Zentrales Finanzamt in München:2800 Beamte auf einem Fleck

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Der Entwurf des Nürnberger Architekturbüros Bär Stadelmann Stöcker war bereits 2008 in einem Wettbewerb als Sieger gekürt worden. Simulation: BSS Architekten (Foto: N/A)

In Zukunft sollen Münchens Finanzbeamte alle unter einem Dach arbeiten - auf dem "Steuer-Campus" an der Deroystraße. Bis das Projekt verwirklicht ist, werden allerdings noch Jahre vergehen - und Millionen Euro ausgegeben.

Von Karoline Meta Beisel

Eine gemeinsame Adresse statt quer über den Stadtplan gekleckerte Standorte: Die bisher an sechs Stellen in der Innenstadt verteilten Abteilungen des Münchner Finanzamts sollen an einem zentralen "Steuer-Campus" an der Deroystraße zusammengezogen werden. Die Bauarbeiten sollen im Herbst beginnen. Finanzminister Markus Söder (CSU) stellte am Mittwochnachmittag die Pläne für das Vorhaben vor: "Eine Stadt mit so vielen Weltunternehmen wie München braucht auch eine effiziente Steuerverwaltung. Am neuen Standort kann professioneller und teamorientiert gearbeitet werden."

20 Jahre Bauzeit sind für das Großprojekt eingeplant - im ersten Bauabschnitt soll bis 2018 ein neues Gebäude auf einer noch freien Fläche an der Deroystraße errichtet werden. Anschließend sollen die alten Bauten nach und nach abgerissen werden. So kann nach den Plänen des Ministeriums der Umzug voranschreiten, ohne dass für den Übergang zusätzliche Räume angemietet werden müssen.

Ganz zum Schluss soll auch das erst 2003 eröffnete Servicezentrum abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. So entstehe an der Deroystraße "das größte Finanzamt Europas", so Minister Söder. 2800 Finanzbeamte arbeiten dann auf 68 000 Quadratmetern. Für jene 600 Beamte, die bislang in Außenstellen außerhalb von München - etwa in Ingolstadt oder Passau - arbeiten, ändert sich nichts. Nur die Münchner rücken enger zusammen.

Das größte Finanzamt Europas

Auch ohne zusätzliche Kosten für Zwischenmiete wird das Vorhaben einige Millionen verschlingen. Die Baukosten werden mit gut 300 Millionen Euro veranschlagt. Etwa die Hälfte dieser Summe soll durch den Verkauf der freiwerdenden Standorte in der Innenstadt aufgebracht werden: Abteilungen des Finanzamtes residieren bisher in einem Komplex an der Karl- und der Katharina-von-Bora-Straße beim Alten Botanischen Garten, der Winzererstraße in Schwabing, der Seidlstraße, in der Prinz-Ludwig-Straße in der Nähe des Königsplatzes und in der Augustenstraße in der Maxvorstadt, dort werden Grundstücke bewertet. Dass sich mit diesen Lagen viel Geld machen lässt, liegt auf der Hand. Konkrete Pläne für die Verwertung gebe es aber noch nicht, so Markus Söder.

Die Idee, die verstreuten Standorte zu bündeln, ist nicht neu. Bereits unter Kurt Faltlhauser (CSU), der von 1998 bis 2007 Finanzminister war, hatte es Pläne für einen "Tax Tower" gegeben, der im Landtag aber nicht nur Fans hatte. Auch der jetzige Entwurf der Nürnberger Architekten Bär Stadelmann Stöcker war bereits 2008 in einem Wettbewerb als Sieger gekürt worden. Dass es trotzdem noch so lange gedauert hat, bis die Pläne umgesetzt werden, habe auch daran gelegen, dass sich der Haushaltsausschuss des Landtags ausführlich mit dem Vorhaben befasst habe, so Söder. Dass der Steuer-Campus nun an der Deroystraße entstehe, sei ein "klares Bekenntnis zum Behördenstandort München".

Die Wege werden kürzer

Bei der Bayerischen Finanzgewerkschaft, die die Interessen des Personals der Finanzämter vertritt, freut man sich über die Pläne. Der Vorsitzende Gerhard Wipijewski sagt: "Das war ein jahrelanges Hin und Her um den Standort. Ich bin froh, dass es jetzt eine konkrete Aussage gibt." Die Zusammenspiel der Abteilungen werde enorm erleichtert, wenn man künftig an einem Ort arbeitet: "Wegen der strengen Vorgaben des Steuergeheimnisses sind wir bisher kaum in der Lage, ein Stück Papier, das bei Finanzamt A abgegeben wird, zu Finanzamt B zu transportieren."

Das Münchner Finanzamt erwirtschafte mehr als 40 Prozent des gesamten Steueraufkommens in Bayern. Allein die Arbeit der Betriebsprüfer habe 2012 vier Milliarden Mehreinnahmen erbracht. "Da ist jede Investition, die sich im Rahmen hält, gerechtfertigt." Und auch aus ganz praktischen Gründen freut sich Gerhard Wipijewski über den Neubau. "In der Deroystraße regnet es herein, und in einem Gebäude gibt es ein Asbestproblem. Die bisherige Raumsituation war erbärmlich."

© SZ vom 27.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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