Ermittlung im Mordfall Taufkirchen:Verabredung zum Verbrechen

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Bislang ist die Polizei davon ausgegangen, dass die hochschwangere Zorica H. von einem einzigen Täter brutal erstochen wurde. Jetzt hat der mutmaßliche Mörder überraschend einen Erdinger als Mittäter genannt.

Florian Tempel

Im grausamen Mordfall an der hochschwangeren 21-jährigen Zorica H., die am 21. Februar in ihre Wohnung am Bahnweg in Taufkirchen mit mehr als hundert Messerstichen und Schnitten getötet worden ist, hat der mutmaßliche Täter überraschend einen Mittäter benannt. In einer Routine-Nachvernehmung in der Justizvollzugsanstalt Landshut gab der 18-jährige Erdinger Harun A. am vergangenen Montag an, ein 20 Jahre alter Freund, der ebenfalls aus Erding stammt, habe den Mord gemeinsam mit ihm geplant, vorbereitet und ausgeführt. Die Ermittler der Kripo Erding hatten bis dahin keine Hinweise auf die Beteiligung eines zweiten Täters.

Stopp-Signal der Polizei. (Foto: oh)

Der von Harun A. massiv beschuldigte 20-Jährige wurde am Dienstagnachmittag in Erding festgenommen und am Mittwoch dem zuständigen Ermittlungsrichter am Landgericht Landshut vorgeführt. Der Ermittlungsrichter erließ gegen den 20-Jährigen Haftbefehl wegen Mordes. Ob außer den Beschuldigungen von Harun A. auch objektive Beweismittel den dringenden Tatverdacht gegen den mutmaßlichen Mordkomplizen erhärteten, wollte weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft Landshut sagen. Der Beschuldigte hat bisher keine Angaben zum Tatvorwurf gemacht.

Bislang war die Kripo Erding davon ausgegangen, dass Harun A. die Tat allein begangen hat. Der 18-Jährige war der mutmaßliche Vater des ungeborenen Kindes von Zorica H. In seiner ersten Vernehmung nach seiner Festnahme am 23.Februar, wenige Stunden nachdem das Mordopfer aufgefunden worden war, gab er an, Zorica H. habe ihn nachts zu einer Aussprache über die nach der Geburt anstehenden Unterhaltszahlungen in ihre Wohnung gebeten. Bei einem heftigen Streit habe er sich von Zorica H. schwer in seiner Ehre verletzt gefühlt und sie deshalb umgebracht.

Harun A. hat offensichtlich wie im Blutrausch auf sein Opfer, das vor oder während der Messerattacken gefesselt wurde, eingestochen. Zu der Frage, welchen konkreten Tatbeitrag laut seinen neuen Angaben sein angeblicher Mittäter geleistet haben soll - ob er zum Beispiel bei der Fesselung und Ermordung des Opfers mitmachte -, wollte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen.

Die angebliche Beteiligung eines Mittäters war für die Ermittler in jedem Fall "sehr überraschend", sagte der Polizeisprecher. In der Nachvernehmung sollten ursprünglich vor allem Details wie der Verbleib der Tatwaffe geklärt werden. Harun A. hatte zwar bereits zuvor ausgesagt, er habe seine blutverschmierte Kleidung im Kronthaler Weiher in Erding versenkt. Die Tatwaffe war jedoch nicht dabei. In der Nachvernehmung habe er dann ausgesagt, dass er das Messer schon kurz nach dem Mord in die Vils geworfen hätte. Die Polizei fand am Mittwoch im angegebenen Bereich der Vils ein Küchenmesser. Die Suche im Fluss wurde am gestrigen Donnerstag fortgesetzt, da weitere tatrelevante Gegenstände noch nicht gefunden worden sind, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums.

© SZ vom 18.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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