Ebersberg:Zu warm zum Einkaufen

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Der Einzelhandel im Landkreis beklagt das milde Wetter, das ein zähes Weihnachtsgeschäft zur Folge hatte. Zusätzlich kaufen immer mehr Menschen ihre Geschenke online. Bücher scheinen eine Ausnahme zu sein.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Die Weihnachtstage sind vorbei und somit hat auch ein besonders nervenaufreibender Aspekt der zumeist stressigen Festtagsvorbereitungen ein jähes Ende gefunden: kein Geschubse und Gewühle mehr in übervollen Läden auf der Suche nach passenden Geschenken für die Liebsten.

Wenn man an die langen Schlangen vor den Kassen zurückdenkt, muss es in diesem Jahr wohl ein gutes Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel gewesen sein. Für die Ladeninhaber im Landkreis trifft dieser Eindruck tatsächlich aber nur bedingt zu - die meisten sind sich einig: Das Weihnachtsgeschäft hätte durchaus besser laufen können. Hauptverantwortlich dafür ist der bislang außerordentlich milde Winter.

"Bei uns lief es eher zäh", sagt die Filialverantwortliche des Intersport Kipfelsberger in Ebersberg Julia Skaletz. Bei den warmen Temperaturen haben nur wenige Leute Lust, Skiausrüstung oder dicke Winterbekleidung zu verschenken. Nur bei kleineren Kleidungsstücken wie Socken, Handschuhen oder Skiunterwäsche und Gutscheinen spielt das milde Wetter keine Rolle. Denn hier seien die Umsatzzahlen gleichbleibend sehr hoch.

Ausbleibende Kälte hin oder her: Das Weihnachtsgeschäft ist im Intersport Kipfelsberger generell nicht mehr das, was es einmal war. "Vor 15 Jahren, da war richtig was los in der Adventszeit!", erinnert sich Skaletz. Sogar so viel, dass für alle Mitarbeiter im Dezember eine Urlaubssperre galt. Heute sei das nicht mehr notwendig. Die Kunden würden von Jahr zu Jahr immer mehr online bestellen.

Nach den Feiertagen kommt noch das Umtauschgeschäft

Nach den Feiertagen kommt nun noch das Umtauschgeschäft, dessen Ausmaße im Intersport Kipfelsberger aber ebenfalls nicht allzu groß sind. Woran Skaletz und ihre Kollegen aber in jedem Jahr merken, dass Weihnachten vorüber ist, das sind die vielen Barzahlungen. "Viele verschenken Geldgeschenke und das kommt uns dann schon zugute." Trotzdem hofft Skaletz, dass in den kommenden Wochen die Temperaturen endlich schön winterlich werden und Schnee fällt, "damit wir die Saison besser beenden als beginnen können."

Das milde Wetter stand auch dem Weihnachtsgeschäft von Mathilde Binder im Weg. Sie ist die Eigentümerin von Hildes Handarbeitsstüberl in Ebersberg. Dicke Wolle verkauft sich eben umso besser, je kälter es ist, um dann Freunde und Familie mit selbstgestrickten kuscheligen Socken und flauschigen Mützen zu beschenken.

Bei Binder kommt noch hinzu, dass seit einiger Zeit die Parkplätze vor ihrem Laden gesperrt sind. Laufkundschaft bleibe dadurch fast vollständig aus. Die erledigt laut Binder ihre Einkäufe stattdessen lieber im besser erreichbaren Ebersberger Einkaufszentrum - erst recht zur Adventszeit, wenn man die vielen schweren Einkaufstüten möglichst schnell im parkenden Auto verstauen möchte.

Bei Petra Behouneks Ebersberger Spielwarenladen Drachenstube lief das Weihnachtsgeschäft zwar insgesamt sehr gut, aber auch sie beklagt den warmen Winter. "So etwas wie Schlitten haben wir heuer überhaupt nicht verkauft." Behounek freut sich trotzdem, denn den Weihnachtsumsatz des Vorjahres hat sie auch so erreicht. "Da kann ich mich wirklich nicht beschweren!"

Einfache Bauklötze aus Holz sind wieder gefragt

Dass die Nachfrage vor Weihnachten bei Behounek so erfreulich hoch war, liegt auch daran, dass man ihre Spielwaren online einkaufen kann. In den vergangenen zwei Monaten habe sie sehr viele Bestellungen versandt, sogar etwas mehr als im letzten Jahr. Sie steht dieser Entwicklung sehr zwiegespalten gegenüber: Einerseits bevorzugt sie es, wenn die Kunden persönlich in ihrem Laden einkaufen. Andererseits sei es eben für viele online bequemer, "da muss man mit der Zeit gehen".

Und ein weiterer Trend ist Behounek in diesem Jahr aufgefallen: Qualität scheint mehr und mehr ein wichtiges Kriterium zu sein. "Wir haben viele hochwertige Sachen verkauft." Ganz weit oben auf den Wunschlisten standen da beispielsweise die klassischen Bauklötze aus Holz.

Völlig unbeeindruckt von den lauen Temperaturen zeigt sich allein das Weihnachtsgeschäft der Buchläden. Im Laden von Manuela Harm in Vaterstetten sehen die Umsatzzahlen sehr gut aus, wie auch in den vergangenen Jahren. Zwar gibt es keine Steigerung, aber eben auch keinen Rückgang.

Die Adventszeit in ihrem Laden empfindet Harm immer als sehr beratungsintensiv. Viele Kunden suchen ein Buch für den Vater oder die Oma, wissen aber noch nicht genau welches. "Das war aber auch schon immer so", erinnert sich Harms. Sie folgert, dass ihre Kunden einen Mehrwert in einer individuellen und persönlichen Beratung zu erkennen scheinen - und diesem treu bleiben möchten.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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