Sicherheit:Sicherheitsdebatte zum Dachauer Volksfest

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An diesem Donnerstag treffen sich die Stadt, Polizei und Rettungskräfte, um zu beraten, welche Maßnahmen sie zum Schutz der 300 000 Besucher ergreifen wollen.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Unter dem Eindruck der Gewalttaten in Bayern hat auch in der Stadt Dachau eine Debatte um die Sicherheit auf dem Dachauer Volksfest begonnen. Jedes Jahr besuchen es etwa 300 000 Menschen. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sagte am Mittwoch auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Volksfest, das Mitte August beginnt: "Die Ereignisse haben uns zum Nachdenken gebracht. Wir haben intensive Diskussionen geführt, die wir mit der Polizei noch erörtern müssen." Bereits an diesem Donnerstag treffen sich Vertreter der Stadt, der Polizei, des Roten Kreuzes, der Feuerwehr und der Schausteller zu einem Sicherheitsgespräch im Dachauer Rathaus. Sollten dabei verschärfte Sicherheitsmaßnahmen vereinbart werden, will OB Hartmann die Öffentlichkeit zeitnah informieren.

In der Landeshauptstadt München ist die Sicherheit auf dem im September beginnenden Oktoberfest ein zentrales Thema nach dem Amoklauf in München und dem Selbstmordattentat in Ansbach. Wirtschaftsreferent und Bürgermeister Josef Schmid (CSU) erhält nach Auskunft der Stadt freie Hand für Maßnahmen wie beispielsweise einen durchgehenden Zaun um die Wiesn oder ein Verbot von Rucksäcken. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte diese Maßnahmen vor wenigen Wochen noch für unnötig erachtet, doch die jüngsten Ereignisse haben offensichtlich zu einem Umdenken bei der Stadt geführt. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach sich kürzlich für eine stärkere Präsenz der Sicherheitskräfte auf dem Oktoberfest aus.

"Terrorangst sitzt immer tiefer in den Köpfen der Menschen"

Dieser Ansicht ist auch der Dachauer Volksfestreferent, Stadtrat Robert Gasteiger (Freie Wähler Dachau) im Gespräch mit der SZ. Mehr Polizisten und Sicherheitskräfte könnten mögliche Attentäter abschrecken, sagt er. Vorstellbar seien auch vereinzelte Kontrollen an den Eingangsbereichen des Dachauer Volksfests. Gasteiger befürchtet, dass sich die jüngsten Gewalttaten negativ auf die Besucherzahlen auswirken könnten. "Die Terrorangst sitzt immer tiefer in den Köpfen der Menschen. Das ist ein generelles Problem, das dazu führen kann, dass weniger Menschen ausgehen."

Oberbürgermeister Hartmann will nun abwarten, wozu die Fachleute von Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz raten. Polizeiliche Dauerpräsenz, Kontrollen auf den Zufahrtswegen und Zelteingängen sowie Taschenkontrollen seien Maßnahmen, worüber erst noch diskutiert werden müsse. Polizei und Sicherheitskräfte hätten in den vergangenen Jahren stets gute Arbeit geleistet. Gleichzeitig stellte Hartmann jedoch klar: "Eine hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben. Dieser Illusion darf man sich nicht hingeben, außer man sagt das Volksfest ganz ab."

Die Dachauer Polizei gibt sich vor Beginn des Dachauer Volksfests am Mittwoch, 13. August relativ gelassen. An ihrem Sicherheitskonzept, das sich in den vergangenen Jahren bewährt habe, wolle man nichts Grundlegendes ändern, sagte ihr Pressesprecher Björn Scheid. Im Haus der Erwachsenenbildung, das sich auf der Festwiese befindet, richtet die Polizei während des Volksfests wie gehabt eine Wache ein. Unter der Woche war diese in den Abendstunden besetzt, an den Wochenenden ganztägig. Zusätzlich patrouillierten zivile und uniformierte Beamte auf der Festwiese. Über die genaue Zahl der Einsatzkräfte und die Strategie der Dachauer Polizeiinspektion für das diesjährige Volksfest will ihr stellvertretender Leiter Albert Kapitza keine Auskünfte geben.

13 Sicherheitskräfte fürs große Festzelt

Für die Sicherheit in den fünf Festzelten engagieren die Festwirte eigenes Sicherheitspersonal. Im großen Festzelt sind laut Wirt Ewald Zechner permanent zehn bis 13 Sicherheitskräfte präsent. Ob ihre Zahl womöglich aufgestockt wird, lässt Zechner offen. Er wolle erst abwarten, was das Sicherheitsgespräch an diesem Donnerstag hervorbringt.

Gleiches gilt für das Bayerische Rote Kreuz. Die Dachauer Rettungskräfte und Sanitäter beziehen ihr Lager während des Volksfests - ebenso wie die Polizei - im Haus der Erwachsenenbildung. Nach Auskunft von BRK-Einsatzleiter Dieter Ebermann sind dort kontinuierlich sieben bis zehn Sanitäter zugegen, die sich in zwei Schichten abwechseln. Ebermann wird an dem Sicherheitsgespräch am Donnerstag teilnehmen. Ob die Zahl der Einsatzkräfte erhöht wird, werde dort mit den Sicherheitsbehörden abgesprochen. Schaustellersprecher Paul Tille rechnet fest mit einer "friedlichen Wiesn". "Es ist nicht der richtige Weg, jetzt einzuknicken", sagte er.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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