Landkreis Dachau:Gerechte Geschäfte

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Der weltweite Handel mit Fairtrade-Produkten boomt - davon profitiert auch das Handelshaus in Amperpettenbach.

Olivier Vogel

AmperpettenbachUnter welchen Arbeitsbedingungen werden die Bananen gepflückt, die man im örtlichen Supermarkt täglich kaufen kann? Ist es für den Kaffeeplantagenbauer in Peru oder Bolivien überhaupt möglich, von seinem Lohn zu leben? Immer mehr Konsumenten entscheiden sich für fair gehandelte Produkte. Die Fairtrade-Branche verzeichnet zweistellige Wachstumsraten: Von 2005 bis heute ist der Umsatz von Produkten aus dem fairen Handel von 50 Millionen auf etwa 400 Millionen Euro angestiegen. Im Landkreis Dachau profitiert ganz besonders das Fair Handelshaus in Amperpettenbach von diesem Trend.

Immer mehr Kunden wollen, dass ihre Produkte unter sozial gerechten Bedingungen hergestellt werden: Gaby Strobl und Markus Raschke vom Fair Handelshaus in Amperpettenbach. (Foto: npj)

Zurückführen lässt sich dies laut Markus Raschke, Vorstandsmitglied des Fair Handelshaus Bayern eG, auf zwei Faktoren. So wurde im Jahr 2003 eine Marktanalyse durchgeführt, bei der ermittelt wurde, dass ein erheblicher Anteil in der deutschen Bevölkerung die Idee von fair gehandelten Produkten unterstützt. Dies sei auch die Grundlage der Informationskampagne "fair feels good" gewesen, welche von Transfair e.V. und dem Dachverband der Weltläden durchgeführt wurde. Daraufhin hätten, so Raschke, auch große Handelsketten und Discounter reagiert und vermehrt Fairtrade-Produkte in ihrem Sortiment angeboten.

Ein Produkt, seien es Lebensmittel, ein Spielzeug oder ein Musikinstrument, gilt dann als "Fairtrade", wenn dem Erzeuger ein von einer zertifizierten Fair-Trade-Organisation festgelegter Mindestpreis, der über dem jeweiligen Weltmarktpreis liegt, bezahlt wird. Der Erzeuger, beispielsweise ein Kaffeebauer ist typischerweise in einer Genossenschaft organisiert, die seine Produkte abnimmt und für den Export verwaltet. Im Bereich von Handwerksprodukten sind es örtliche Kleingruppen, die direkt mit Exportorganisationen zusammenarbeiten. In den Zielländern werden die Endprodukte von Fairtrade-Dachorganisationen wie GEPA oder El Puente vermarktet, von denen auch das Fair Handelshaus Bayern einen großen Teil seiner Produkte bezieht. Die Bereitschaft mit dem Kauf solcher Produkte faire Löhne in den Produzentenländern zu unterstützen, sei vor allem bei Kunden mit hohem Interesse an Nachhaltigkeitsthemen gestiegen. Insofern sei es kein Zufall, meint Raschke, dass auch die Hauptanbieter von Bio-Produkten nun auch auf die Vermarktung von fair gehandelten Erzeugnissen setzen.

Es gebe auch im Landkreis Dachau immer mehr Kunden, die das Vertrauen haben möchten, dass ihre alltäglich konsumierten Lebensmittel zu sozial gerechten Arbeitsbedingungen erzeugt wurden, was GEPA- oder Fairtrade-Siegel dokumentieren. Solche Produkte bietet das Fair Handelshaus in Amperpettenbach seit 1984 an, nachdem verschiedene Weltläden und Aktionsgruppen sich mit dem Ziel einer gemeinsamen, bayernweiten Vertriebsstruktur zu einer Genossenschaft als regionaler Partner der GEPA zusammenschlossen. Öffentlichkeitswirksame Aktionen wie beispielsweise die Initiative "Jute statt Plastik" bei der die Bürger angehalten wurden, ihre Plastiktüten abzugeben und stattdessen Jute-Taschen aus Bangladesch zu kaufen, machten die Thematik auch der breiteren Bevölkerung bekannt. Durch den Bedeutungszuwachs in den letzten Jahren beschäftigt das Fair Handelshaus mittlerweile schon 26 Mitarbeiter, wovon 14 fest angestellt sind.

Die Produkte, die in Amperpettenbach derzeit verkauft werden, kommen aus allen Teilen der Welt. Einen besonders engen Kontakt pflegt das Fair Handelshaus mit Zuckerproduzenten von den Philippinen, welche regelmäßig Delegationen nach Bayern entsenden. Neben den fair gehandelten Produkten aus aller Welt legt das Haus auch Wert auf die Unterstützung und Vermarktung von lokalen und regionalen Produkten, die den Kriterien von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung entsprechen.

Das Fair Handelshaus ist mit der Entwicklung der letzten Jahre sehr zufrieden. Raschke fordert, dass im öffentlichen Beschaffungswesen von Lebensmitteln neben den Faktoren Qualität und Preis auch das Kriterium der sozialen Verträglichkeit und der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen müssten. Nur so könne die Sparte in Zukunft wachsen und immer mehr Erzeugern in Entwicklungsländern gerechtere Löhne ermöglichen.

© SZ vom 15.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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