ITG:Preis für P-Seminar zur Verkehrssicherheit

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Lena Depner, Luisa Höhn, Philipp Knössl, Verena Püschel, Christian Schuster, Florian Sailer, Fabio Joseph (von links) führten die Tests durch. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In einem Seminar führen Taschner-Gymnasiasten lehrreiche Tests mit Dummy Mika durch. Und werden für ihr Projekt ausgezeichnet.

Von Jeannette Oholi, Dachau

Mit voller Wucht schießt der Körper bei dem Aufprall durch die Heckscheibe und landet auf dem Boden. Mika war weder angeschnallt noch war sein Fahrzeug mit einem Airbag ausgestattet. Zum Glück handelt es sich bei Mika aber nur um einen Dummy und nicht um einen echten Menschen, der einen solchen Unfall vermutlich nicht überlebt hätte. Schüler des P-Seminars "Crash! Boom! Bang!" vom Ignaz-Taschner-Gymnasium (ITG) führten Crashtests durch und lernten dabei viel über die Fahrsicherheit. Nun wurden sie mit dem Preis für P-Seminare in Oberbayern-West ausgezeichnet.

Schläuche im Inneren

Das Team MikaDo besteht aus zwölf Schülern, die ihr Projekt im Schuljahr 2014 / 15 gestartet haben. Ausgangspunkt für das arbeitsintensive Projekt war eine Crash-Schlittenbahn, die bereits im Schuljahr 2008 / 2009 entwickelt und gebaut worden war. Ziel war es, ein Journal über Verkehrssicherheit zu verfassen, sowie mit der bereits vorhandenen Bahn weitere Versuche durchzuführen und auszuwerten. In dem 100-seitigen Journal erarbeiteten die Schüler außerdem Aufgaben rund um die Crash-Schlittenbahn, die in Zukunft im Unterricht eingesetzt werden sollen. Die Bahn ist über zwei Meter lang. Darauf wird ein Schlitten angebracht, auf dem Test-Dummy Mika sitzt. Der Dummy ist etwa so groß wie eine Puppe, aber erstaunlich schwer. Schläuche im Inneren gewährleisten, dass der Dummy nicht gleich beim ersten Aufprall kaputt geht.

Als technisches Element entwickelten die Schüler einen neuen Schlitten mit Sportsitz und Gurt, der in der Werkstatt des Automobilzulieferers Autoliv gebaut wurde und es ermöglicht, einen Seitenaufprall nachzustellen. Dreht man an einer Kurbel auf der einen Seite der Bahn, so werden Gummiseile auf der Unterseite gespannt. Wird im nächsten Schritt am Schlitten das Sicherheitsventil entfernt und ein Auslöser aktiviert, schnellt der Schlitten samt Dummy mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde über die Bahn und kommt mit einem lauten Knall auf der anderen Seite der Bahn zum Stehen. Angebrachte Dosen dienen als Knautschzone und sind nach dem Versuch völlig deformiert. Wie die Schüler herausfanden, haben sie 99 Prozent der Bewegungsenergie absorbiert. Bei einem weiteren Versuch wird Mika nun durch Gurt und Airbag vor dem Sturz auf den Boden bewahrt. Der Airbag kann nur aufgehen, wenn vor dem Versuch ein Druckspeicher im Schlitten mit Luft befüllt wird. Luft strömt in den Airbag und kurz vor dem Aufprall, wenn ein roter Schalter am Schlitten durch eine spezielle Vorrichtung auf der Crashbahn umgelegt wird, entfaltet er sich in seiner vollen Größe.

Das Unternehmen Autoliv arbeitet mit der Schule zusammen

Beim Wettbewerb Vision-Ing21 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erreichten die Schüler mit ihrem Projekt bereits vergangenen Sommer den dritten Platz. Für die Präsentation drehten die Schüler einen Kurzfilm auf dem Verkehrsübungsplatz für Kinder, ganz ohne Lehrer, wie sie betonen. Peter Sander, der Physiklehrer und Betreuer von "Crash! Boom! Bang!", ist sichtlich stolz auf seine Projektklasse. Seit 16 Jahren unterrichtet er schon am Gymnasium. So manch einer dürfte sich wünschen, einen so lockeren Physiklehrer in seiner Schulzeit gehabt zu haben. Mittlerweile ist das Projekt abgeschlossen, die Schüler bereiten sich auf das Abitur vor. Zwar glaubt die Schülerin Verena Püschel nicht, dass sie in Zukunft einen Beruf im technischen Bereich wählt, gelernt hat sie aber trotzdem viel. "Wenn ich mal ein Auto kaufe, achte ich auch auf die Sicherheitssysteme", sagt die junge Frau. Nicht nur die Eltern dürften sich darüber freuen.

Das Unternehmen Autoliv, der Kooperationspartner und Förderer des Projektseminars, hat damit sicherlich eines seiner Ziele erreicht. Seit mehreren Jahren arbeitet die Firma, einer der weltweit größten Zulieferer von automobilen Sicherheitssystemen, mit dem ITG zusammen. Für das Seminar "Crash! Boom! Bang!" stellte Autoliv neben einem Budget auch seine Werkstatt und einen Betreuer zur Verfügung. Der erfahrene Ingenieur Thomas Reiter ist seit Jahren mit dem Taschner-Gymnasium verbunden. Seine Töchter haben die Schule besucht. "Meine Kinder haben die Schule längst verlassen, ich bin immer noch hier." Reiter hat Spaß am Tüfteln und schafft es mit viel Herzblut, der jungen Generation einen Einblick in den Ingenieursberuf zu geben. Für die Schüler des P-Seminars war die Arbeit in der Werkstatt eine echte Abwechslung zum Schulalltag. "Ich fand es toll, in der Werkstatt praktisch zu arbeiten", sagt Schülerin Luisa Höhn.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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