Schwabhausen/Kranzberg:Das Museum um die Ecke

Lesezeit: 2 min

Besucher aus Schwabhausen: Hobbyarchäologe Manfred Moosauer (3.v.l.) führte die Gruppe von Gemeinderat Harald Jörg (r.) durch sein Museum. (Foto: oh)

Schwabhausener reisen in die Zeit vor 3000 Jahren

Von Helmut Zeller, Schwabhausen/Kranzberg

Vom Pantaleonsberg in Kranzberg fällt der Blick weit ins Ampertal. Schon dieses Panorama begeisterte die 22 Schwabhausener, darunter acht Kinder, die das Bronzezeit Bayern Museum besuchten. Im Museum erkundeten die Besucher dann in einer 3D-Animation diese Landschaft vor 3000 Jahren - und die größte bekannte bronzezeitliche Befestigung nördlich der Alpen. Gemeinderat Harald Jörg (FWS), der den Ausflug initiiert hatte, sagte der SZ: "Wir waren alle überrascht, welches Juwel an der Landkreisgrenze zwischen Freising und Dachau vorzufinden ist." Das Museum "um die Ecke", so Jörg, findet seit seiner Eröffnung im Mai 2014 großes Interesse. Bei nur zwei geöffneten Tagen in der Woche zählte man 2015 ungefähr 10 000 Besucher. Und es werden wohl noch mehr werden: Zurzeit wird ein museumspädagogisches Konzept für Kinder im Alter von zehn Jahren an in Zusammenarbeit mit dem Museumspädagogischen Zentrum München erstellt.

Schon jetzt werden Führungen für Schulen angeboten. Der Haimhausener Hobbyarchäologe Manfred Moosauer, dessen Engagement vor allem das einzigartige Museum zu verdanken ist, legt gerade auf den Besuch von Kindern großen Wert. Durch die moderne Ausstattung, etwa einen Touchscreen, wird Geschichte für sie auf spannende Weise erfahrbar gemacht. Ausgestellt sind originale Fundstücke sowie Replikate der Gold- und Bernsteinfunde. Seit 1994 erkundeten die Hobbyarchäologen Manfred Moosauer und Traudl Bachmaier die Stätte am Rande der Bernstorfer Kiesgrube. Sie stießen auf die Reste einer in einem Großbrand untergegangenen bronzezeitlichen Holz-Erde-Mauer von 1,6 Kilometer Länge. 1998 entdeckten sie Schmuck und rituelles Gerät aus Gold, das eine Verbindung zum antiken Ägypten belegt, weiter Bernsteine mit mykenischen Schriftzeichen, die zuvor nie außerhalb des Mittelmeerraums aufgetaucht sind.

Dann plötzlich, nach 14 Jahren, wurden im nicht immer von hehren Motiven getriebenen Wissenschaftsbetrieb Zweifel an der Echtheit der Funde laut. Im Mai dieses Jahres stellte Rüdiger Krause, Professor für Vor- und Frühgeschichte in Frankfurt, aber eindeutig fest: An der Echtheit der Funde aus der Mittleren Bronzezeit besteht kein Zweifel. Im Herbst werden die neuesten Untersuchungsergebnisse in einer Publikation vorgestellt, die den Streit in der Fachwelt ein für allemal beenden.

Darüber freut sich auch Alfons Berger, Vorsitzender des Fördervereins, der mit Moosauer die Schwabhausener Gäste führte. Gemeinderat Jörg wirbt für den Besuch des Museums, dessen Träger die Gemeinde Kranzberg ist. Bernstorf hat eine kulturelle und geschichtliche Bedeutung für ganz Europa, ein Ort, der Krause zufolge ein "herausragendes archäologisches Kulturdenkmal" ist (www.bronzezeit-bayern-museum.de).

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: