München:Der MVV setzt auf die Radfahrer

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Verkehrsverbund möchte Angebote ausbauen und seinen digitalen Routenplaner deutlich erweitern

Von Christian Krügel, München

Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) plant einen Ausbau seiner Angebote für Radfahrer in der Region. Geschäftsführer Alexander Freitag kündigte an, den Radroutenplaner, den der MVV seit vergangenem Jahr digital anbietet, verbessern und erweitern zu wollen. Gemeinsam mit dem Münchner Gesundheits- und Umweltreferat (RGU) und dem Regionalen Planungsverband soll zudem an einer besseren Vernetzung von öffentlichem Personennahverkehr und Radwegenetz gearbeitet werden.

"Es gibt bei den Pendlern einen ganz klaren Trend zum Fahrrad", sagt Freitag und liest das unter anderem an den Zahlen des MVV-Routenplaners ab. Im Startjahr 2015 wurden im Tagesschnitt 1046 Routen bei dem Online-Tool abgerufen, das MVV und RGU in Kooperation mit dem ADFC entwickelten. In diesem Jahr hat sich die Zahl mehr als verdoppelt: 2768 Touren-Anfragen verzeichnete der Verkehrsverbund seit März im Tagesschnitt. Besonders begeisterte Radler sind dabei offenbar SZ-Leser. Denn mit Start des ersten Teils der Radl-Serie in der Süddeutschen Zeitung sei seit März die Zahl der Zugriffe drastisch gestiegen. Die Downloads der entsprechenden App für Smartphone und Handy haben sich seitdem verdreifacht, auf mehr als 1700 allein im Juli. Für Alexander Freitag ist das ein Beweis, wie flexibel viele Pendler mittlerweile ihren Weg zur Arbeit und ihre Freizeittouren planen. Viele entschieden offenbar täglich neu, welches Verkehrsmittel sie nutzen. Und immer mehr bevorzugten offenbar eine Kombination aus Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln. Dies ist laut Freitag auch eine Erklärung dafür, dass in den ersten Monaten dieses Jahres die MVV-Fahrgastzahlen grob geschätzt wieder um vier Prozent gestiegen seien.

Diesen Trend möchte der MVV unterstützen - zum Beispiel mit noch mehr Service im Radroutenplaner, den Alexander Freitag "zu dem Navigationsgerät für alle Münchner Radler" machen möchte. Vom kommenden Jahr an sollen dort auch alle Stationen für Leihfahrräder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) angezeigt werden, es soll eine Tacho- und eine individuelle Aufzeichnungsfunktion geben. Wünschenswert sei zudem, dass man bald auch direkt aus dem Routenprogramm Tickets kaufen kann.

Verbessert werden müsse aber auch die Infrastruktur zwischen Stadt und Umland, wenn dauerhaft mehr Berufspendler aufs Fahrrad umsteigen sollen. Auch hier zeigten Zahlen aus dem Routenplaner, wie groß die Chancen sein könnten: Während 2015 vor allem Münchner das Programm nutzten, gebrauchen es jetzt auch viele aus den eher städtisch geprägten Umland-Kreisen, etwa aus Fürstenfeldbruck, Starnberg und Ebersberg.

Umso dringlicher sei es, Radlschnellwege in die Stadt zu schaffen, glaubt Münchens Umweltreferentin Stephanie Jacobs (CSU). Derzeit laufe eine Machbarkeitsstudie für eine solche Route nach Garching, sie könne sich solche reinen Fahrradstrecken auch nach Gauting oder Fürstenfeldbruck vorstellen. "Wir müssen hier als Stadt München das Umland noch viel stärker ansprechen und einbeziehen. Das wurde in den vergangenen Jahrzehnten leider etwas verschlafen", sagt Jacobs. Sie sei auch dafür, in der Stadt für Radfahrer echte Parallelrouten zu den Hauptausfallstraßen zu schaffen, etwa die Blutenburgstraße als Radl-Alternative zu Arnulf- und Marsstraße.

Einen besseren Fluss des Radlverkehrs durch andere Ampelschaltungen und Verkehrsführungen könne sie sich ebenfalls vorstellen. "Es braucht nur eine genaue Abwägung, ob man damit nicht andere Verkehrsteilnehmer ausbremst. Das darf es keine Geburtsfehler geben", sagt Stephanie Jacobs. Ihr eigenes Referat könne darüber ohnehin nicht entscheiden, werde aber im städtischen Lenkungskreis Radfahren für eine bessere Infrastruktur werben.

© SZ vom 10.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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