Kommunalwahlen in Dachau:Ein schwarzer Tag für die CSU

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SPD-Kandidat Martin Güll zwingt Stefan Löwl überraschend in eine Stichwahl. Auch der Dachauer OB Bürgel schafft es nicht auf Anhieb und die Christsozialen verlieren obendrein noch Odelzhausen.

Von Helmut Zeller

SPD-Landratskandidat Martin Güll zwingt seinen CSU-Mitbewerber Stefan Löwl in die Stichwahl. (Foto: Niels P. Joergensen)

Ein schwarzer Sonntag für die CSU: Ihr Landratskandidat Stefan Löwl, der schon als Favorit galt, hat den Wahlsieg verpasst und wird von dem SPD-Bewerber Martin Güll in die Stichwahl gezwungen. Der SPD-Landtagsabgeordnete brachte es auf 37,89 Prozent der Stimmen. Der 40-jährige Löwl erreichte nur vier Prozentpunkte mehr und lag damit weit von der absoluten Mehrheit entfernt. Mit einem solchen Ergebnis hatte niemand, vor allem nicht die CSU im Landkreis gerechnet. Die Christsozialen sehen nun der Stichwahl am 30. März mit Bangen entgegen. Die Aufbruchstimmung der CSU in der Landtags- und Bundestagswahl im Herbst 2013 hat damit ein jähes Ende gefunden.

Auch in der Stadt Dachau muss Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) in die Stichwahl. Immerhin drei der fünf Gemeinden, in denen langjährige Bürgermeister der Freien Wähler nicht mehr kandidierten, hat die CSU übernehmen können. Anton Kerle in Altomünster, Richard Reischl in Hebertshausen und Franz Obesser in Markt Indersdorf. In Röhrmoos muss der CSU-Kandidat Dieter Kugler, der die absolute Mehrheit um nur einen halben Prozentpunkt verpasst hat, mit dem Volker Nist, dem Bürgermeisterkandidaten der Freien Wähler (FW) in die Stichwahl; ebenso in Petershausen. Günter Fuchs, der amtierende Bürgermeister, stellt sich in 14 Tagen dem Herausforderer Marcel Fath (FW). Das Erdweger Rathaus bleibt in der Hand der Freien Wähler: Georg Osterauer gewann mit 56,80 Prozent. In Vierkirchen gewann der SPD-Bewerber Harald Dirlenbach die Nachfolge des SPD-Bürgermeisters Heinz Eichinger mit gar 65 Prozent. Besonders schmerzhaft ist das Ergebnis in Odelzhausen für die CSU. Konrad Brandmair verlor die Bürgermeisterwahl nach drei Amtsperioden mit kläglichen 39 Prozent.

Die Ursache dafür liegt in der Kläranlage-Affäre meinten Parteifreunde. Vor der Auszählung am Sonntagabend im Landratsamt gab sich Landrat Hansjörg Christmann (CSU) zuversichtlich: Er rechne nicht mit einer Stichwahl in der Stadt Dachau, sagte er. Seinem schon sicher gewähnten Nachfolger Stefan Löwl gab er 53 bis 55 Prozent. Als die Niederlage offenbar war, sagte Christmann nichts mehr. Nach 37 Jahren und sechs Landratswahlen, in denen er nie in die Stichwahl musste, kandidierte Christmann nicht mehr. Die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt kommentierte den Ausgang der Landratswahlen mit nur einem Satz: "Das ist erstaunlich." Doch meinte sie, dass Löwl die Stichwahl für sich entscheiden werde. Der CSU-Kreisvorsitzende, sichtlich schockiert von dem Ergebnis, erklärte, man werde den Vorsprung ihres Kandidaten in 14 Tagen in einen Wahlsieg umsetzen. Löwl selbst sagte, er habe bei einem Gegner wie Martin Güll mit einer Stichwahl gerechnet. Aber er habe auf einen Sieg im ersten Durchgang gehofft. Weitere Statements wollte die CSU-Führungsriege nicht abgeben - sie stand unter dem Eindruck des Desasters. Besonders Dachau enttäuschte die CSU: In der Großen Kreisstadt votierten lediglich 40,35 Prozent der Wähler für Löwl. Güll errang sogar etwas mehr Stimmen in Dachau. Der CSU-Spitzenkandidat blieb in einer Reihe von Gemeinden gar deutlich unter 40 Prozent: In Hilgertshausen-Tandern, in Markt Indersdorf, Petershausen, Röhrmoos, Schwabhausen, Vierkirchen und Weichs. Auch das Karlsfelder Ergebnis, inzwischen eine Hochburg der CSU, fiel mager aus: 49 Prozent.

Martin Güll, der 60-jährige Bildungsexperte der SPD-Landtagsfraktion, fand kaum Worte für seinen Erfolg. "Damit habe ich zwar geliebäugelt, aber nicht wirklich gerechnet", sagte er. Spekulationen über seine politische Zukunft wehrte Güll am Abend ab. Aber er gab zu verstehen, dass er nun die Option Landrat für realistisch und verlockend hält. Im Fall seiner Wahl zum Landrat müsste Güll sein Landtagsmandat niederlegen. Damit wäre in einem tiefschwarzen Landkreis wie dem Dachauer die CSU-Vorherrschaft gebrochen.

Für Erstaunen sorgte auch das Ergebnis von Michaela Steiner, der Landratskandidatin der Freien Wähler. Sie errang einen Achtungserfolg von 20,23 Prozent, fünf Prozentpunkte mehr noch als die Grünen-Kreisrätin Marese Hoffmann 2008 einfuhr. "Ich freue mich, dass es eine Stichwahl gibt", sagte Steiner. Das sei die Entscheidung des Wählers und so sei es gut, sagte sie. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 54 Prozent der 111 000 Wahlberechtigten. 2008 waren es noch 59 Prozent. Am 30. März finden neben der Landratswahl in Dachau, Petershausen und Röhrmoos Stichwahlen statt.

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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