Seniorenpolitisches Konzept:Augen zu und durch

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Dachau Agil erarbeitet seit Jahren ein landkreisweit abgestimmtes seniorenpolitisches Konzept, dann tischt plötzlich die Kreis-CSU ein eigenes Programm auf. Jetzt weiß man auch, warum.

Helmut Zeller

Bald schon hätte eine gemeinsame Seniorenpolitik für die Kommunen im Landkreis Fahrt aufnehmen können, doch jetzt scheint das Ziel wieder weit entfernt. Der Grund: Die Kreis-CSU hat plötzlich ein eigenes seniorenpolitisches Konzept vorgelegt - und unterläuft damit das landkreisweit abgestimmte Programm von Dachau Agil. Es ist kaum zu fassen, aber der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU) versichert, dass dies ohne Absicht geschehen ist: Der Regionalentwicklungsverein Dachau Agil und seine Initiative mit Vertretern der Wohlfahrtsverbände planten demnach jahrelang nebeneinander - und der eine wusste vom anderen nichts. So erklärt der CSU-Kreisvorsitzende die seniorenpolitische Panne, die schon gravierende Folgen gezeitigt hat: Die Gemeinde Schwabhausen kündigte einen Alleingang in der Seniorenpolitik an. Aber Seidenath erklärt, dass beide Ansätze gut und rasch aufeinander abgestimmt werden könnten.

Der CSU-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath versichert, dass sich beide Konzepte in idealer Weise ergänzten. (Foto: © joergensen.com)

Im Sommer noch sollte der Kreistag das Agil-Programm absegnen, es geht ja um die Finanzierung durch die EU. Jetzt sollen die unterschiedlichen Ansätze abgestimmt werden - aber Bürgermeister Josef Baumgartner (Freie Wähler) und seinem Gemeinderat dauert das zu lange. Macht Schwabhausen, eine Pilotgemeinde des gemeinsamen Projekts, ernst mit seinem Ausstieg, und danach schaut es aus, dann steht das ganze Agil-Konzept auf wackligen Beinen. "Das ist dumm gelaufen", hatte der Agil-Vorsitzende, Vierkirchens Bürgermeister Heinz Eichinger (SPD), dazu erklärt. Wie dumm das wirklich gelaufen ist, macht erst Seidenath deutlich: "Wir sind aus allen Wolken gefallen." Erst kurz vor der jüngsten Kreisausschusssitzung hätten er und sein Arbeitskreis von dem Konzept des Regionalentwicklungsvereins Kenntnis erhalten - von einem Mitarbeiter des Landratsamts, bei dem alle seniorenpolitische Aktivitäten zusammenlaufen würden.

Die Vertreter von Caritas, AWO, Rotes Kreuz und VdK bastelten zusammen mit Seidenath eineinhalb Jahre lang an einem Konzept zur Bündelung seniorenpolitischer Aktivitäten im Mehrgenerationenhaus in Dachau. Und es blieb ihnen verborgen, dass auch Dachau Agil schon seit Jahren an einem Konzept strickt, um die Lebenssituation der alten Menschen im Landkreis, deren Zahl stetig zunimmt, zu verbessern. Seidenath versichert, man habe da nicht etwa Dachau Agil eins auswischen wollen, die Sache habe auch nichts mit Parteipolitik zu tun - man war einfach ahnungslos.

Dabei hätte man nur hinhören müssen: Im März kam das Agil-Projekt "Demografie managen" im Kreisausschuss im Rahmen der Haushaltsdebatte auf den Tisch. Mittel wurden dafür zur Verfügung gestellt. Nun hat man vom Senioren-Konzept des Vereins Dachau Agil nicht ständig und überall gehört - aber vom Himmel gefallen ist es auch nicht gerade. Die Geschichte nahm 2008 ihren Anfang: Der Landkreis hatte damals eine Studie über die Entwicklung der Altersstruktur und den künftigen Handlungsbedarf in der Seniorenpolitik erarbeiten lassen. Die Untersuchung, die mit einem Preis bedacht wurde, floss in das Agil-Projekt ein. In der Folge haben die Gemeinden Schwabhausen, Bergkirchen, Vierkirchen und Karlsfeld Teilprojekte übernommen - in Schwabhausen zum Beispiel mit erstaunlichen Ergebnissen: Die Bürger brennen darauf, sich ehrenamtlich zu engagieren. Deshalb sind die Schwabhausener auch so sauer über die zeitliche Verzögerung, die jetzt die Abstimmung beider Konzepte verursachen kann.

Aber das müssen die Schwabhausener offenbar gar nicht fürchten, also brauchen sie auch nicht auszusteigen. Zumindest sieht Seidenath den Fahrplan optimistisch: Sein Ansatz und das Agil-Konzept "ergänzen sich ideal", sagt er. Der Leader-Antrag könne bei der EU noch bis Jahresende gestellt werden. Spätestens Ende September werde man beide Konzepte aufeinander abgestimmt haben. Zwischen dem Agil-Chef Eichinger und ihm, sagt Seidenath, bestehe bestes Einvernehmen. Nur hätten sie halt einmal miteinander reden sollen, wie aus dem Landratsamt zu erfahren war.

© SZ vom 18.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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