Premiere:Spät und kurz

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Der neue Ebersberger Abgeordnete Andreas Lenz (CSU) hält seine erste Rede im Deutschen Bundestag

Von Michael Haas

Andreas Lenz bei seiner ersten Rede im Bundestag am 30. Januar 2014 (Foto: Deutscher Bundestag)

Es ist 11.01 Uhr an diesem Donnerstag, als die Karriere von Andreas Lenz (CSU) als Bundestagsabgeordneter richtig beginnt. Mit drei Minuten Verspätung erteilt Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) dem neuen Ebersberger Bundestagsabgeordneten das Wort. Lenz steht auf, die Kollegen applaudieren. Lächelnd geht er zum ersten Mal nach vorne zum Rednerpult des Reichstags. Als Zwölfter spricht der Jakobneuhartinger in der Debatte, die Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mit einer Regierungserklärung eröffnet hat.

Fast zwei Stunden ist das nun her, der Plenarsaal war von Beginn an nicht voll, inzwischen hat er sich aber nochmals merklich geleert. Lenz beginnt, wie man es als Mitglied einer Regierungsfraktion nun einmal tut - er lobt: "Die deutsche Wirtschaft steht blendend da." Er brauche ja nicht zu betonen, fügt Lenz hinzu, "dass die bayerische Wirtschaft noch blendender dasteht." Schelmisch grinsend blickt er zu seinen Fraktionskollegen und gerät ob der "Wirtschaftslokomotive" Bayern derart ins Schwärmen, dass er sich prompt in den zahlreichen Nebensätzen seines Redemanuskripts verirrt.

Zu Beginn war seine Stimme noch etwas brüchig, doch mit jedem Satz wird der neugewählte Abgeordnete sicherer. Er betont die "gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt", lobt Unternehmer, Beschäftigte und den "leistungsfähigen" Mittelstand für deren Verdienst daran. Applaus ist bei solchen Sätzen garantiert, deshalb nutzt Lenz die kurze Verschnaufpause und blickt in den Plenarsaal. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt applaudiert energisch und nickt dem Neuling anerkennend zu.

In der Folge stimmt Lenz ein Loblied auf die soziale Marktwirtschaft an. Es müsse klar sein, dass die Wirtschaft dem Menschen zu dienen habe und nicht umgekehrt, sagt Lenz. "Aber nur eine starke Wirtschaft ermöglicht überhaupt einen sozialen Ausgleich." Dies sei der wesentliche Wert einer sozialen Marktwirtschaft, erklärt Lenz und erneut applaudieren seine Fraktionskollegen. Der neue Bundestagsabgeordnete hat sich inzwischen offenbar an das Gefühl gewöhnt, teilnahmslos wartet er ab, bis im Saal wieder Ruhe einkehrt. Während er redet, bewegt Lenz sich viel am Rednerpult: In kleinen Schritten geht er vor oder zurück, seine Hände legt er wieder und wieder auf dem Manuskript ab, nur um damit wenige Sekunden später gestikulierend eine Aussage zu untermauern.

Beinahe alle aktuellen wirtschaftspolitischen Themen kommen in Lenz' Rede vor. Von den Arbeitslosenzahlen und dem Wirtschaftswachstum kommt er zum Thema Schulden. "Solide Staatsfinanzen sind eine entscheidende, vertrauensbildende Maßnahme", sagt Lenz. Sie sei nötig, um langfristig die Investitionen in Deutschland zu stärken. Sonderliche viele Abgeordnete hören ihm zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zu. Sie stöbern in Akten oder dem Smartphone, selbst Bundestagspräsident Lammert hat mittlerweile an Stellvertreterin Petra Pau (Linke) übergeben und unterhält sich einige Meter schräg hinter Lenz mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Der neugewählte Abgeordnete spricht derweil über die Energiewende: "Das Warum und Wozu muss erklärt werden. Es gilt, für Deutschland eine sichere, saubere und bezahlbare Energiewende zu verwirklichen."

Dann hat Lenz es geschafft. Nach elf Minuten beendet er mit einem "Herzlichen Dank" seine erste Rede im Deutschen Bundestag, packt sein Manuskript zusammen und wird auf dem Weg zu seinem Platz in der zweiten Reihe von den Fraktionskollegen beglückwünscht. Auch die neue Sitzungsleiterin Pau gratuliert zur Premiere. Lenz sei etwas gelungen, das nur wenigen bei ihrer ersten Rede im Bundestag schafften, erklärt sie: "Nicht nur die Redezeit einzuhalten, sondern sogar darunter zu bleiben."

© SZ vom 31.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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