Markt Schwaben/Moosburg:"Wenn sie sich entschuldigen, gebe ich ihnen einen Döner aus"

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Jugendliche haben die Imbissbude von Murat Dinsel beschädigt. Im Interview reagiert der Markt Schwabener mit einem Friedensangebot.

Interview von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben/Moosburg

Sein Gratis-Dönerstand in Moosburg an der Isar (Landkreis Freising) hat Murat Dinsel aus Markt Schwaben bayernweit bekannt gemacht. Kürzlich wunderte sich der 44-Jährige im SZ-Interview darüber, wie viele Leute sich für sein Projekt interessieren. Es sei "eigentlich keine große Sache", dass er Döner an Bedürftige verschenke, sagte Dinsel. Ganz so normal ist es aber dann doch nicht, immerhin haben mehrere Zeitungen und Radiosender über ihn und seine Imbissbude berichtet. Die Reaktionen auf sein Projekt waren bisher fast ausschließlich positiv, am Wochenende kam es jedoch zu einem Eklat.

SZ: Herr Dinsel, was ist denn eigentlich genau passiert?

Murat Dinsel: Am Sonntagmorgen war auf einmal was am Imbissstand beschädigt.

Was ist kaputt?

Jemand hat vier Pflastersteine herausgerissen, mein Werbeschild aus der Verankerung gerissen und versucht, es zu verbrennen. Zumindest sprechen dafür die Brandspuren.

Haben Sie eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?

Ich weiß mittlerweile sogar ziemlich sicher, wer es war. Drei Jugendliche aus Moosburg.

Wie haben Sie das denn herausbekommen?

Das war ziemlich einfach. Die Jungs haben auf Snapchat (ein Chat-Programm für Smartphones, Anmerkung d. Red.) davon erzählt. Das hat sich rumgesprochen, und so habe ich es relativ schnell mitbekommen.

Moosburg
:Dieser Mann verteilt Gratis-Döner an Bedürftige

Wer nicht zahlen kann, dem schenkt Murat Dinsel das Essen. Er ist nicht mehr der einzige Imbissbesitzer in Deutschland, der sich spendabel zeigt.

Von Korbinian Eisenberger

Wissen Sie, warum die drei das gemacht haben?

Ich schätze aus Langeweile. Es sah jetzt nicht nach einer politisch motivierten Tat aus, keine Schmierereien oder dergleichen.

Hat sich eigentlich sonst etwas verändert, seit so viel über Sie berichtet wurde?

Die Leute kennen meinen Namen und mein Gesicht, manche kommen bewusst zu mir, weil sie unterstützen wollen, dass Bedürftige hier kostenlos essen dürfen.

Reicht Ihnen ein Dönerspieß am Tag in der Imbissbude noch?

Bis jetzt schon, ich würde nicht sagen, dass ich sonderlich mehr verkaufe. Mein Umsatz hängt eigentlich eher vom Wetter ab und von den Ferienzeiten. Wenn es regnet und kalt ist, haben die Leute scheinbar weniger Lust auf Döner. Und wenn keine Schüler vom Bahnhof kommen, dann merke ich das schon auch.

In Ihrem Heimatlandkreis in Ebersberg wurde vor eineinhalb Jahren ein Dönerverkäufer angegriffen. Damit ist dieser Vorfall zwar nicht annähernd zu vergleichen, die drei Jugendlichen vom Wochenende hatten aber scheinbar auch eher Appetit auf Krawall als auf Döner. Befürchten Sie, dass so etwas öfter vorkommt?

Davon gehe ich nicht aus. Ich hoffe darauf, dass es einfach nur ein dummer Jungenstreich war. Ich mache sonst praktisch nur gute Erfahrungen mit Schülern.

Haben Sie Anzeige erstattet?

Nein, ich glaube nicht, dass das was bringt. Ich war mit den drei Jungs bereits per Chat im Kontakt. Es hieß, sie kommen bei mir vorbei, entschuldigen sich, zahlen den Schaden. Und dafür gebe ich ihnen dann einen Döner aus, sehr scharf.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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