Einzelhandel:Wie Münchens Einkaufszentren expandieren

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In 22 Metern Höhe soll eine Stahldachkonstruktion den Willy-Brandt-Platz überspannen und den Neubau in das Gesamtensemble integrieren. Simulation: Allmann Sattler Wappner Architekten (Foto: N/A)
  • Die Riem-Arcaden wollen ihre Ladenflächen stark vergrößern und ein neues Hotel ansiedeln.
  • Andere Einkaufszentren in München expandieren ebenfalls.
  • Die Händler in der Innenstadt warnen vor einer gefährlichen Entwicklung.

Von Katja Riedel

Die Riem-Arcaden sollen wachsen: Um mehr als 18 000 Quadratmeter will die Firma Union Investment ihr Shoppingcenter an der Messe erweitern. Auf gut der Hälfte der Fläche sollen neue Läden unterkommen - bisher betrug die Einzelhandelsfläche der Riem-Arcaden etwa 50 000 Quadratmeter. Zudem will die Kette Motel One ein Hotel mit 311 Zimmern eröffnen. Das hat die Investmentfirma, die den Volks- und Raiffeisenbanken gehört, am Montag mitgeteilt.

Was die Riem-Arcaden planen

Den Bauantrag muss sie zwar noch einreichen, sie gibt sich aber zuversichtlich, dass der Neubau auf einem 4000 Quadratmeter großen Areal durchgehen wird. Jedenfalls hat sie nach eigenen Angaben bereits mit Motel One einen Vertrag über 25 Jahre geschlossen und für 80 Prozent der Einzelhandelsflächen Mieter gefunden.

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Errichtet werden soll das neue Gebäude westlich der bisherigen Riem-Arcaden. In diese soll es mittels eines "Portikus" integriert werden, einer etwa 22 Meter hohen und 150 Meter langen Stahldachkonstruktion, die das bisherige Novotel mit dem Neubau verbindet - als "neues Entree des Gesamtareals", wie Union Investment schreibt.

Wie andere Einkaufszentren expandieren

Nicht nur die Riem-Arcaden, auch andere Münchner Einkaufszentren haben zuletzt modernisiert und erweitert oder planen dies gerade: Die Pasing-Arcaden sind bereits vergangenes Jahr mit einem neuen Konzept in die Offensive gegangen. Das Olympia-Einkaufszentrum hat sich stetig vergrößert, das PEP in Neuperlach baut derzeit aus. Das um ein Fünftel größere PEP will der Hamburger Betreiber ECE im kommenden Herbst eröffnen. Bisher sei das Zentrum im Osten "eine angegraute Lady", heiße es bei ECE. Nun soll das PEP mit der Investition überlebensfähig werden.

Handelsexperten sehen diesen Ausbau mit gemischten Gefühlen, denn die Konkurrenz ist hart. Mit dem neuen Nahversorgungszentrum, das im ehemaligen XXXLutz auf der Theresienhöhe entstehen soll, gibt es im Stadtgebiet bald neun größere Malls. Verglichen mit Berlin, wo es 36 solcher überdachter Einkaufsmeilen gibt, ist das zwar noch wenig; zudem liegen die Zentren in München im Stadtgebiet, nicht auf der grünen Wiese.

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Das Wettrüsten der Münchner Zentren könnte dennoch Folgen haben: "Wenn die Kaufkraft gleich bleibt, werden für den Einzelnen die Kuchenstücke kleiner", sagt Wolfgang Fischer von der Innenstadthändler-Vereinigung Citypartner. Es werde sicher zu Verlagerungen kommen. "Der Euro kann eben nur einmal ausgegeben werden. Spüren werden das die nahegelegenen Händler in Kirchheim, Aschheim oder Haidhausen - oder auch wir in der Innenstadt."

Die Nachricht, dass nun auch die Riem-Arcaden mehr Händler, darunter einen großen Sportartikelhersteller, unter ihr Dach holen wollen, versetzt Fischer zwar noch "nicht in Krisenstimmung", wie er sagt. Gerne hört er sie dennoch nicht. "Irgendwann ist es dann auch mal gut", sagt er.

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Von Katja Riedel

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Tatsächlich ist Münchens Innenstadt immer noch die belebteste Einkaufsmeile Deutschlands. Gesunken ist aber der Anteil von Münchnern und Oberbayern, die hier einkaufen; die Händler sind deutlich abhängiger von Touristen. Die meisten Umsätze machen Nordamerikaner, dicht gefolgt von Asiaten, dahinter kommen Araber und Russen. Weil die Touristen immer mehr Geld in den Ladenkassen hinterlassen, können die Händler jene Umsätze, die Einheimische lieber im Internet oder am Stadtrand tätigen, noch ausgleichen.

Eine Studie der BBE Handelsberatung, die vergangene Woche veröffentlicht wurde, zeigt aber: Auch arabische Touristen haben mittlerweile das gesamte Stadtgebiet entdeckt - sowie das Outlet "Ingolstadt Village", in das sie eigene Busse bringen. Auf ausgabefreudige Araber hat es also auch der Stadtrand abgesehen. Innenstadt-Lobbyist Fischer erwartet von der Stadt, dass diese den Ausbau der Shoppingzentren "vernünftig" prüfe.

Sorgen macht ihm, dass München Parkhäuser in der Altstadt schließe, während die Konkurrenz am Stadtrand mit riesigen Parkarealen punkte. "Man darf nicht vergessen, dass unsere Kunden auch aus Gegenden kommen, in denen es keine S-Bahn gibt", sagt Fischer.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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