Landkreis Ebersberg:Vaterstetten will Flüchtlinge aufnehmen

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Wenn der Gemeinderat zustimmt, könnte auf einem Grundstück am Baubetriebshof eine neue Unterkunft für bis zu 50 Asylbewerber gebaut werden.

Von Barbara Mooser

Noch steht auf dem Gelände eine Baracke mit Platz für zehn Menschen. Foto: Christian Endt (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

In Vaterstetten könnte bis zum Jahresende eine der größeren Asylbewerberunterkünfte im Landkreis entstehen. Die Gemeinde hat dem Kreis ein Grundstück am Baubetriebshof in Aussicht gestellt, dort wäre es nach Angaben von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) möglich, Wohnraum für 40 bis 50 Flüchtlinge zu schaffen. Allerdings haben sich die zuständigen Gemeindegremien mit dem Thema noch nicht befasst, das soll nach Angaben des amtierenden Bürgermeisters Martin Wagner (CSU) voraussichtlich im Oktober geschehen. Geprüft wird derzeit auch, ob die Regierung von Oberbayern die Unterkunft möglicherweise sogar selbst betreibt.

Schon früher, zu Zeiten der ersten Flüchtlingswelle zu Beginn der 1990er Jahren, lebten auf dem Areal am Föhrenweg in Vaterstetten Asylbewerber. Später übernahm die Gemeinde die Gebäude, um dort obdachlos gewordene Menschen unterzubringen. Heute teilen sich Obdachlose und Asylbewerber den Platz in den mit dunklem Holz verkleideten Wohncontainern. Etwa zehn Menschen können derzeit hier untergebracht werden.

Allerdings nimmt der Druck auf den Landkreis ständig zu, denn immer mehr Flüchtlinge kommen nach Bayern und werden auch der Region zugewiesen. Derzeit leben im Landkreis 194 Asylbewerber; 67 von ihnen sind in Ebersberg untergebracht, 52 in Grafing, 32 in Kirchseeon, neun in Vaterstetten und 17 in Emmering. Dort würden die Flüchtlinge sehr freundlich aufgenommen, unterstreicht der Landrat, doch gerade die Bewohner beider Städte, wo derzeit die meisten Asylbewerber lebten, seien durchaus der Meinung, dass nun auch einmal andere Gemeinden in der Pflicht seien. "Keine Kommune kann sich entziehen, schon gar nicht eine große", stimmt Vaterstettens Bürgermeister Martin Wagner zu. Bevor möglicherweise eine Turnhalle als Notquartier genutzt werden müsse, wolle man dem Landratsamt so weit wie möglich entgegenkommen.

Die Verwaltung habe daher den Vorschlag geäußert, entweder neben der bestehenden Unterkunft am Föhrenweg einen Erweiterungsbau hinzustellen oder aber gleich die alten Gebäude abzureißen und ein größeres neu zu bauen - möglicherweise wieder mit Hilfe von Containermodulen oder auch in Holzständerbauweise. Wichtig sei, dass auch in den neuen Räumen genügend Platz bleibe für Obdachlose, unterstreicht Wagner. Alle offenen Fragen würden derzeit noch geprüft, dann müsse sich der Gemeinderat mit dem Thema befassen.

Theoretisch wäre es möglich, dass eine vergleichsweise große Unterkunft für 50 Personen als Gemeinschaftsunterkunft durch die Regierung von Oberbayern selbst betrieben würde. Dies ist grundsätzlich das Modell, das die Regierung selbst anstrebt. Bisher gibt es keine derartige Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis. Dies war früher anders gewesen: Sowohl in Markt Schwaben als auch in Hohenlinden hatte die Regierung bis vor knapp zehn Jahren Gemeinschaftsunterkünfte betrieben. Dann allerdings war die Zahl der Flüchtlinge zurückgegangen, die Häuser wurden geschlossen.

Der Landrat hat vor allem die vielen Gemeinden, die nicht einmal für einen Flüchtling Platz bieten, bereits mehrmals aufgerufen, freien Wohnraum zu melden. In Poing will die Gemeinde nun auch bei einem Informationsabend Bewusstsein für die schwierige Situation schaffen: Am Mittwoch, 9. Oktober, 19 Uhr, wird Stefanie Geisler, die zuständige Abteilungsleiterin im Landratsamt, im Pater-Rupert-Mayer-Haus in der Gruber Straße über die schwierige Situation informieren.

© SZ vom 04.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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