Demo in München:Bagida bereitet der Polizei Sorgen

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Mehr als 18 000 Menschen kamen zur Anti-Pegida-Demo am vergangenen Montag. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Polizei bereitet sich bei der Bagida-Demo und der München-ist-bunt-Gegendemo auf einen Großeinsatz vor.
  • Insgesamt werden bei beiden Veranstaltungen mehr als 20 000 Teilnehmer erwartet und damit erneut mehr als vergangenene Woche.
  • Die Polizei will vor allem die Szene der Rechtsextremisten in München genau beobachten.
  • Aber auch auf Seiten der Gegendemo könnte es Ärger geben.

Von Tom Soyer, Kassian Stroh und Susi Wimmer

Die Münchner Polizei richtet sich auf einen Großeinsatz ein: Wenn am Montagabend am Sendlinger Tor der Aufmarsch der Bagida-Anhänger auf die München-ist-bunt-Gegendemo trifft, rechnet die Polizei auf beiden Seiten mit mehr Teilnehmern als in der vergangenen Woche. Damals standen sich etwa 1500 Bagida-Anhänger und 18 000 Gegendemonstranten gegenüber. Die Einsatzkräfte sollen deshalb noch einmal aufgestockt werden: von 900 auf 1000. Dass man wie in Dresden alle Demonstrationen absage, davon ging die Münchner Polizei am Sonntagnachmittag nicht aus. "Wir wissen nichts von konkreten Terrordrohungen", sagte ein Sprecher, "aber eine abstrakte Terrorgefahr gibt es natürlich immer." Diese Einschätzung könne sich aber natürlich bis Montagabend noch ändern.

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Bei Bagida, dem bayerischen Ableger der in Dresden entstandenen Pegida-Bewegung, dürften nach Einschätzung von Polizeipräsident Hubertus Andrä wieder viele Personen aus dem rechtsextremen Bereich mitmarschieren. Und "das könnte in den nächsten Wochen jeden Montag so sein". Ihn selbst treibt dieses Thema sichtlich um. Als er vor eineinhalb Jahren seinen Dienst als Chef der Münchner Polizei antrat, war eines seiner Ziele ganz klar: den Rechtsradikalen den Kampf anzusagen. "Wir haben auf die Szene in München entsprechenden Druck ausgeübt", sagt er. Seine Mitarbeiter beim Staatsschutz müssten alle sechs Monate in seinem Büro antreten und über die neuesten Erkenntnisse aus der Nazi-Szene berichten. "Das Thema ist mir sehr wichtig, und wir leisten in dem Bereich, was menschenmöglich ist."

Neue Plattform für Rechtsextremisten

Nun aber bekomme die zersplitterte und zerstrittene Münchner Szene der Rechtsextremisten mit den Bagida-Veranstaltungen "eine Plattform geboten, auf der sie im Gewand des Bürgerlichen auftreten kann", sagt Andrä. Sie müsse nur intern mobilisieren und nach außen hin nicht einmal als Veranstalter auftreten. Ob diese Szene auch dauerhaft erstarkt, daran will Andrä noch nicht so recht glauben. "Bislang gibt es keine Erkenntnisse über einen Zuwachs an Mitgliedern", sagt er. Die Polizei werde ernsthaft beobachten, was nun in der Münchner Szene passiert, ob sie wächst, sich verändert, ob sie untereinander zusammenrückt. Andrä glaubt, dass der Schlüssel bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus bei den Jugendlichen liege. "Es ist ein ganz wesentlicher Punkt, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie Teil der Gesellschaft sind."

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Die Bagida-Anhänger wollen sich um 19 Uhr vor der Matthäuskirche treffen, um von dort zum Stachus zu marschieren. Prominente Redner sind bislang nicht vorgesehen. Bereits um 17.30 Uhr beginnt die Gegendemo am Sendlinger Tor: Unter dem Motto "Tanz den Pegida" wollen die Initiatoren vom Flüchtlingsprojekt "Bellevue di Monaco" mit vielen Tausend kostümierten Menschen zeigen, wie bunt München ist. Auf der Bühne auftreten sollen die Komiker Michael Mittermeier und Willy Astor, der Schriftsteller Friedrich Ani, die Filmregisseurin Doris Dörrie, Wiebke Puls von den Kammerspielen und Ex-Bayern-Kicker Mehmet Scholl. Musik machen werden unter anderem die Wellküren und das Münchner DJ-Duo Schlachthofbronx.

Faschingskostüme als Gefahr

Dass der Anti-Bagida-Protest im Gewand einer Faschingsveranstaltung daherkommt, bereitet der Polizei auch Sorgen: Den Kostümierungsaufruf könnten einige gewaltbereite Teilnehmer nutzen, um sich hinter Masken zu verstecken. Man werde abwarten, bei Straftaten aber selbstverständlich eingreifen, versichert Andrä. Dies verlange "viel Fingerspitzengefühl" von seinen Beamten.

Angemeldet ist für den Montagabend noch eine dritte Demonstration. Um 18.30 Uhr treffen sich an der Ecke Gisela-/Leopoldstraße die Anhänger der Münchner Islamgegner von Muegida - jener Gruppe, die Bagida als "Trittbrettfahrer" der Pegida-Bewegung bezeichnet. Die Polizei rechnet mit etwa 100 Teilnehmern.

© SZ vom 19.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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