Vorsichtig öffnet man die schwere Eingangstür, geht die Stufen hinunter, ein leicht modriger Geruch strömt einem entgegen. Auf dem letzten Meter muss man sogar den Kopf einziehen, so niedrig ist die Decke. Dann ist man in dem Kellergewölbe angekommen, in Münchens wohl kuriosester und kultigster Kneipe: dem Dreigroschenkeller.Fotos: Angela Gruber
"Das schäbige Restaurant mit den brechtigen Moritäten", nennt sich die Kneipe in der Lilienstraße in der Au. Der Dreigroschenkeller ist eingerichtet - frei nach den Schauplätzen der Dreigroschenoper von Bertholt Brecht, dem berühmten Theaterstück der Weimarer Republik.
Je nachdem, in welchem Raum die Gäste Platz nehmen, verwandeln sie sich zu Huren, Räuber, Bettler und in "normale" Bürger. So gibt es eine Dichterkaschemme, ...
... ein Freudenzimmer, in dem die Gäste auf dunkelroten Plüschsofas lümmeln, oder ...
... ein Gefängnis, wo finstere Männer aus Gips an der Decke hängen - und die Gäste auf einer kargen Holzbank Platz nehmen müssen.
Der Dreigroschenkeller ist auch für sein Essen bekannt. In dem Lokal von Florian Krings (auf dem Foto) werden zudem typisch bayerische Gerichte serviert wie Fleischpflanzerl, Schnitzel oder Käsespätzle - am Wochenende bis 2 Uhr.
Die Zimmer sind bühnenreif eingerichtet, die Bar dagegen wirkt recht gewöhnlich.
Die Einrichtung - wie hier im Hochzeitsspeicher - bewegt sich stets an der Grenze zum Kitsch, ist aber absolut sehenswert. Nicht umsonst wird der Dreigroschenkeller auch in zahlreichen Reiseführern über München empfohlen.
Sehenswert sind auch die Toiletten. An den Türen sind natürlich Spiegel angebracht, keine Fenster.Dreigroschenkeller, Lilienstraße 2 / Eingang Zeppelinstraße, 81669 München, Telefon: 089/4890290, geöffnet Montag bis Donnerstag von 18 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag bis 3 Uhr, Sonntag RuhetagFotos: Angela Gruber sueddeutsche.de/wib