Diskussion:Architektonische Akzente

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Planungsreferat und Bezirksausschuss entdecken Potenzial zur Nachverdichtung und Urbanisierung entlang der Wasserburger Landstraße. Auch die Festwiese neben dem Truderinger Kulturzentrum steht zur Debatte

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Theoretisch könnte man das Truderinger Kulturzentrum aufstocken. Baurecht dafür ist jedenfalls vorhanden. Vielleicht geschieht das ja eines Tages wirklich, irgendwann könnte der flache Bau, der nur aus Erdgeschoss und einem Stockwerk besteht, sonst übersehen werden, denn die Häuser der Umgebung dürfen nach oben wachsen: Das Planungsreferat und der Bezirksausschuss Trudering-Riem haben in einer gemeinsamen Exkursion entlang der Wasserburger Landstraße, an der das Kulturzentrum liegt, hohes Nachverdichtungspotenzial zur Linderung der Münchner Wohnungsnot entdeckt.

Mehr noch: Sogar die Festwiese neben dem bordeauxroten Kulturbau, auf der in diesem Jahr wieder einmal Kanzlerin Angela Merkel zu Gast war, und deren Bebauung bisher immer tabu war, ist in den Fokus der Planer gerückt: Man könne doch den Rand bebauen, heißt es nun plötzlich. Eventuell sei die Wiese sogar der ideale Standort für einen Neubau der Freiwilligen Feuerwehr, die ja bekanntermaßen aus ihrem Domizil beim alten Truderinger Rathaus wegen eines Grundstückstausches verlagert werden muss. Die Wiese selbst könne dafür "parkähnlich" aufgewertet werden, referierte Magdalena Miehle (CSU), Sprecherin des Unterausschusses Infrastruktur und Stadtgestalt.

Auch neben der BMW-Niederlassung im Gewerbegebiet Schwablhofstraße gehöre der Stadt noch eine freie Fläche. Der Parkplatz von Obi - und eventuell auch der von BMW - eigneten sich ebenfalls für eine Überbauung, ebenso das Gelände an der Ecke Wasserburger Landstraße/Friedenspromenade. Überhaupt erscheine nahe den Kreuzungen eine Randbebauung mit hohen "architektonischen Akzenten" am sinnvollsten, heißt es weiter. Für die jetzt an der Ausfallstraße noch zahlreich vorhandenen Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser in Waldtrudering brauche es "punktuell eine individuelle Weiterentwicklung", etwa mit Zwischenbauten zum Lückenschluss.

Das Planungsreferat habe über die Stadtgrenze hinaus nach Haar geschielt und gar das dortige Hochhaus zum Maßstab für die Zukunft in Trudering nehmen wollen, doch da sei aus dem Bezirksausschuss gleich Protest gekommen, berichtete die Unterausschuss-Sprecherin weiter. Schließlich wären Hochpunkte an der Wasserburger Landstraße bis hinüber in die Messestadt Riem zu sehen, da müsse man schon auf die Sichtachsen achten, sagte Miehle.

Aufgeworfen habe die Exkursion auch noch die Frage, ob eine Straßenbahn für die Wasserburger Landstraße, in Trudering mit "Wabula" abgekürzt, nötig sei. Doch das habe der Bezirksausschuss verneint, das Gebiet sei mit der S-Bahn gut erschlossen. Wichtiger wäre eine Tram nördlich der Wabula, meint Miehle. Man habe dann auch noch über die Radwege entlang der Waldtruderinger Einkaufsmeile diskutiert: Dort wünsche sich der Bezirksausschuss gegenläufige Wege auf beiden Seiten: Das würde jedenfalls das "Geisterradeln" legalisieren, das bereits gang und gäbe ist bei Leuten, die an der Wasserburger Landstraße verschiedene Geschäfte nacheinander mit dem Rad ansteuern und dafür nicht immer die Straßenseite wechseln wollen.

Eingehend diskutiert wurden die Vorschläge bei der Vollversammlung des Bezirksausschusses nicht, der Vorsitzende Otto Steinberger (CSU) riet dazu, den Bericht jetzt erst einmal zur Kenntnis zu nehmen und abzuwarten, welche Stellungnahmen oder Ergänzungen die einzelnen Fraktionen dazu erarbeiten werden.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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