Petershausen:Windkraftgegner und SPD geraten aneinander

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Das Windrad in Kammerberg erhitzt die Gemüter. (Foto: Niels P. Jørgensen)
  • Von den geplanten drei Windrädern wird nur eines gebaut.
  • Windkraftgegner wollen, dass die Gemeinde aus landkreisweiten Windkraftplanungen aussteigt.
  • Aktivisten werfen SPD vor, Stimmung gegen sie zu machen.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Die Bauarbeiten für das Windrad in Kammerberg kommen zügig voran. Der Betonturm ist fertiggestellt und ragt gut 100 Meter hoch in den Himmel südöstlich des Petershausener Ortsteils Weißling. Doch die kontroverse Debatte um das Projekt reißt nicht ab. Nun verwahrt sich die Petershausener SPD in einer Pressemitteilung gegen Vorwürfe der in der Bürgerinitiative Gegenwind (BI) organisierten Windkraftgegner. Die BI wiederum hatte sich offenbar durch einen Artikel in der SPD-Zeitung Petershausener Echo provoziert gefühlt und per Flugblatt dagegen gewettert.

Von ursprünglich drei geplanten Windrädern wird nur mehr eines tatsächlich gebaut. Doch nach wie vor bewegt Windenergie als Form der Energieerzeugung und ganz konkret die Anlage nahe dem Petershausener Ortsteil Weißling die Gemüter. So wollten die Windkraftgegner per Bürgerantrag erreichen, dass die Gemeinde aus landkreisweiten Windkraftplanungen aussteigt. Ziel war, dass in Petershausen künftig die 10-H-Abstandregel für Windkraft gelten soll, Windräder also nicht näher als etwa zwei Kilometer zur Wohnbebauung liegen können.

"Wir wollen nicht als erste Gemeinde den gemeinsamen Flächennutzungsplan beerdigen"

Eine knappe Mehrheit von Freien Wählern und SPD plädierte im Gemeinderat aber für ein Festhalten an der gemeinsamen Planung. "Weil wir nicht als erste Gemeinde den gemeinsamen Flächennutzungsplan beerdigen wollten", schreibt Fraktionssprecher Rolf Trzcinski dazu in der jüngsten Ausgabe der SPD-Zeitung Echo. Sollten andere Gemeinden die gemeinsame Planung zu Fall bringen, werde sich die SPD für eine Petershausener Windkraft-Planung einsetzen, so Trzcinski.

Der nüchterne Beitrag im SPD-Blatt rief jetzt den hitzigen Widerspruch der BI auf den Plan. Die SPD vergesse den Schutz der Bürger und habe "von Anfang an Stimmung gegen unseren Verein gemacht", heißt es in einem aktuellen Flugblatt. Tatsächlich habe sich die SPD gerade zum Schutz der Petershausener dafür eingesetzt, dass die Schallemissionen der ursprünglich geplanten drei Windräder kumulativ geprüft würden, widersprechen die Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung.

Allerdings sei die SPD "der Meinung, dass Windenergie zur Bekämpfung des Klimawandels notwendig ist". Die BI kritisiert dagegen fehlende Fachkompetenz in Sachen Energiefragen bei den Genossen und wirft der Petershausener SPD vor, auf Renditeversprechen der Windkraftlobby hereingefallen und einer "Industrieromantik" erlegen zu sein.

Wichtiger Faktor der Energiewende

Doch "wer Energie erzeugen will, muss dies in irgendeiner Form industriell bewerkstelligen", entgegnet Trzcinski. Die Petershausener SPD habe nie ein Hehl daraus gemacht, "dass wir Windkraft als wichtigen Faktor bei der Energiewende brauchen und befürworten", sagt Ortsvereinsvorsitzende Hildegard Schöpe-Stein. Auf die Behauptung der BI, die SPD würde mit der "unglaublich dummen Frage: Wäre euch Atomkraft lieber?" ein "Totschlagargument" pro Windkraft verwenden, antwortet der Vorstand der Petershausener SPD: "Unglaublich dumm ist es, anzunehmen, dass wir ohne regenerative Energien auf Atomkraft verzichten können - und der Wind gehört einfach dazu."

Wo die BI die Sorge um Infraschall umtreibt, verweist die SPD auf die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Nur beim ganz offensichtlich spöttisch gemeinten Zuspruch der BI, man wünsche der SPD für die nächste Wahl viel Erfolg, nehmen die Genossen die Windkraftgegner ebenso ironisch beim Wort. "Wir bedanken uns dafür."

Die Bürger Energie Genossenschaft Freisinger Land veranstaltet einen "Tag der offenen Baustelle" am Sonntag, 16. August, 11 bis 17 Uhr auf der Anlage. Führungen um 11, 14, 16 Uhr.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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