Forstinning:"Herr Merkel steht bereit"

Lesezeit: 3 min

Christine Reichl-Gumz (SPD) möchte die Energiewende vorantreiben und für Senioren einen lokalen Pflegedienst einrichten.

Interview: Isabel Meixner

Christine Reichl-Gumz hatte es 2008 probiert - und war mit 15 Prozent der Stimmen deutlich Rathauschef Arnold Schmidt (CSU) unterlegen, der in diesem Jahr nach 30 Jahren nicht mehr als Bürgermeisterkandidat antritt. Gegen Rupert Ostermair (CSU) rechnet sich die dreifache Mutter mehr Chancen aus. Im Interview spricht die SPD-Kandidatin . . .

. . . über ihre Chancen bei der Wahl: "Ich denke, dass ich sehr gut für das Amt geeignet bin. Ich hoffe, dass das viele so sehen, die mich seit 20 Jahren kennen. Ich finde es spannend, dass Forstinning diesmal die Wahl hat zwischen zwei ganz unterschiedlichen Menschen: zwischen Mann und Frau, zwei unterschiedlichen politischen Gesinnungen, zwischen jemandem aus der Verwaltung und einer, die aus dem aktiven Ortsleben stammt."

. . . darüber, dass Bürgermeister Arnold Schmidt Rupert Ostermair als Wunschnachfolger in Stellung bringt:

"Für Rupert Ostermair ist das auf alle Fälle gewinnbringend. Ich bin kein Fan von Protegieren, auch wenn das legitim ist. Ich finde, man sollte seinen eigenen Mann beziehungsweise seine eigene Frau stehen. Ich glaube, dass ich aus eigener Kraft gute Möglichkeiten habe."

. . . über Themen, mit denen sie bei den Wählern punkten möchte:

"Ein wichtiges Thema ist für mich, das sehr gute Miteinander, das wir im Ort haben, zu bestärken und Hürden abzubauen. In der Gemeinde soll es einen Ansprechpartner geben, der Vereine zum Beispiel bei rechtlichen Fragen berät. Bisher hat das Arnold Schmidt ein bisschen gemacht; ich sehe es als meine Aufgabe, das weiterzuführen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wo man helfen kann. Bei der Energiewende ist mir wichtig, Gruppen wie den Arbeitskreis Energiewende im Vorfeld verstärkt in die Entscheidung einzubinden. Eigentlich bräuchte man fast einen eigenen Ausschuss dafür. Der Energiewende räume ich eine hohe Priorität ein."

. . . über die Kinderbetreuung in Forstinning: "Ein Blick auf die Wachstumsprognosen zeigt: Der Anteil der Älteren wächst. Jetzt drängen noch die Kinder in den Hort, im Moment steht die Erweiterung des Kinderhauses an. Die Gemeinde muss schauen, dass der Raum, den sie hat, gut genutzt wird. Ich träume von einer Lehrküche im Erweiterungsbau des Horts, die verschiedene Gruppen nutzen, in der Ältere ihr Wissen, etwa beim Marmelade kochen, weitergeben. Was spricht dagegen, einen Ort für Junge und Alte zu haben? Zuerst muss man aber schauen, wie groß der Platzbedarf des Horts ist. Bei der Grundschule würde ich mir eine Art "Bildungszentrum" wünschen, das wir, wenn wir dort neu bauen, direkt neben der Schule bauen und die Kinder nicht quer durch den Ort chauffiert werden müssen. Das steht zwar jetzt nicht an, muss man aber im Hinterkopf haben, um das Areal nicht anderweitig zu verplanen."

. . . über Pflegemöglichkeiten für Senioren: "Meine eigene Erfahrung bei Hausbesuchen zeigt mir: Die Menschen wollen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben. Es ist ja meistens eine relativ kurze Zeit, in der man intensive Betreuung nötig hat. Ich kann mir vorstellen, dass wir kein eigenes Seniorenheim brauchen, sondern mit den bestehenden Angeboten in den benachbarten Gemeinden auskommen. Vielleicht schaffen wir es, einen kleinen Pflegedienst an den Ort zu bekommen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, dass wir die Leute nicht allein lassen, sondern dass sie das Netzwerk - die Vereine, die Nachbarschaft, die Gemeinde - so lange wie möglich auffängt."

. . . darüber, was sie für die Schwaberwegener machen will, bis die Umfahrung kommt:

"Ich habe Kontakt zu einer Gemeinde in Franken aufgenommen, die Tempo 30 auf der Staatsstraße eingeführt hat und dafür gerade vor Gericht kämpft. Unsere Information war bisher, das ginge nicht. Außerdem sollte man unbedingt Geschwindigkeitsmesser an der Durchfahrtsstraße anbringen. Die gibt es zwar schon in Forstinning, aber an anderer Stelle. Bisher wurde das immer aufgeschoben und auf die Umgehung gewartet. Vielleicht wäre auch zu überlegen, den Flüsterbelag auf der Durchfahrtsstraße zu erneuern."

. . . über die Entwicklung Forstinnings in den nächsten Jahren:

"Die Wachstumsprognose für Forstinning ist moderat: Im Mittel haben wir eine leichte Zunahme, im Gegensatz zum Landkreis, der stark wachsen wird. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Busverbindungen nicht gut sind. Wir müssen weiterkämpfen, dass sie besser werden. Generell ist die Frage, wie weit wir das Wachstum steuern können. Das kann die Gemeinde nur, wenn sie eigene Grundstücke hat, die sie bebauen kann. Wir erhalten immer wieder Anfragen auch nach kleinen, preisgünstigeren Wohnungen - ich könnte mir hier ein genossenschaftliches Modell vorstellen.

. . . darüber, wie ihr Mann zu ihr als stärkste Frau in der Gemeinde stünde:

"Mein Mann sagt immer: Bin ich dann Herr Merkel? (lacht) Ich hatte mir lange überlegt, ob ich kandidieren soll. Mein Mann steht hinter mir, meine Kinder auch. Es hat sich alles ineinander gefügt. Herr Merkel steht mit Handtäschchen schon bereit fürs Damenprogramm."

© SZ vom 05.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: