Kommunalwahl in Dachau:Das Ende der Hochburgen

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Die Kommunalwahl in Dachau: Geringe Beteiligung, viele Briefwähler und schwache Ergebnisse für die CSU und ihren Oberbürgermeister Peter Bürgel in Augustenfeld.

Von Walter Gierlich

Ein Traumergebnis für Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) war am Sonntagabend gegen 18.45 Uhr auf dem Bildschirm im Dachauer Bürgerbüro zu sehen. Mehr als 20 Stimmbezirke waren ausgezählt, und das Balkendiagramm mit den Resultaten zeigte für den Amtsinhaber 56,3 Prozent. Doch es war tatsächlich nur ein schöner Wunschtraum für die Christsozialen, denn wegen Softwareproblemen wurde die Grafik nicht aktualisiert. Zu sehen war immer das Ergebnis aus Pellheim, einer ländlichen Hochburg der CSU. Lediglich in den Tabellen unterhalb der bunten Grafik war zu sehen, dass die Vision vom Durchmarsch zu diesem Zeitpunkt längst geplatzt war. Dort stabilisierte sich Bürgels Ergebnis bei knapp 47 Prozent. Am Ende dann waren es exakt 47,3 Prozent - das bedeutete Stichwahl.

Von der Stichwahl überrascht

Dass es eine Stichwahl geben könnte, hatte man bei der CSU offenbar überhaupt nicht erwartet. Zwar sagte Bürgel am Sonntagabend, dass man bei vier Kandidaten mit einer Stichwahl rechnen müsse, doch darauf vorbereitet waren weder er noch seine Partei. Anders die SPD: Noch in der Nacht zum Montag machten sich die Genossen auf und verzierten die Plakate ihres OB-Kandidaten Florian Hartmann, der mit 26,7 Prozent ein überraschend gutes Ergebnis erzielt hatte, mit dem Aufkleber: "Jetzt gilt's! Stichwahl 30. März". Erst in der Nacht zum Dienstag zog die CSU nach: Morgens waren auch auf den Bürgel-Plakaten die Aufrufe zur Stichwahl zu sehen.

Noch einmal Volldampf

Als am Sonntagabend endgültig feststand, dass es eine Stichwahl geben wird, war das auch für den scheidenden Landrat Hansjörg Christmann (CSU) eine Überraschung. Doch während sich Oberbürgermeister Bürgel auf der nicht gerade fröhlichen CSU-Wahlparty eher wortkarg gab, kündigte Christmann vollmundig an, dass man in den kommenden 14 Tagen noch einmal mit Volldampf Wahlkampf machen werde.

5482 stimmten schriftlich ab

Wirklich erschreckend bei der Kommunalwahl in Dachau war die Beteiligung: Nur 43,5 Prozent betrug die Wahlbeteiligung in der Großen Kreisstadt sowohl bei der OB- wie bei der Stadtratswahl. Und von den 14 921 Dachauern, die sich an der Wahl beteiligten, machten das 5482 per Briefwahl. Das sind 36,7 Prozent aller abgegebenen Stimmen, also mehr als ein Drittel. Deswegen ist das Bild verzerrt, wenn in einzelnen Wahllokalen nur eine Beteiligung von weniger als einem Viertel registriert wurde, etwa im Pfarrheim Sankt Jakob in der Altstadt, wo von 1110 Stimmberechtigten nur 260 an die Urne gingen. Das macht 23,4 Prozent. Noch krasser sieht es in zwei Stimmbezirken in Dachau-Ost aus: Im Bezirk 28 im Adolf-Hölzel-Haus lag die Beteiligung bei nur 19,0 Prozent, im Stadtbauhof sogar nur bei 18,2 Prozent. Aber wie gesagt: immer unter Vorbehalt wegen der Briefwähler.

Dörfliche Idylle

Selbst im ländlichen Pellheim gaben nur 34,7 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme persönlich ab, so viele wie nirgends sonst in Dachau. Der dörfliche Stadtteil fällt auch sonst ein wenig aus der Reihe. Wie bereits erwähnt, kam Bürgel hier auf 56,3 Prozent, während Grünen-Kandidat Thomas Kreß mit 6,3 Prozent zufrieden sein musste. Auch die CSU lag hier mit 49,5 Prozent deutlich über ihrem Gesamtergebnis von 38,0 Prozent. Und die Freien Wähler landeten mit 8,6 Prozent hinter der SPD auf Platz drei - vor Grünen, ÜB und Bündnis für Dachau.

Umstrittene Umzugspläne

Aus der Reihe fällt zumindest teilweise auch der Stadtteil Augustenfeld. Dort befindet sich das Sportgelände des TSV Dachau 1865, dessen Aussiedelungspläne in den vergangenen Monaten zu einem heiß umstrittenen Wahlkampfthema geworden sind. In der Berufsschule kam Bürgel, der die Umzugspläne massiv vorantreibt, nur auf 35,5 Prozent, die CSU auf 30,1 Prozent. Im Wahlbezirk 34 in der Grundschule gaben dem amtierenden OB nur 37,7 Prozent der Wähler ihre Stimme, während sich die CSU dort sogar mit 29,9 Prozent begnügen musste. Umgekehrt holten SPD, Grüne und Bündnis für Dachau, die den Umzugsplänen des Sportvereins kritisch gegenüberstehen, hier überdurchschnittlich viele Stimmen: SPD-OB-Kandidat Hartmann erzielte 35,8 Prozent (Berufsschule) und 37,7 Prozent (Grundschule). Die Grünen kamen in der Berufsschule auf 18,0 Prozent, in der Grundschule auf 11,1. Ihr OB-Kandidat Kreß durfte sich über 14,8 Prozent in der Berufsschule und 18,4 Prozent in der Grundschule freuen. Die Bündnis-Liste kam auf 11,1 und 15,1 Prozent.

0,62 Prozent

Wirkliche Hochburgen der Parteien lassen sich kaum ausmachen. Die CSU hat im Wahlbezirk 28 in Dachau-Ost mit 51,9 Prozent ihr bestes Ergebnis erzielt. Aber auch die SPD holte mit 29,6 Prozent (Wahlbezirk 22) in Dachau-Ost ihr bestes Ergebnis. Und ihr abtrünniger Stadtrat Horst Ullmann holte mit seiner Liste in diesem Bezirk 6,4 Prozent und landete damit hinter seinen ehemaligen Genossen auf Platz drei. Die ÜB schwächelt in Dachau-Ost, wo sie in der ehemaligen Realschule nur 3,7 Prozent der Stimmen holte. Die FDP wurde dort mit 0,62 Prozent geradezu marginalisiert, während die Freien Wähler mit 10,7 Prozent ein Rekordergebnis einfuhren.

© SZ vom 19.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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