Olympia in Rio:Hoch hinaus

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In seiner Paradedisziplin am Barren will Lukas Dauser das Finale der Turnwettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Rio erreichen. (Foto: 24Passion)

Lukas Dauser, 23, aus Glonn hat sich für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifiziert. Sein Ziel unterm Zuckerhut: Die Finalteilnahme am Barren und im Mannschaftswettkampf.

Von Daniela Weichselgartner, Glonn

Nach einer gelungenen Übung auf der Matte zu stehen und sich über eine gute Performance freuen, das sei das beste Gefühl, sagt Lukas Dauser. So richtig realisieren könne er zwar den Erfolg meist erst bei der Siegerehrung, aber im Moment der Landung seien die Emotionen noch am intensivsten.

Ganz große Gefühle kann es für den gebürtigen Ebersberger, der in Glonn aufgewachsen ist, vielleicht auch in Rio de Janeiro geben. Denn der 23-Jährige gehört inzwischen zu Deutschlands besten Turnern und hat sich für die Olympischen Spiele qualifiziert. Seine Ziele unterm Zuckerhut: Die Finalteilnahme im Teamwettkampf und in seiner Paradedisziplin, am Barren.

Dafür hat Dauser hart gearbeitet. Freilich nicht in Glonn, denn im Heimatsportverein konnte seine Begabung nicht ausreichend gefördert werden. Deshalb begann Dauser mit sechs Jahren beim TSV Unterhaching zu turnen. Um den hohen Trainingsaufwand besser stemmen zu können, wechselte er nach der Grundschule auf das Isar-Sportgymnasium in München, wo er drei Mal in der Woche noch vor dem Unterricht trainieren konnte.

Während andere zum Feiern gingen, übte Lukas Dauser am Barren

Während die Gleichaltrigen Party machten, übte Lukas Dauser an Barren, Reck und Co. "Klar muss man in der Freizeitgestaltung manchmal zurückstecken, aber später weiß man, wofür der Aufwand gewesen ist", sagt der Profisportler, den am Turnen die Leichtigkeit der Bewegungen und die Vielseitigkeit begeistert. Statt sich wie in der Leichtathletik nur in einer Disziplin zu verbessern, könnten Turner ihre Leistungen an verschiedenen Geräte und am Boden perfektionieren.

Die Olympiateilnahme ist der Höhepunkt seiner bisherigen Karriere und natürlich etwas ganz Besonderes. Insofern sei es nicht ganz so schlimm, wenn es in der Einzelwertung auf Anhieb nicht klappen sollte, sagt der bescheidene Athlet, denn vor allem sei er überglücklich, es zu diesem sportlichen Großereignis geschafft zu haben. Auch, wenn der Glonner an Barren, Reck oder Ringen durch die Luft wirbelt, hat er persönlich die Bodenhaftung nicht verloren.

Zu den größten Erfolgen des 23-Jährigen zählen eine EM-Teilnahme 2015 in Montpellier und eine WM-Teilnahme in Nanning im Jahr 2014. Stolz ist Dauser auch auf seinen Weltcupsieg in São Paulo 2015 und den Deutschen Meistertitel im Juni dieses Jahres, bei dem er dne Top-Turner Marcel Nguyen am Barren mit einer Weltklasseübung geschlagen hat. Leistungen, für die Dauser hart arbeitet.

Der 23-Jährige, der 2012 zum Bundesstützpunkt in Berlin wechselte, stemmt einen Trainingsplan von knapp 30 Stunden in der Woche, verteilt auf zehn Einheiten. Auf dem Programm stehen Kraftübungen und Arbeit an den Geräten. Da ist es nicht verwunderlich, dass man abends manchmal nur noch auf die Couch will, wie der Spitzensportler erzählt. Dennoch sind Höchstleistungen nicht nur die Folge körperlicher Arbeit, sondern auch Kopfsache. Nach Rückschlägen wie Verletzungen sich wieder zurückzukämpfen, das zeichne einen guten Sportler aus, erklärt Lukas Dauser.

Auch ihn hat so etwas natürlich schon einmal getroffen. Eine Schulterverletzung mit Operation im Oktober 2009 hinderte ihn fast ein Jahr daran, in vollem Umfang trainieren zu können. Doch mit dem richtigen Sportsgeist und der Unterstützung von Freuden und Familie meisterte er die Durchhalteprobe. "Man will ja nicht wegen einer Verletzung den Traum, für den man so lange gearbeitet hat, aufgeben," sagt der Athlet.

Besonders in schwierigen Situationen wie der Verletzungspause kommt das Heimweh durch. Dann fehlt ihm die Familien in Glonn. Denn auch, wenn er selbst dort nicht mehr wohnt, bleibt der Landkreis Ebersberg doch sein Zuhause. Zeit für Besuche findet sich im Terminkalender eines Spitzensportlers natürlich weniger, aber Dauser schafft es dennoch, zusätzlich zu Weihnachten und Silvester die ein oder andere Stippvisite einzurichten.

Die Fördergelder reichen nicht aus

An seinem Wohnort in Berlin war er dieses Jahr auch erst etwa sieben Wochen. Die übrige Zeit war er für Wettkämpfe und die Olympia-Vorbereitung unterwegs. Das viele Reisen mache ihm nichts aus, sagt Lukas Dauser. Im Gegenteil, auch wenn häufig neben dem Turnen kaum Zeit zum Kennenlernen der Länder sei, freut er sich über die Möglichkeit, Neues erleben zu dürfen.

Sportlich bevorzugt Dauser zwar die Turnhalle, in der Freizeit ist er aber auch gerne auf dem Fußballplatz - allerdings aufgrund des Verletzungsrisikos nicht in der Wettkampfsaison. Aber er kickt ja nicht nur selbst, sondern verfolgt auch leidenschaftlich gerne Spiele vor dem Fernseher. Und - Berlin hin oder her - schlägt sein Fan-Herz für den FC Bayern.

Dass nun aber kaum ein Fußballer sagen würde, mit Freude Wettkämpfe an Barren, Reck oder Boden zu verfolgen, liegt vor allem an der geringen Popularität des Turnsports. Zwar könne man, solange man als Profi erfolgreich und aktiv ist, gut davon leben, sagt der Glonner, aber reich werde man durch Preis-, Sponsoren- und Fördergelder sicher nicht.

Allein für den Lebensunterhalt ist es für den Leistungssportler deshalb durchaus wichtig, auch einen Plan für die Zeit nach der Wettkampf-Karriere zu haben. Am liebsten würde er natürlich dem Sport in irgendeiner Weise verbunden bleiben, sagt der 23-Jährige. Und bis dahin hofft er, dass seine Sportart durch gute Leistungen bei Olympia auffällt und mehr Aufmerksamkeit erhält.

Die Turnwettkämpfe in Rio beginnen mit der Qualifikation an den Geräten und am Boden am Samstag, 6. August. Das Teamfinale der Männer ist am Montag, 8. August um 21 Uhr, das Finale am Barren am Dienstag, 16. August, um 19 Uhr.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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