Ebersberger Marienplatz:"Die Bäume müssen bleiben"

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Der Entwurf zur Umgestaltung des Marienplatzes stößt bei den Ebersbergern nicht nur auf Begeisterung. Sie fordern, die Linden zu erhalten und alternative Parkplätze auszuweisen.

Von Annalena Ehrlicher und Jan Linkersdörfer, Ebersberg

Die Entscheidung über die Neugestaltung des Marienplatzes ist gefallen: Das Konzept des Architektenduos Klaus Molenaar und Claudia Weber-Molenaar hat sich gegen neun weitere Teilnehmer durchgesetzt. Geplant ist, die Parkflächen zu entfernen und so den Charakter eines Marktplatzes wiederherzustellen. Weg vom Parkplatz, zurück zum Marktplatz. Unverändert bleibt dennoch, dass die Staatsstraße 2080 am Marienplatz vorbeiführt. Und nicht nur die Parkplätze müssen weichen: Auch die Bäume sollen gefällt werden, um freie Sicht auf die historischen Gebäude rund um den Marienplatz zu schaffen. Das solle den Eindruck eines echten Stadtzentrums verstärken, begründen die Architekten diesen Schritt. Zu einer Bürgerbefragung kam es vor der Entscheidung zwar nicht. Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) betont allerdings, dass ihm die Meinung der Bürger wichtig sei. Dass diese nicht alle von den Plänen begeistert sind, ist das Ergebnis einer Umfrage der SZ am Mittwochmittag während des Wochenmarktes auf dem Marienplatz:

Georg Knufmann, Ebersberg : "Der Innenstadtkern muss attraktiv gestaltet werden", findet der Sozialpädagoge. Es müsse mehr Leben auf den Marienplatz kommen. "Das funktioniert nicht, wenn man die Bäume fällt." Außerdem senke das die Lebensqualität. Der Marienplatz müsse bürgergerecht gestaltet werden. "Dafür erwarte ich eine Nutzerbefragung", sagt Georg Knufmann.

Daniela Vik, Grafing: "Wichtig sind die Neuerungen vom Stadtbild her schon", findet die Reiseverkehrskauffrau, "aber die Bäume müssten bleiben". Sowohl für Jugendliche als auch für ältere Menschen sei es doch schön, einen Platz mit Sitzgelegenheiten im Schatten zu haben - wofür die Bäume bleiben müssten. Außerdem könnten für ältere Menschen die Pflastersteine zum Problem werden.

Winfried Anker, Ebersberg: "Dass die Bäume wegkommen finde ich Blödsinn." Den Blick auf das Rathaus habe man auch so. Dadurch verwandle sich der Marienplatz bloß in eine Steinwüste. "Ich wünsche mir lieber mehr Bäume als weniger." Und auch der Verkehr sollte anders geregelt werden. Die Begradigung der Fläche ergebe Sinn, dadurch könnten sich Cafés ausbreiten.

Karin Obermaier, Ebersberg: "Die Bäume müssen bleiben, da steig ich notfalls drauf, wenn die gefällt werden sollen", findet auch die Rentnerin. Das Rathaus könne man mit oder ohne Bäume sehen, und um den Marktplatz attraktiver zu machen, müsse erst einmal der Schwerverkehr umgeleitet werden. "Und die Geschäfte fehlen", fügt sie hinzu.

Ralf Sachs, Erding: "Der Verkehr hier am Marienplatz zerstört die Atmosphäre", sagt Sachs, der den Fischstand auf dem Wochenmarkt betreibt. Die Autos machten nicht nur Lärm, sondern seien an dieser Stelle außerdem gefährlich für Fußgänger. "Veränderungen tun dem Marienplatz gut, aber bitte keine halben Sachen. Der Verkehr muss rausgenommen werden."

Anita Stockinger, München: Einmal die Woche sind Anita und Andreas Stockinger mit ihrem Gemüsestand auf dem Markt in Ebersberg. Einen "Albtraum für die Marktleute" nennt sie die Umbauplanungen der Architekten. Es wäre wichtig gewesen, mit Anwohnern und den Marktleuten über Änderungsvorschläge zu sprechen. Als besonders schwierig sieht sie die geplante Begradigung durch Treppenstufen am unteren Ende des Marienplatzes an. Die Situation für die Markleute habe sich schon durch das Einkaufszentrum verkompliziert - mit dem Wegfall der Parkplätze werde es allerdings noch einmal schwieriger.

Norbert Buortesch, Reitmehring: "Zum Marienplatz gehören Bäume dazu, und zwar Linden." Das habe für ihn Tradition. Außerdem seien Bäume wichtige Klimaschützer. "Wir Händler auf dem Markt brauchen im Sommer den Schatten der Bäume."

Monika Maier, Steinhöring: Die Mitarbeiterin der Modeboutique Helga am Marienplatz sieht die positive Seite der Veränderung. "Die Änderungen machen alles etwas moderner", sagt sie. Allerding sieht auch sie die Bäume als wichtigen Faktor für die Gemütlichkeit des Marktplatzes an. Für die Boutique seien die Änderungen an sich nicht problematisch, weil die Innenstadt immer noch belebt sei. Gerade für das Eiscafé sei es mit den Bäumen doch deutlich gemütlicher.

Josef Edlbergmeier, Ebersberg: "Für mein Geschäft ist es schlecht, dass die Parkplätze abgeschafft werden sollen", sagt der Metzgermeister. Viele ältere Kunden parken mit ihrem Auto direkt vor dem Geschäft. " In Zukunft werden die vermutlich lieber woanders einkaufen gehen." Die Umgestaltung des Marienplatzes müsse Parkalternativen vorsehen.

© SZ vom 02.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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