Markt Indersdorf:Ein Berg von Arbeit

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"Wir müssen viel erklären", sagt Irmgard Weigl (am Rednerpult) vom Asyl-Helferkreis Indersdorf. Sie berichtete auch über die Spenden von Bürgern. (Foto: Toni Heigl)

Als vor zwei Jahren die ersten Flüchtlinge ankamen, bildete sich der Asyl-Helferkreis. Die Ehrenamtlichen stehen vor neuen Herausforderungen.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Auf den Indersdorfer Asyl-Helferkreis kommen neue Herausforderungen zu. In der Tennishalle sind derzeit 180 Menschen untergebracht - die Notunterkunft ist damit bis auf den letzten Platz belegt. Die ehrenamtlichen Helfer wollen deshalb ein Team zusammenstellen, das sich vorwiegend um die Flüchtlinge in der Halle kümmert und die Betreuer der Caritas unterstützt. Auf einem Informationsabend am Montagabend warb der Helferkreis um Unterstützung und weitere ehrenamtliche Mitarbeiter. Auch Landrat Stefan Löwl verwies darauf, dass die Aufgaben der Helferkreise angesichts steigender Flüchtlingszahlen zunehmen werden. Im nächsten Jahr müssten landkreisweit mindestens hundert neue Plätze in dezentralen Unterkünften geschaffen werden.

Der Asyl-Helferkreis in Markt Indersdorf wurde vor mehr als zwei Jahren gegründet. Damals zogen die ersten Asylbewerber in die Tennishalle im Gewerbegebiet ein. Helferkreise existierten zu diesem Zeitpunkt nur in Dachau und Hebertshausen. Mittlerweile gibt es in fast jeder Landkreiskommune Bürger, die sich ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmern. Und die Arbeit der Helfer nimmt ständig zu. "Wöchentlich haben wir neue Aufgaben", sagte Georg Weigl, der mit seiner Frau Irmgard und Martha Jilek zu den Stützen der Indersdorfer Gruppe gehört. Seit Kurzem ist in der Containeranlage in der Rieder Straße auch ein 15-jähriger Bub aus Pakistan untergebracht - ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling, der noch der Schulpflicht unterliegt. Außerdem leben in den Containern inzwischen auch Frauen, darunter drei, die schwanger sind. Das stellt die Helfer vor neue Aufgaben. Sie begleiten die Asylbewerber auf dem Weg zu Behörden, zum Arzt oder bei Fahrten mit dem MVV, der für die Flüchtlinge völliges Neuland ist. "Wir müssen viel erklären", sagte Irmgard Weigl, die solche Fahrten organisiert.

Mehr als ein Jahr in der Tennishalle

Im August 2013 kamen die ersten Asylbewerber, 30 Männer aus Afrika, in der Tennishalle an. Im Dezember wurden weitere Flüchtlinge aus Afrika im Jugendzeltlager in Ainhofen untergebracht, erinnerte Georg Weigl an die ersten Schützlinge des Helferkreises. Mehr als ein Jahr verbrachten die Flüchtlinge in der Tennishalle, bevor sie im September 2014 nach Schwabhausen in die dort errichteten Container zogen. Viele kehrten im Februar 2015 nach Markt Indersdorf zurück, als auch hier die Container standen. Sie wollten wieder in ihre vertraute Umgebung, wo einige schon Arbeit gefunden hatten.

Weil die Asylbewerber erst nach neun Monaten Aufenthalt eine Arbeitserlaubnis erhielten, vermittelte der Helferkreis Ein-Euro-Jobs. Einige Flüchtlinge leisteten gemeinnützige Arbeit für die Gemeinde. Derzeit haben 17 Asylbewerber eine Arbeitsstelle, sieben davon einen Vollzeitjob, sagte Weigl. "Und wir haben noch Leute, die gern arbeiten würden." Die Kunst sei aber, einen Arbeitgeber zu finden. Eine weitere wichtige Aufgabe des Helferkreises ist die Organisation des Deutschunterrichts. Anfangs waren die Ehrenamtlichen auf sich allein gestellt, später boten auch die Volkshochschule und die Berufsschule in Dachau Kurse an. "Wir Ehrenamtliche bereiten jetzt den Unterricht nach", sagte Heike Döll vom Helferkreis. Mittlerweile gebe es auch Deutschkurse in Form von Apps, die einige Asylbewerber nutzen würden.

"Sie haben viel geleistet", würdigte Landrat Stefan Löwl die Arbeit der Helfer. Doch er machte keinen Hehl daraus, dass die Arbeit weiter zunehmen wird. Derzeit werden dem Landkreis 54 Flüchtlinge pro Woche zugewiesen. Für Dezember kündigte die Regierung 66 Asylbewerber wöchentlich an. "Doch diese Zahl wird wohl weit überschritten", befürchtet der Landrat. Mindestens hundert neue Plätze müssten nächstes Jahr geschaffen werden. Löwl: "Wir können auf die Entwicklung nur reagieren."

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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