Röhrmoos und Vierkirchen:Experiment unter Nachbarn

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Als erste Gemeinden im Landkreis erwägen Röhrmoos und Vierkirchen, ein gemeinsames Gewerbegebiet auszuweisen. Damit entsprechen sie auch dem Wunsch der Bürger nach mehr interkommunaler Zusammenarbeit.

Wolfgang Eitler

Das Gewerbegebiet Pasenbach mit Blickrichtung Röhrmoos. (Foto: Toni Heigl)

- Als erste Gemeinden im Landkreis erwägen Röhrmoos und Vierkirchen, ein gemeinsames Gewerbegebiet auszuweisen und damit dem vehement vorgetragenen Wunsch von Bürgern nach mehr interkommunaler Zusammenarbeit zu entsprechen. Vierkirchens Bürgermeister Heinz Eichinger (SPD) hat den Vorschlag seines Röhrmooser Kollegen Hans Lingl (Freie Wähler) bereits am Donnerstagabend dem Gemeinderat vorgetragen. Lingl kündigt jetzt öffentlich an, dass er sich noch in seiner im Mai 2014 auslaufenden Amtszeit um einen definitiven Beschluss seines Gemeinderats bemühen will. Eichinger sagte der SZ am Donnerstag: "Ich bin gesprächsbereit."

Nun gibt es zwar im Landkreis die Westallianz von Karlsfeld über Bergkirchen, Sulzemoos, Odelzhausen nach Pfaffenhofen an der Glonn, Maisach und womöglich sogar darüber hinaus in den Landkreis Fürstenfeldbruck nach Egenhofen. Sie alle wollen auf unterschiedlichen Gebieten eng kooperieren. Aber ein Zweckverband ist noch nicht geplant, in dem alle Gemeinden Gewerbegebiete gemeinsam finanzieren und auch von ihnen profitieren. In einem solchen Fall müsste sich Karlsfeld beispielsweise in Odelzhausen beteiligen können und könnte geschickterweise auf eigene Gewerbegebiete verzichten. Denn Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) verfügt eh über keine nennenswerten Flächen mehr.

Dieses Schicksal teilt Kolbe mit Lingl in Röhrmoos, dessen Gemeinderat zwar eine große Anzahl von Grundstücken ausgewiesen hat. Aber keiner der Bürgermeister vermochte jemals die Eigentümer zu einem Verkauf zu überreden. Lingl: "Da ist keine Lösung in Sicht." Die Idee eines gemeinsamen Gewerbegebiets stellt sich für ihn als idealen Ausweg dar. Denn: "Auf diese Weise könnten wir den Stillstand in Röhrmoos beenden". Auf der Bürgerversammlung in Röhrmoos kündigte er an, dass im Erfolgsfall "sämtliche bisher vorgehaltenen Flächen wieder Grünland werden". Innerorts könnte sich dann kein Betrieb mehr ansiedeln. Nachbarkollege Eichinger bezeichnete diese Haltung als "konsequent".

Die geografische Lage des Vierkirchner Gewerbegebiets im Ortsteil Pasenbach erleichtert das Vorhaben entscheidend. Denn von dort führt bereits eine Straße direkt nach Röhrmoos. Der ehemalige Feldweg ist wegen der erfolgreichen Vierkirchner Wirtschaftspolitik, die im Landkreis parteiübergreifend als herausragend bewertet wird, provisorisch ausgebaut worden. Deshalb sagte Lingl auch auf der Bürgerversammlung in Röhrmoos, dass sich eine Zusammenarbeit mit Vierkirchen regelrecht aufdränge.

Auf der landkreisweiten Bürgerbeteiligung "Dorf und Metropole" mit etwa 1200 Teilnehmern, die von Eichingers Regionalentwicklungsverein Dachau Agil, allen 17 Gemeinden und dem Kreistag angestoßen wurde, kristallisierte sich in den vergangenen Monaten die Forderung nach mehr interkommunaler Zusammenarbeit heraus. Die Bürger wünschen sich gemeinsame Flächennutzungspläne für Wohn- und Gewerbegebiete oder auch für die Energieversorgung (Windkraft). Dadurch soll das Ziel eines moderaten Wachstums erreicht und dem Siedlungsdruck aus München begegnet werden, auch um den Charakter des ländlichen Raums zu erhalten. Eichinger gilt wie Lingl als Befürworter interkommunaler Gewerbegebiete sogar auf Landkreisebene.

Der Gemeinderat in Vierkirchen wird sich ganz besonders mit der Wachstumsfrage befassen müssen. Denn Eichinger hatte in der Vergangenheit schon mehrmals dargelegt, dass er seine Gemeinde an der Grenze der wirtschaftlichen Kapazität angelangt sieht. Seine Fragen sind: Wie groß darf ein Gewerbegebiet Pasenbach noch werden, ohne den dörflichen Charakter des Ortes restlos aufzugeben? Mit Antworten rechnet Eichinger nach den Kommunalwahlen 2014: "Darüber muss der neue Bürgermeister und der neue Gemeinderat entscheiden." Eichinger wie Lingl werden nicht mehr kandidieren.

© SZ vom 16.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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