Kirchseeoner Perchten:Eine Tradition lebt wieder auf

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Die Kirchseeoner Perchten lassen die "Schnadern Schlenzer" wieder aufleben: Bei den diesjährigen Umzügen sind die Stabmasken erstmals seit elf Jahren wieder vertreten.

Von Katharina Behmer, Kirchseeon

Mit ihren kräftigen Zähnen können die "Schnadern Schlenzer" trefflich Lärm machen und auch Mützen von den Köpfen von Besuchern pflücken. (Foto: Christian Endt)

Strahlend weiße Zähne schlagen aufeinander: Es knallt und klappert, als die Mäuler der drachenartigen Wesen sich öffnen und schließen. Dann ein Kichern. Aber das Lachen kommt nicht aus den Mündern der großen Holzmasken, sondern tiefer, aus den roten und grünen Gewändern der Gestalten. Darunter stecken junge Leute, die den schweren Stoff wie einen Umhang über ihren Kopf geworfen haben. Sie sind Perchten. Und die Figuren, die sie verkörpern, sind "Schnadern Schlenzer": an Holzstangen angebrachte Drachenfratzen. Der Unterkiefer der schnabelartigen Mäuler ist lose - durch eine unter dem Gewand versteckte Metallstange lässt sich mit den Zähnen klappern.

"Wir haben uns heuer mal unterhalten und gesagt, es wäre eigentlich schön, wenn man das wieder aufleben lassen könnte", erklärt Herbert Schafbauer die Entscheidung, die traditionellen Stabmasken wieder in das Repertoire der Perchtenläufe aufzunehmen. Der Vorstand der Kirchseeoner Perchten sei immer wieder von Zuschauern darauf angesprochen worden, warum es die "Schlenzer" nicht mehr gebe.

300 Tage im Jahr wird geschnitzt

Der 58-Jährige hat die Drachenfratzen der "Schlenzer" von Hand aus Lindenholz geschnitzt. "Das mach ich so nebenbei. Das hab ich halt gelernt, das kann ich halt", erzählt er ganz beiläufig. Mit zehn Jahren hatte er das Handwerk vom Gründer des Vereins Hans Reupold gelernt. Heute verbringt Schafbauer gute 300 Tage im Jahr in seiner Werkstatt und schnitzt vor sich hin. Als Orientierung dienen ihm dabei die alten Stabmasken. Diese waren das letzte Mal 2004 zum 50-jährigen Bestehen des Vereins auf einem der Umzüge vertreten.

Durch die neuen Masken können die Originale nun geschont werden. Das ist auch ein klarer Vorteil für die Träger: Während das Kostüm früher bis zu zwölf Kilo wog, sind die neuen Stabmasken mit jeweils knapp acht Kilo deutlich leichter. Das mache sie "ideal um ein bisschen reinzuschnuppern", so Schafbauer. Deshalb seien vor allem neue Vereinsmitglieder in die Gruppe eingeteilt worden. Der jüngste Läufer dort ist gerade einmal elf Jahre alt: "Die können wir nicht gleich bei den Klaubauf oder Holzmandl reinstecken."

Die Tänze zu lernen, dauert seine Zeit

Denn es dauert etwa ein bis eineinhalb Jahre, um die Tänze und Sprüche der verschiedenen Gruppen zu beherrschen. Doch auch die elf "Schnadern Schlenzer" kommen nicht um das Textlernen herum. Dieses Jahr werden sie unter anderem "Mia dean Schnadern, ned hadern, dean Schlenzn, ned benzn" aufsagen. "Schnadern" ist dabei eine Anspielung auf die schnatternden Mäuler, die den Eindruck erwecken, die Masken würden unablässig sprechen.

Die Stabmaskengruppe mit Andrea Stengl, Martin Klar, Robert Stengl, Herbert Schafbauer und Ludwig Bitto darf bei den Umzügen die ganze Zeit Blödsinn machen. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

"Wir können eigentlich die ganze Zeit Blödsinn machen", sagt Ludwig Bitto und lacht. Der 28-Jährige ist der "Meister" der Stabmaskengruppe. Die "Schlenzer" klauen dann zum Beispiel Zuschauern die Mütze vom Kopf oder nehmen mit dem Maul Schnee auf, um ihn dann wieder auf dem Publikum zu verteilen. "A bissl frech samma scho", gibt Bitto zu. "Aber ned bäs!", setzt Herbert Schafbauer sofort hinterher. Alle - Läufer und Publikum - sollen schließlich Spaß an dem Schauspiel haben. Dabei bilden die "Gaudimacher" mit den Stabmasken auch eine Art Gegenpol zu den teilweise eher martialisch aussehenden anderen Perchten.

"Wir sind eigentlich total geheim. Unter dem Stoff wird man nicht gesehen": Das gefällt dem 15-jährigen Manuel Gellert besonders an den lockeren Kostümen. Und auch Ludwig Bitto schätzt die "große Bewegungsfreiheit". Nur die Sicht ist hinter dem Fenster aus Fliegengaze "relativ eingeschränkt", und die Träger der knapp dreieinhalb Meter großen Aufbauten müssen "aufpassen, dass sie nicht an Garagendächern hängen bleiben". Auch deshalb gibt es eine weitere neue Gruppe. Die "Klingelbuam" sollen an den Türen schellen. Die anderen Perchten haben nämlich alle Hände voll zu tun.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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