Vierkirchen:Das ganze Konzept wankt

Vierkirchens Bürgermeister Heinz Eichinger (SPD) fürchtet einen Wildwuchs von Windrädern und eine "totale Verschandelung der Kulturlandschaft".

Petra Neumaier

Vierkirchen: Auch im Landkreis Erding könnten demnächst Cluster mit mehreren Windkrafträdern entstehen

Auch im Landkreis Erding könnten demnächst Cluster mit mehreren Windkrafträdern entstehen

(Foto: DAH)

- Als "schwieriges Thema" bezeichnete der Bürgermeister von Vierkirchen, Heinz Eichinger (SPD), in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Errichtung von Windkraftanlagen im Landkreis und dem Gemeindegebiet. Denn nach der jüngst durchgeführten vogelkundlichen Grobuntersuchung, ist der ursprünglich mit Petershausen geplante Standort wegen des Vorkommens geschützter Arten nur noch bedingt geeignet. Eichingers Vorwurf: Die Naturschutzverbände wollten keine zentrierten und zahlenmäßig begrenzten Anlagen, sondern auf dem Weg der Privilegierung erreichen, dass möglichst viele Windkrafträder im Landkreis gebaut werden können.

Problematisch sei alleine schon die Entscheidung des Verwaltungsgerichts München zum Bauantrag für ein Windrad in Dachau-Etzenhausen, durch die der Beschluss der Landkreisbürgermeister gekippt wurde, nur Anlagen zuzulassen, die mindestens 900 Meter zu jeglicher Wohnbebauung entfernt sind. Stattdessen soll der Abstand zu Einödhöfen jetzt auf 500 bis 600 Metern hinabgesetzt werden. "Eine wie ursprünglich geplante zentrierte Ansammlung von Windrädern ist dadurch sehr schwer geworden", sagte Rathauschef Eichinger.

In Frage gekommen wäre im Gemeindebereich Vierkirchen ohnehin nur eine Fläche im Norden, die an die von Petershausen angrenzt. Gemeinsam wollte man deshalb auf dem etwa 40 Hektar großen Areal eine Anlage bauen. Nur ein Viertel hätte auf Vierkirchener Grund gestanden. Doch diese Fläche ist nun, nach dem Gutachten der Vogelschützer, nur noch gelb eingezeichnet. Das heißt, dass mit Einschränkungen aufgrund von eventuellen Beeinträchtigungen von Vögeln und anderen Tieren zu rechnen ist. Grüne Flächen, auf denen es keine Probleme mit Tierarten gäbe, finden sich auf der Karte allenfalls marginal. "Das wird ganz schwierig", meinte erneut der Bürgermeister. Denn auch auf den gelben Gebieten finden sich Vogelarten, wie der Rote Milan oder der Graureiher. "Ob die jedoch noch in zwei Jahren hier auf Futtersuche gehen, dass kann natürlich keiner sagen", schränkt er ein.

Noch unklar sei zudem, ob überhaupt der Wind für eine rentable Anlage im Gemeindegebiet ausreiche. Ein Gutachten, das von den kreditgebenden Banken auch als solches akzeptiert werde, erstreckt sich über ein ganzes Jahr und kostet 200 000 Euro. Ob sich das rentiert, bezweifelte nicht nur Johann Neubauer (FW Vierkirchen). "Jetzt muss sowieso ein neuer Zeitplan aufgestellt werden", kündigte Bürgermeister Eichinger an. Er hatte allerdings höchste Bedenken, was die Realisierung der geplanten Anlagen betrifft. "Ein paar Windräder auf einer konzentrierten Fläche sind ja in Ordnung. Aber ich befürchtete, dass durch die Einschränkungen das gesamte Konzept kaputt geht", sagte er. Was bliebe, sei die Privilegierung: Jeder Grundbesitzer könne ein Windrad aufstellen. "Und dann wird unsere Kulturlandschaft total verschandelt."

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