippodroms ginge, das ohnehin schon mehrfach den Besitzer gewechselt hat.

Eine solche Lösung würde auch die Beibehaltung der bereits erfolgten Reservierungen vereinfachen - wobei sich darum derzeit noch kein Wiesn-Fan ernsthafte Gedanken machen muss. Schließlich ist Krätz keineswegs verurteilt, und eine Anklageerhebung löst keinen Automatismus aus, dem Gastronomen sein Zelt abzunehmen. Dies müsste im Rathaus sorgfältig abgewogen und diskutiert werden. Insofern herrscht in der Politik derzeit auch größte Zurückhaltung, was Spekulationen über die Zukunft des Hippodroms angeht.

Komplizierter wäre es dagegen, ein komplett neues Zelt anstelle des Hippodroms zu organisieren. Ein solcher Schritt, der ohnehin nur anstünde, wenn sich der Wirt pragmatischen Lösungen verweigert, kann logischerweise nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgen. Denn Aufbau und Logistik eines Wiesnzelts bedürfen einer sorgfältigen Planung.

Für Brauereien ist ein Wirtewechsel einfacher. Den Unternehmen gehören nicht nur ihre Zelte, sie haben auch viele Wirte bei der Hand. 1984, als wegen des Rauswurfs Richard Süßmeiers während der Wiesn das Armbrustschützenzelt ohne Wirt dastand, konnte Paulaner schnell einen Nachfolger präsentieren.

© SZ vom 16.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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