Elektroautos:Elektroautos mit Ladehemmungen

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Illustration: Dennis Schmidt (Foto: Dennis Schmidt)

E-Mobilität gilt als großes Zukunftsthema, die Stadt aber bewegt sich eher zögerlich. Und die Stellplätze an den schon vorhandenen Ladesäulen sind ständig zugeparkt.

Von Marco Völklein, München

Ulf Hollinderbäumer ist ganz begeistert von seinem Elektroauto. "Absolut alltagstauglich" sei das Model S des kalifornischen Herstellers Tesla, mit dem er herumkurvt. Kurze Strecken seien gar kein Problem; und auf langen Strecken müsse er zwei oder drei Zwischenstopps à zehn oder 20 Minuten einlegen, um die Akkus zu speisen. "Auch das klappt." Wenn es nach ihm ginge, müssten viel mehr E-Autos herumstromern. Tatsächlich aber befinde sich die Branche derzeit "in einer Durststrecke", wie Hollinderbäumer sagt. "Und keiner kann absehen, wie lang diese Durststrecke noch dauert." Aus seiner Sicht müsste die Stadt mehr tun.

Kostenloses Parken ist ein großes Thema

Ähnlich sieht es Sabine Lehmann von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Stadt hat zwar ein 22 Millionen Euro schweres Förderprogramm aufgelegt; viele andere Fragen aber seien noch offen. Kostenloses Parken sei so ein Thema. Und: "Wie geht es weiter mit der Umweltzone?" Dürfen in die künftig nur noch schadstoffarme Fahrzeuge rein? Schließlich steht eine Klage eines Umweltverbands im Raum, der Druck also steigt. Wichtig wäre es für die Firmen, sagt Lehmann, "frühzeitig die Rahmenbedingungen zu kennen."

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Das findet auch E-Auto-Fahrer Hollinderbäumer. Er leitet das Münchner Büro der Beratungsfirma bridgingIT, die allein in ihrem hiesigen Fuhrpark fünf (von bundesweit 22) E-Autos betreibt. Seit einigen Jahren schon setzt Firmenchef Klaus Baumgärtner stark auf E-Mobilität. Mittlerweile fährt jedes zehnte Auto in seinem Firmenfuhrpark vollelektrisch. "Uns hilft die E-Mobilität sehr", sagt er. Beim Erreichen der selbstgesteckten Umweltziele, aber auch beim Anwerben von Nachwuchs. "Auf Messen stellen wir einen unserer Teslas hin", sagt Baumgärtner, "und sofort bildet sich eine Traube von Interessenten."

Elektroautos als Firmenwagen - das soll gefördert werden

Ein E-Auto als Firmenwagen? "Warum nicht", sagt der Unternehmer. "Es funktioniert bereits heute." Er will daraus ein Geschäftsmodell entwickeln, möchte Firmen, die ebenfalls auf E-Mobilität umsteigen wollen, rund um das Thema beraten. Das Problem ist nur: Bislang interessiert sich allenfalls eine Nischenzielgruppe dafür. Zwar will die Stadt das mit ihrem Förderprogramm ändern: Bis zu 5500 Euro pro Auto will sie Gewerbetreibenden zuschießen, wenn diese sich einen Stromer anschaffen. Vom 1. April 2016 an sollen Firmen die Fördergelder beantragen können.

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Mit einem Förderprogramm will die Stadt Pizzaboten, Paketlieferanten und Pflegedienste dazu bringen, sich Elektrofahrzeuge anzuschaffen. Doch die Flottenbetreiber zögern.

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Doch bislang ist es recht still um das Programm. "Eigentlich müsste die Stadt schon jetzt dafür werben", findet Robin Geisler. Er bietet mit seiner Münchner Firma eeMobility Lademöglichkeiten an. Wie viele andere in der Branche kritisiert auch er das zögerliche Vorgehen der Stadt. Gerade größere Firmen benötigten längere Vorläufe, um Kaufentscheidungen zu treffen. "Wenn ich erst im April mit Kampagnen beginne", sagt Geisler, "trudeln frühestens im Herbst Förderanträge ein." IHK und Handwerkskammer planen im März und April Info-Runden, das Umweltreferat zudem "Informationstermine für die Presse", so ein Sprecher. Aber reicht das?

E-Auto-Nutzer beschweren sich, weil Diesel- und Benzinwagen ihre Ladesäulen zuparken

Im Rathaus lassen sich die Parteien indes stets neue Ideen zur E-Auto-Förderung einfallen. So forderte die CSU vor Kurzem einen Plan, um die Taxistände mit Ladesäulen zu versorgen. Schließlich hoffen fast alle Fraktionen, mit den Stromern Probleme wie Straßenlärm und Luftreinhaltung in den Griff zu bekommen - wenngleich Stadtplaner wie Umweltverbände warnen, dass E-Autos kein Allheilmittel sind, weil sie Straßenplatz bräuchten und ihre Umweltbilanz, wenn man sämtliche Faktoren einrechne, zwiespältig sei.

Der CSU-Vorschlag mit dem Taxi-Masterplan erinnert zudem an etwas anderes: 2013 hatte die Stadt Forscher beauftragt, einen Plan zu entwickeln, wo Ladesäulen am besten errichtet werden könnten. Seither hörte man nichts mehr davon. Mittlerweile heißt es aus dem Planungsreferat, das Projekt werde "im Laufe dieses Jahres abgeschlossen". Und im ersten Quartal 2016 soll der Stadtrat "die Realisierung der ersten 30 Ladestationen" absegnen. Praktiker berichten unterdessen, immer öfter würden die Stellplätze an den wenigen Ladesäulen, die es schon gibt, von Benzin- oder Dieselfahrern blockiert. Statt mit Millionen den Kauf zu fördern, sagt ein E-Auto-Fan, sollten die Kontrolleure den Falschparkern lieber konsequent Knöllchen verpassen: "Ich würde gerne mal ausprobieren, was passiert, wenn wir unsere Elektroautos vor den Zapfsäulen einer Tankstelle parken."

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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