Flüchtlinge:Wenn zehn Nationen in Containern zusammenleben

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In der Pöringer Asylunterkunft wohnen Menschen aus Eritrea, Pakistan, Somalia, Mali, Ghana, Gambia, Mauretanien, Marokko, Guinea und Sierra Leone. Das Landratsamt Ebersberg betrachtet seine Zusage, wenig verschiedene Ethnien unterzubringen, als erfüllt.

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Eigentlich wollte Zorneding dieses Mal möglichst wenig unterschiedliche Nationen in der Pöringer Unterkunft für Flüchtlinge haben. Nachdem im Sommer 2015 minderjährige Geflüchtete aus verschiedenen Ländern aneinander geraten waren, hatten der Helferkreis und das Rathaus das Landratsamt eben darum gebeten, um den Dorffrieden zu bewahren. Deshalb war im März zunächst nur das Erdgeschoss des Containerdorfs an der Eglhartinger Straße mit 30 Bewohnern belegt worden, die restlichen 34 Plätze im ersten Stock blieben frei, bis Juni.

Dann musste es plötzlich schnell gehen, die Bundesrepublik hinkte ihrer Quote für aus Griechenland aufgenommene Flüchtlinge hinterher. Die Bayernkaserne musste geräumt werden und der Landkreis Ebersberg hatte seine Aufnahmequote noch nicht erfüllt. Inzwischen wohnen alleine im ersten Stock der zweigeschossigen Unterkunft acht Nationen nebeneinander, nimmt man das Erdgeschoss mit hinzu, sind dort Menschen aus Eritrea, Pakistan, Somalia, Mali, Ghana, Gambia, Mauretanien, Marokko, Guinea und Sierra Leone untergebracht. Bis auf drei Plätze ist die Unterkunft vollständig belegt - und die Anwohner sind zunehmend genervt.

Seit dem Zuzug der neuen Bewohner sei die Situation in der Unterkunft in Pöring "sehr schwierig", sagt die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD). Die neuen Bewohner hätten zum Teil "erhebliche Vorgeschichten", manche Anwohner des 2 000-Einwohner-Ortsteils würden sich bedroht fühlen, andere beschwerten sich über Lärm in den Nachtstunden, laute Musik und Telefonate nach Hause. Zusammen haben die Pöringer einen Beschwerdebrief verfasst, in dem sie die Zustände in und um die Unterkunft beklagen.

Laut Landratsamt könnte die Unruhe auch andere Ursachen haben

"Uns sind die Hände gebunden", sagt Poschenrieder, aber bei der raschen Verteilung der Flüchtlinge vor zwei Monaten habe die Gemeinde nichts machen können. Das Landratsamt, das für die Verteilung zuständig und Hausherr der Unterkunft ist, sieht derweil keine außergewöhnliche Situation. Im Gegenteil, die Unterkunft in Pöring sei mit den vielen Afrikanern "relativ homogen", sagt eine Sprecherin. Man habe der Bitte, nur Schwarzafrikaner nach Pöring zu bringen, "bis auf ein paar Ausreißer entsprochen". Tatsächlich kommen nur elf der 61 Bewohner nicht aus afrikanischen Staaten, die südlich der Sahara liegen, nämlich zehn Pakistani und ein Marokkaner.

Wenn es verstärkt Unruhe gebe, sagt die Sprecherin, dann müsse das nicht unbedingt an der Zusammensetzung liegen. "Wenn 20 Bayern auf engstem Raum zusammenleben, dann wird es auch krachen." Außerdem werde eine gezielte Verteilung "immer schwieriger", weil es dabei zunehmend um Einzelpersonen gehe. Vielmehr vermutet man im Landratsamt, dass Beschwerden auch an der Jahreszeit und der verdoppelten Zahl der Bewohner liegen.

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Im Sommer, wenn die Fenster offen sind, "werden Geräusche natürlich verstärkt wahrgenommen", sagt die Sprecherin. Wenn es Beschwerden gebe, weil Bewohner außerhalb der Unterkunft laut seien, oder sich problematisch benähmen, dann sei nicht das Landratsamt zuständig, sondern die Polizei.

Um den Pöringern zu signalisieren, dass man sich um eine Lösung bemüht, hat Poschenrieder Vertreter des Helferkreises, der Polizei, der Feuerwehr und des Landratsamts zu einem Treffen in die Containerunterkunft eingeladen. Sie wünscht sich darüber hinaus, dass das Landratsamt "wenigstens für ein paar Monate" Sicherheitskräfte für die Unterkunft genehmigt. Und wenn sich die Situation nicht bessern sollte? "Dann wird das Rathaus auf Verlegungen bestehen müssen."

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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