Bürgerbegehren:Wie zwei Männer ein Schwimmbad retten wollen

Lesezeit: 3 min

  • Im Zuge des Schulneubaus droht das Hallenbad in Markt Schwaben, das auf dem Gelände der zu kleinen Grundschule steht, geschlossen zu werden.
  • Zwei Bewohner wollen mit einem Bürgerbegehren für den Erhalt eines Bades im Ort kämpfen.
  • Mit ihrer Initiative wollen sie erreichen, dass "die Planung für das Schulzentrum um das Schwimmbad ergänzt" wird.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Ende der 1980er-Jahre war Werner Lampart ein Teenager. Seit dieser Zeit, seit 35 Jahren, haben die Markt Schwabener Schüler in ihrem Hallenbad Schwimmunterricht gehabt. Für den Ort und seinen Nachwuchs ist das Bad deswegen unverzichtbar geworden, davon ist Lampart überzeugt. Er ist mittlerweile 56 und sitzt für die SPD im Markt Schwabener Gemeinderat. Gerade muss er sich mit dem Gedanken befassen, dass es mit dem Schwimmbad bald vorbei sein könnte. Eine Vorstellung, die ihm ganz und gar nicht gefällt.

Werner Lampart ist einer von zwei Markt Schwabenern, die seit Sonntag Unterschriften sammeln. Mit einem Bürgerbegehren wollen sie erreichen, dass die Gemeinde auch in Zukunft damit plant, ein eigenes Schwimmbad zu betreiben. Sie befürchten, dass die Anlage in den kommenden Jahren irgendwann verkommt. Weil die Gemeinde in ihrer Ausschreibung für den Schulneubau bisher kein Schwimmbad eingeplant hat, könnte es sein, dass der Ort bald gar keines mehr hat, so sehen es Lampart und sein Mitstreiter Wolfgang Eiba, 53. Mit ihrer Initiative wollen sie erreichen, dass "die Planung für das Schulzentrum um das Schwimmbad ergänzt" wird. "Wir wollen ein klares Zeichen setzen", so Eiba am Mittwoch zur SZ.

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Knapp 3000 Kinder gehen in Markt Schwaben zur Schule, um sie geht es. Das Bürgerbegehren bezieht sich auf Statistiken, wonach in Deutschland immer weniger Kinder "richtig schwimmen" könnten, weil Schwimmbäder verschwänden. Die Lebensrettungsgesellschaft DLRG bestätigt dies, Anfang Juni teilte sie mit, dass hierzulande 59 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer seien. Aus der repräsentativen Umfrage ging hervor, dass die Nichtschwimmerzahlen und die Todesfälle steigen. Ein DLRG-Sprecher erklärte, dass es "unverantwortlich" sei, Schwimmbäder zu schließen, um Kosten zu sparen.

Wie geht es weiter mit Markt Schwabens Hallenbad? Klar ist, dass dessen Zukunft eng mit dem Neubau der maroden Grund- und Mittelschule zusammen hängt. Das Hallenbad ist auf dem Gelände der Grundschule untergebracht. Steht der Neubau, wird die Schule nicht mehr als solche verwendet. Was dann mit dem ausgedienten Gebäude und der Schwimmhalle passiert, ist noch "völlig offen", wie Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) der SZ mitteilt. Mit dem Zusatz: "Solange ich Bürgermeister bin, wird das Gelände nicht verkauft."

Im Umkehrschluss heißt das: In den kommenden drei Jahren soll das Hallenbad wie gehabt zur Verfügung stehen. Da Hohmann bei den nächsten Kommunalwahlen im Jahr 2020 aus Altersgründen nicht mehr antreten wird, ist die Zukunft der alternden Schwimmhalle von da an allerdings ungeklärt. Teure Sanierungen werden kaum ausbleiben. Eiba und Lampart befürchten, dass es dann recht schnell vorbei sein könnte mit dem Hallenbad.

Was nach 2020 passiert ist ungewiss

Im Schreiben ihres Bürgerbegehrens kritisieren sie, dass "schon seit einiger Zeit" keine "zukunftsweisenden Investitionen" für den Erhalt des Hallenbads umgesetzt werden. Ihrer Ansicht nach hätte dort etwa längst ein Blockheizkraftwerk installiert gehört. Zudem habe man es verpasst, das Gebäude mit dem Hallenbad an die kommunale Fernwärmeversorgung anzuschließen, "obwohl die Anbindung mit geringem Aufwand möglich wäre". Beides würde auf Dauer erheblich Energiekosten einsparen, so die Ansicht der Verfasser.

Den einen geht es ums Schwimmbad, Bürgermeister Hohmann legt den Fokus auf den Schulneubau, seine große Baustelle, das größte Projekt, das es im Ort je gab, so hatte es der zuständige Architekt eingeordnet. Johann Peter Kellerer betreut das 45-Millionen-Euro-Vorhaben, seit Monaten spricht er mit den Gemeinderäten Details der Schul-Ausschreibung durch, gibt Tipps, wie viele Geräteräume die Turnhalle braucht und wo Toiletten ratsam sind. Im Gemeinderat haben sie zuletzt Details zerpflückt. Nur das Schwimmbadproblem, das wurde seit dem Beschluss für die Schule kein einziges Mal behandelt.

Das Projekt könnte scheitern

Warum eigentlich nicht? Diese Frage stellt sich gerade auch der Bürgermeister. "Ich bin erstaunt, dass das jetzt kommt, wo wir mit der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs schon so weit sind", sagt Hohmann. Bisher sei kein Hallenbad-Antrag im Gemeinderat gestellt worden. Nun, da die Planung der Schule fortgeschritten ist, sei es "möglicherweise zu spät", so Hohmann. Für ihn gehe es aber auch ohne eigenes Schwimmbad, "andere Gemeinden müssen damit auch klarkommen", man müsse dann woanders hin ausweichen.

Das Schwimmbad, das sie gerade im Nachbarort Poing bauen, wäre dann womöglich eine Option. Noch ist die Markt Schwabener Schule allerdings nicht ausgeschrieben, er werde mit Architekt Kellerer dazu besprechen, ob man das Hallenbad im Gemeinderat doch noch einbringen kann. Falls nicht, könnte das Bürgerbegehren einiges durcheinander wirbeln. "Dann stehe ich mit dem Rücken zur Wand", sagt Hohmann. Er befürchtet, "dass wir noch viel länger auf unsere Schule warten müssen". Das Projekt könne sogar scheitern, schätzt er. Mit einem Hallenbad würde ja alles auch teurer. Und schon so geht es mit der Finanzierung recht eng her.

Ziel der Initiatoren ist es, einen Bürgerentscheid zu erwirken, der dann maßgeblich dafür wäre, ob der Gemeinderat das Schwimmbad noch einplanen muss. Die Listen liegen in der Metzgerei Gantner, im Gasthaus Oberbräu, bei Foto Daschner, und in der Pusteblume. Damit das Begehren erfolgreich ist, müssten nach bayerischer Gemeindeordnung neun Prozent der Stimmberechtigten unterschreiben. In Markt Schwaben hätten vor drei Jahren (bei 9456 Berechtigten) 852 Stimmen gereicht, jetzt bräuchte es wohl einige mehr.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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