Sulzemoos:Der Optimist

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Der Sulzemooser Bürgermeister Hainzinger tritt ohne Gegenkandidaten an - alle Wählergruppierungen unterstützen ihn.

Von Renate Zauscher

Gerhard Hainzinger sucht den Ausgleich unter den Interessen der einzelnen Gemeindeteile von Sulzemoos und hat damit Erfolg. (Foto: DAH)

Vielleicht wird man in Sulzemoos später einmal von der Ära Hainzinger sprechen, wenn von der Zeit zum Ende des 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts die Rede ist: der Zeit, in der sich die kleine, noch sehr stark von Landwirtschaft und Handwerk geprägte Gemeinde in eine für den Speckgürtel rund um München typische Kommune mit neuen Wohn- und Gewerbegebieten, mit guten Einnahmen aus der Einkommensteuer und guter Kinderbetreuung verwandelt hat.

Bürgermeister Gerhard Hainzinger (61) ist eine feste Größe in der politischen Landschaft vor allem des westlichen Landkreises. 1978 wurde das CSU-Mitglied in den Gemeinderat gewählt, seit 1996 ist Hainzinger Bürgermeister von Sulzemoos. Dem Kreistag gehört er seit 2002 an und auch in der Kreis-CSU dürfte Hainzinger mittlerweile ein gewichtiges Wort mitreden.

Da Gerhard Hainzinger, der mit seiner Familie im Gemeindeteil Einsbach lebt, sein Bürgermeisteramt ehrenamtlich ausübt, kann er nach wie vor auch als Berufsschullehrer tätig sein. Und es gibt aus diesem Grund auch keine Altersgrenze, ab der er nicht mehr für das Amt des Gemeindechefs kandidieren dürfte: Er könne "auch bis hundert weitermachen", sagt Hainzinger lachend auf die Frage nach dem voraussichtlichen Ende seiner Amtszeit.

Vorerst jedenfalls denkt der Sulzemooser Gemeindechef nicht ans Aufhören. Ganz im Gegenteil: Seine Wiederwahl steht außer Frage, da er heuer, anders als 2008, keinen Gegenkandidaten hat. Johannes Kneidl, der Hainzinger vor sechs Jahren das Amt streitig machen wollte, tritt heuer nicht mehr als Kandidat für das Bürgermeisteramt an. Dass Hainzinger unangefochtener Amtsinhaber in Sulzemoos ist, hat nicht nur mit persönlichem Ehrgeiz und mit Durchsetzungskraft zu tun, sondern auch mit den politischen Strukturen in der Gemeinde. Bis auf die Liste der SPD, die bei den vergangenen Wahlen immer ein bis zwei Vertreter in den Gemeinderat schicken konnte und mit Paul Schmid auch den jetzigen zweiten Bürgermeister stellt, gibt es keine Partei- sondern lediglich Ortslisten in Sulzemoos: ein System, in dem sich das Bedürfnis nach Eigenständigkeit in den vier Gemeindeteilen Sulzemoos, Wiedenzhausen, Orthofen und Einsbach widerspiegelt, gleichzeitig aber auch Differenzen, die sich entlang von Parteilinien entwickeln könnten, gar nicht erst aufkommen lässt. Unter Gemeinderatsmitgliedern ist vor allem von guter, sachlicher Zusammenarbeit die Rede. Nominiert wurde Hainzinger für die Einsbacher Wählerliste; seine Kandidatur wird aber auch von allen anderen Listen unterstützt.

In der nächsten Wahlperiode warten auf Hainzinger und den Gemeinderat einige große Aufgaben. Die wichtigste und finanziell umfangreichste wird die des gemeinsamen Kläranlagenbaus mit Odelzhausen sein. Da stehen noch schwierige Verhandlungen mit dem Partner bevor. Auch sonst wartet Arbeit. So soll laut Gerhard Hainzinger das Einheimischenmodell der Gemeinde weiterentwickelt werden - ein Modell, in dem der Bau energieeffizienter Häuser beispielhaft von der Gemeinde gefördert wird. Bei der Ausweisung neuer Baugebiete sollen künftig auch Mehrfamilienhäuser geplant und ein Teil der Wohnungen entweder günstig im Einheimischenmodell vergeben oder für die Gemeinde vorgehalten werden. Wachsen soll auch das Gewerbegebiet, in dem noch größere Flächen zum Verkauf stehen. Geplant ist darüber hinaus der weitere Ausbau der Staatsstraße im Bereich von Wiedenzhausen. Die Haushaltslage der Gemeinde sei gut, sagt Gerhard Hainzinger, auch wenn es "immer ein Auf und Ab gibt".

Wehgetan haben Sulzemoos ohne Zweifel die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens Phoenix Solar, die für die Gemeinde mit erheblichen Gewerbesteuerrückzahlungen und einem gescheiterten Grundverkauf verbunden waren. Für den Kauf neuer Gewerbeflächen musste die einige Jahre schuldenfreie Gemeinde erneut Darlehen in Millionenhöhe aufnehmen. Gerhard Hainzinger sieht dennoch optimistisch in die Zukunft. Er glaubt, dass Wohnen und Arbeiten künftig wieder stärker "zusammenrücken" werden und es damit auch wieder verstärkt Bedarf an örtlicher Versorgung geben wird. Hoffnungsvoll ist Hainzinger auch, was den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs angeht: "Wenn das neue Rufbussystem angenommen wird, sind wir auf einem guten Weg". Auch auf die Einrichtung eines Autobahnbusses an der A 8 hofft der Bürgermeister: Die Studie hierzu, die in Arbeit sei, könne bundesweite Auswirkungen haben. Fraglich sei allerdings, "ob und wie schnell alles so kommt wie erhofft": Es gebe, sagt Hainzinger, "noch einige dicke Bretter zu bohren".

© SZ vom 05.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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