Zorneding:Rassistische Hetze gegen Pfarrer: Verurteilter Rentner legt Berufung ein

Der 74-jährige Münchner Rentner hat Berufung gegen das Urteil des Ebersberger Amtsgerichtes eingelegt. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
  • Das Urteil im Prozess um die rassistische Hetze gegen den Ex-Pfarrer von Zorneding ist noch nicht rechtskräftig.
  • Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der verurteilte Rentner hätten Einspruch eingelegt.
  • Am Münchner Landgericht soll der Fall 2017 erneut verhandelt werden.

Der Prozess um die rassistischen Drohbriefe an Zornedings ehemaligen Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende geht in die nächste Runde. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Münchner Gottfried T. haben Berufung eingereicht.

Der 74 Jahre alte Rentner war vor knapp zwei Wochen vor dem Ebersberger Amtsgericht wegen Volksverhetzung und Beleidigung zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 600 Euro verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er im November 2015 und im März dieses Jahres zwei Schreiben mit beleidigendem und bedrohendem Inhalt an den gebürtigen Kongolesen nach Zorneding geschickt haben soll.

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Bevor es am Landgericht München II aber zu einer Berufungshauptverhandlung kommt, erhalten Staatsanwalt Alexander Strafner und Strafverteidigerin Angelika Haucke-D'Aiello in den kommenden Wochen zunächst einmal das Ebersberger Urteil in schriftlicher Form. Sie haben dann laut Gerichtssprecher Markus Nikol die Möglichkeit, ihre Berufungsanträge zurückzunehmen oder zu beschränken, etwa ausschließlich auf das Strafmaß. Sollte es bei unbeschränkten Berufungsanträgen bleiben, würde am Landgericht auch die Beweisaufnahme erneut erfolgen.

Dann müssten sowohl die Beamten der Erdinger Kripo als auch Ndjimbi-Tshiende selbst noch einmal im Zeugenstand aussagen. Das wäre für ihn "nicht einfach", sagt der Seelsorger. Der 67-Jährige, der inzwischen an der Katholischen Universität in Eichstätt forscht, hatte die Zornedinger Pfarrei St. Martin im März nach mehreren rassistischen Morddrohungen verlassen. Nach der Urteilsverkündung hatte Ndjimbi-Tshiende gesagt, er sei "froh, dass es zu Ende gegangen ist." Nun scheint das Ende verschoben. Mit einer erneuten Verhandlung ist frühestens Anfang 2017 zu rechnen.

© SZ vom 17.11.2016 / frie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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