Projekt "Steuercampus":Münchens Finanzämter bauen sich neues Domizil - für 362 Millionen Euro

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Finanzamt-Chef Hans-Hubert Szymanski, Minister Markus Söder und Bauamtschef Kurt Bachmann (von links) begannen symbolisch mit den Arbeiten. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Münchens Finanzämter bauen sich ein ambitioniertes Domizil: Ein moderner Steuercampus soll entstehen.
  • Der Bau soll ein Musterbeispiel für nachhaltiges und energiesparendes Bauen sein.
  • Damit werden die bisherigen Dienststellen zusammengelegt.

Von Alfred Dürr

Lange wurde geplant und überlegt, aber jetzt startet das außergewöhnliche Großprojekt. Für 362 Millionen Euro errichtet der Freistaat Bayern im Bereich Deroystraße, Marsstraße und Arnulfstraße in unmittelbarer Nähe zum Arnulfpark in sechs zeitlich gestaffelten Bauabschnitten einen modernen Steuercampus - eine bundesweit einzigartige Reorganisation der Finanzverwaltung.

Bis alles fertig ist, können allerdings noch bis zu zwanzig Jahre vergehen. Auftakt für dieses Mammutprojekt war am Freitag der Spatenstich für das erste neue Verwaltungsgebäude mit Finanzminister Markus Söder, Bauamtsleiter Kurt Bachmann und dem Chef des Finanzamts München, Hans-Hubert Szymanski. In dieses Bürohaus werden Mitarbeiter aus dem Veranlagungsbereich und der Rechtsbehelfsstelle einziehen. Die Teams verlassen dafür ihre bisherigen Räume an der Karlstraße und der Deroystraße.

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In Zukunft sollen Münchens Finanzbeamte alle unter einem Dach arbeiten - auf dem "Steuer-Campus" an der Deroystraße. Bis das Projekt verwirklicht ist, werden allerdings noch Jahre vergehen - und Millionen Euro ausgegeben.

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Es soll ein Musterbeispiel für nachhaltiges Bauen sein

Dieser sechsstöckige Komplex entsteht auf dem früheren Parkplatz des jetzigen Finanzzentrums, dessen Gründung in die Sechzigerjahre zurückreicht. Das Gebäude soll ein Musterbeispiel für nachhaltiges und energiesparendes Bauen sein. Erstmals errichtet die bayerische Staatsbauverwaltung ein Projekt dieser Größenordnung im Passivhausstandard.

Wenn der Neubau voraussichtlich im Sommer 2018 fertig ist, werden nach und nach die anderen Häuser abgerissen und durch moderne Bauwerke ersetzt. Auch auf der Fläche des bestehenden Servicezentrums wird etwas Neues entstehen. Errichtet werden soll aber auf keinen Fall ein Behördenmonster mit einem anonymen Verwaltungsapparat.

In dem künftigen Steuerquartier mit seiner campusartigen und offenen Struktur wird es deswegen ausreichend Freiflächen und Grünanlagen geben - auch für die Bürger der Maxvorstadt ist dies eine Bereicherung. Der Entwurf für die Anlage stammt von den Nürnberger Architekten Bär, Stadelmann, Stöcker zusammen mit den Landschaftsarchitekten WGF Objekt GmbH. Diese hatten bereits 2008 den Gestaltungswettbewerb gewonnen. Vorgesehen ist nach diesen Entwürfen, dass sich entlang der Deroystraße fünf Verwaltungsgebäude kompakt um das Servicezentrum für die Bürger gruppieren. Im Westen des Areals wird ein großer Park angelegt.

Neubau soll wirtschaftlicher sein als andere Lösungen

Viele Jahre sind seither vergangen, ohne dass sich baulich etwas gerührt hätte. Die Verzögerungen lagen auch daran, dass die Haushaltspolitiker noch eifrig rechneten, ob sich eine solche Großinvestition wirklich lohnt. Überlegt wurden unter anderem weitere Anmietungen oder Auslagerungen in andere bayerische Regionen. Schließlich verkündete Finanzminister Markus Söder, dass der neue Campus wirtschaftlicher als alle anderen Lösungen sei.

So schlecht sieht es ja auch gar nicht aus mit der Finanzierung des Projekts, wie Söder am Freitag versicherte. Das größte Finanzamt Deutschlands nimmt im Jahr 44 Milliarden Euro ein und damit 42 Prozent des gesamten bayerischen Steueraufkommens. Außerdem können durch die Zusammenlegung der bisherigen Dienststellen hochwertige staatseigene Grundstücke in München verkauft werden. Die Finanzamts-Standorte an guten Lagen im Stadtgebiet wie der Karlstraße, Winzererstraße, Prinz-Ludwig-Straße, Seidlstraße und Augustenstraße werden frei. So eröffnen sich dort neue Perspektiven etwa für den Wohnungsbau.

Der Campus nutze also allen, sagte Söder beim Spatenstich: den Beschäftigten, dem Freistaat, der Stadt und dem Stadtviertel. Er sei auch ein klares Bekenntnis zum Behördenstandort München. Eine Einschränkung machte der Finanzminister allerdings: "Dieser Tag ist ein Signal für Steuersünder, denn wir stellen uns mit dem modernen Zentrum noch besser auf als bisher."

So soll der neue Steuercampus aussehen. (Foto: Simulation: Bär Stadelmann Stöcker Architekten)
© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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