Design-Ausstellung:Alessis Wunderland

Riesige Saftpresse und ein Wasserkesselkarussell: Die Pinakothek der Moderne zeigt italienisches Design - und das ist nicht nur für die Küche.

Konstantin Lannert

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(Foto: sonstige)

Nicht nur für die Küche: Die Pinakothek der Moderne zeigt italienisches Design. Eine riesige Saftpresse und das Wasserkesselkarussell können noch bis September bewundert werden. Löffel, Kannen, Korkenzieher. Blaue Neonröhren, versteckt in De-Chirico-Arkaden, beleuchten ein flirrendes Küchenkabinett. Aus einem bunten Wasserkesselkarussell säuselt eine Melodie. Das Auge fliegt über Naturholz, Glas, Spiegel, Porzellan. Und immer wieder: Edelstahl. Paternoster tragen ständig neue Objekte ins Blickfeld. Alles scheint irgendwie farbig bewegt zu sein - willkommen in der Postmoderne.

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(Foto: ag.ddp)

Die Ausstellung "Oggeti e Progetti" zeigt in der Pinakothek der Moderne, was Alessi (rechts) bis zum Jahre 2010 so alles produziert hat. Außerdem formuliert sie den Anspruch, die Zukunftsvisionen der 1921 in Norditalien gegründeten Designfirma zu präsentieren.

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(Foto: ag.ddp)

Dass diese Ausstellung so bunt und wild geraten ist, liegt an ihrem Kurator Alessandro Mendini. Trotz seiner fast 80 Jahre versprüht der italienische Designmeister eine unglaubliche Energie. Was Mendini hier auf engstem Raum zusammengemischt hat, stellt einen eklatanten Unterschied zu dem Konzept der Neuen Sammlung dar.

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(Foto: ag.ddp)

Hier, wo sonst weiße Quader Möbel tragen, wo man den Besucher möglichst alleine lässt, um den Objekten die Möglichkeit zu geben, für sich selbst zu sprechen, überlagern sich nun die Sinneseindrücke. Mendini bricht mit allen Konventionen. So stammen die optisch verschiedenen Podeste von namhaften Entwerfern wie Hans Hollein oder Phillippe Starck. Die - zumindest funktional - umstrittene Saftpresse Juicy Salif befindet sich natürlich genauso unter den gezeigten Objekten, wie all die anderen großen Klassiker Alessis, die der modernen Küche ihren ikonographischen Stempel aufgedrückt haben.

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(Foto: sonstige)

Besonders die Tea & Coffee-Piazzas aus den frühen Achtzigern, sowie die Tea & Coffee-Towers aus dem Jahre 2002 ragen dabei heraus. Unter der Leitung von Alessandro Mendini wurde damals vor etwa dreißig Jahren jeweils eine Reihe namhafter Architekten beauftragt, jeweils ein Tee- und Kaffeeservice zu entwerfen. Es sind allesamt faszinierende Studien zum Zusammenhang zwischen Architektur und Design geworden, die darüber hinaus viel über Raumästhetik und Formensprache verraten. Kleine Stadtzentren sind das, in denen Kaffee von einem Gebäude in das nächste fließt. Vor ihnen möchte man verweilen, sich in den Formen verlieren - aber da ist die Aufmerksamkeit auch schon weiter gehuscht.

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(Foto: sonstige)

Während sich in den "Oggetti" Alessis ästhetische Leitfäden der Vergangenheit wiederfinden lassen, sollen die "Progetti" für die Zukunft stehen. So die Ankündigung. Anstatt allerdings zukunftsweisende neue Designansätze zu liefern, versammelt Mendini ausgereifte Produkte der kommenden Alessi-Kollektion. Diese hätte man besser auf einer Designmesse vorgestellt als im Museum.

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(Foto: sonstige)

Mendini, der bereits seit den siebziger Jahren für Alessi tätig ist, sagt strahlend, er sei "voll und ganz zufrieden" mit seiner Ausstellung. Sie zeige "die absolute Essenz dessen, was Alessi für mich bedeutet". Niemand kennt das Unternehmen so gut wie er, weshalb die Ausstellung auch einen sehr persönlichen Charakter hat. "Oggetti e Progetti" verhält sich zur Dauerausstellung der Neuen Sammlung etwa so, wie Espresso zu Filterkaffee. Alessandro Mendini serviert eine geballte Ladung Koffein. Aber leider ist ihm ein wenig zuviel Zucker in die Tasse geraten. (Bis September, Barerstr. 40)

© (SZ vom 26.5.2010) - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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