Wenn Väter zu Hause bleiben und sich um die Kinder sorgen, ist das eine gute Sache. Wenn immer mehr Väter zu Hause bleiben wie in München: noch besser. Kamen in dieser Stadt vor zehn Jahren gerade einmal 17 Prozent aller Anträge auf Elterngeld von Männern, sind es mittlerweile 42 Prozent. Doch das reicht nicht.
Natürlich soll jede Familie selbst entscheiden, wie sie die Kinderbetreuung aufteilt. Fest steht aber, wenn auch Männer in Elternzeit gehen und nicht nur Frauen, kann das Ungerechtigkeiten im Job beseitigen. Wenn ein Unternehmen nicht nur bei einer Frau argwöhnt, dass sie ob einer Schwangerschaft bald ausfallen könnte, sondern auch bei einem Mann mit einer Absenz rechnen muss, ist das Risiko gleich verteilt. Es hätte dann keinen Sinn mehr, den Mann bevorzugt einzustellen.
Zwar beantragen mehr und mehr Männer in München Elterngeld, die Anträge von Frauen und Männern aber unterscheiden sich grundlegend: Die wenigsten Männer pausieren länger als zwei Monate, die Frauen dagegen meist bis zu ein Jahr. Die Frau fällt nach wie vor länger aus und ist für den Arbeitgeber das größere Risiko. Die 42 Prozent können deshalb nur ein Anfang sein. Damit sich Männer trauen, länger weg zu bleiben, müssen die Firmen mehr tun.
Sie müssen Männern wie Frauen versichern, dass eine Entscheidung für eine Elternzeit keine Entscheidung gegen eine Karriere ist. Sie müssen außerdem dafür sorgen, dass die Leute in die selbe Position zurückkehren dürfen - sofern sie das denn wollen - und nicht mit weniger verantwortungsvollen Aufgaben betraut werden, nur weil nachmittags um halb drei womöglich die Kita anruft. Wenn das nun nicht mehr nur die Frauen alleine fordern, sondern auch die Männer, erhöht das den Druck. Und den Druck braucht es.